Bevor ich in Friedrichshafen im Hotel ins Bett falle, suche ich mir die für den Folgetag geplante Verbindung von Friedrichshafen nach Alp Grüm heraus und hinterlege sie im DB Navigator unter "meine Reise". Nach knapp sechs Stunden Schlaf klingelt der Wecker, der erste Griff geht zum Handy, und danach bin ich wirklich wach.
Denn dort leuchtet mir in Rot ein "Fahrt fällt aus" entgegen.
Zwischen Deutschland und unserem Nachbarland Schweiz gibt es drei direkte Bahnverbindungen (von Ost nach West):
Lindau-Bregenz-St. Margarethen (gut, auch nicht direkt, ist ein Stück Österreich dabei): Deutsche Zulaufstrecke nur mit Diesel befahrbar (aber das ist eine gaaaaaz andere Geschichte),
Singen-Schaffhausen: Deutsche Zulaufstrecke über weite Strecken nur eingleisig (Gäubahn) oder steil (Schwarzwaldbahn, die aber für die Betrachtung dieses Artikels zur Seite fällt), Fahrtrichtungswechsel in Singen notwendig (wir arbeiten dran), und schließlich
die Rheintalbahn, um die es in diesem Artikel gehen soll.
Durch eine Störung bei einer Baustelle bei Rastatt ist die Rheintalbahn seit Samstag Mittag vollständig unterbrochen. Und es sieht so aus, als ob das wochenlang so bleiben wird.
Nach einem größeren Softwareupdate und der Umstellung auf Markdown-Formatierung ist mir beim Schmökern mein Blogartikel von meiner ersten Schlafwagenreise nach der Jahrtausendwende aufgefallen. Dabei kommt die CityNightLine so gar nicht gut weg und ich fühle eine Richtigstellung angesagt.
Ich bin seitdem etliche Male mit der CityNightLine gefahren, allerdings immer im Einzelabteil (Economy Single kostet etwa 100 Euro Aufpreis gegenüber der normalen Fahrkarte, was für BC25-Fahrgäste dadurch relativiert wird, dass für die Nachtzüge immer sehr günstige Sparpreise verfügbar sind). Dabei sind mir die Hasenställe in den Doppelstockschlafwagen über die Jahre hinweg geradezu ans Herz gewachsen. So war ich zunächst gar nicht begeistert darüber, dass bei meiner Abschiedsfahrt am letzten Verkehrstag des CNL-Zugs von Kopenhagen nach Zürich der erwartete Dosto schon durch einen einstöckigen Schlafwagen der Comfortline ersetzt war.
Schlafwagen ist für mich eine der schönsten Arten zu reisen. Ich liebe es, bei ausgeschaltetem Abteillicht die dunkle Welt draußen vorbeiziehen zu sehen und schlafe wie ein Baby. Am Zielort bin ich frisch und ausgeschlafen, habe gefrühstückt und bin zufrieden.
Da mein Fahrer diese Woche urlaubt, musste ich heute sehen, wie ich selbst ins Büro komme. Sandra hat mir ihr Auto aufgedrängt, abre ich wollte ihr das Auto nicht für zwei Tage klauen und habe mich in den ÖPNV gesetzt. Reisenotizen einer erstaunlich verpatzten Fahrt am Mitteltag einer Brückenwoche, wo es eigentlich völlig entspannt hätte sein sollen.
Ich steige in Mannheim Hbf in den ICE und suche mir ein unbesetztes Abteil. Nur ein Fensterplatz ist ab Frankfurt reserviert. Ich setze mich an den Gang.
In Frankfurt Flughafen steigt ein weiterer Fahrgast zu. Er setzt sich mir genau gegenüber, ich weiche (weil ich gerne meine Beine ausstrecke) auf den Mittelplatz aus.
Liebe DB, wie wäre es, wenn Du Deinen Fernverkehrs-Zugchefs in der nächsten Fachschulung mal mitteilst, dass das englische "arrive" nicht das Wort für "erreichen" ist?
Auf dem Papier gibt es die Regel "Fernverkehr vor Nahverkehr" ja nicht mehr. Hat was mit dem diskriminierungsfreien Zugang zu tun. Aber gelebt wird es immer noch etwas anders.
So hat es mich eben fast mein Mittagessen gekostet, dass die Transportleitung es vorgezogen hat, eine in der Ankunft pünktliche S-Bahn in Heidelberg fast zwölf Minuten stehen zu lassen, um zu verhindern, dass ein zwanzig Minuten verspäteter, anstelle von "zehn Minuten vor der S-Bahn" zehn Minuten nach planmäßiger Abfahrt der S-Bahn ankommender Intercity kurz vor Mannheim Hbf auf eben diese S-Bahn aufläuft und sich nochmal zusätzlich zwei Minuten einfängt. Der IC ist auf Minute :47 in Friedrichsfeld Süd durchgerauscht; die pünktliche S-Bahn wäre (hätte man sie pünktlich fahren lassen) auf :42 in Friedrichsfeld Süd und auf :51 in Mannheim Hbf gewesen. Das hätte für den IC maximal nochmal +2 gegeben, aber die Fahrgäste der (vollen, Feierabendverkehr!) S-Bahn ihre Anschlüsse noch erreichen lassen.
Jetzt reicht es mir mit dem Fahrkatenautomaten in Friedrichsfeld Süd endgültig. In Zukunft wird bei Störungen des Geldkartenlesers halt ohne Fahrkarte eingestiegen, und wenn ein Zugbegleiter mir dann dumm kommt darf er halt versuchen mir was reinzuwürgen.