Odyssee in Bahn
Auf einer Reise nach Hamburg geht einiges bahntechnisch schief. Das ist für mich die erste größere Bahnfahrt dieses Jahr, die nicht hauptsächlich reibungslos abläuft.
Am Samstag ist ICE 78 in Mannheim bereits mit +25 angekündigt. Laut RIS ist es eine Triebfahrzeugstörung, am Bahnsteig und später im Zug werden "Personen im Gleis" genannt. Im RIS stehen auch noch einige andere Züge aus Richtung Basel als wegen Triebfahrzeugstörung verspätet geführt, weswegen ich eine falsche Schlüsselnummer im führenden System vermute.
Die Verspätung bauen wir dank Zugfolge und der inzwischen schon üblichen Langsamfahrstellen auf der Neubaustrecke zwischen Fulda und Hannover bis Hamburg-Dammtor auf 36 Minuten aus.
Auf der Anzeigetafel in Hamburg Hbf wird unsere Verspätung inzwischen mit einer "Signalstörung" begründet.
In Dammtor bekomme ich erstmal einen Schreck: Dort sind einige Straßen gesperrt, auf der Straße geht nix und Busse fahren auch keine. Ich finde interessant, wie sehr die Bahn ablehnende Haltung meiner Mutter in meine Denke Eingang erhalten hat - denn ich brauche bald fünf Minuten um auf die Idee zu kommen, statt des Bus 109 einfach die U1 zu nehmen.
Schon am nächsten Tag geht es auf die Rückfahrt. Eigentlich ist geplant, mit dem ICE 679 bis Heidelberg zu fahren, um von dort um 00:20 Uhr mein in Mannheim-Friedrichsfeld Süd abgestelltes Auto zu erreichen. Doch es kommt anders.
Da die Daten von HAFAS für den Bus 109 von der Realität abweichen (HAFAS ist der Meinung, der Bus führe nur im 20-Minuten-Takt), bin ich deutlich zu früh in Dammtor auf dem Fernbahnsteig. Das ist mein Glück, denn ich entscheide mich kurzfristig gegen den 679 (der laut Wagenstandanzeiger und Reservierung ein ICE 1 ist) und begebe mich statt dessen in den 685 nach Nürnberg (ICE 2, Steckdose!) um dann in Kassel in den 679 umzusteigen.
Der 685 kommt aus Altona mit +12 (Begründung: Störung am Triebfahrzeug). Wagen 22 ist unklimatisiert und unbeleuchtet. Kurz vor Hannover besichtige ich das RIS, um zu prüfen, wie sehr der 679 aus dem Plan ist (peinlich wäre es, wenn der 679 irgendwo zwischen Göttingen und Kassel überholen würde). Ich reiße die Augen auf, als ich dort "Zug fällt aus" lese.
In Hannover angekommen, höre ich vom Bahnsteig aus die Bestätigungsansage: Der 679 fällt wegen einer Störung am Triebfahrzeug aus; die Fahrgäste sollen mit unserem 685 bis Göttingen fahren, dort gibt es dann einen Ersatzzug. Es geht dann in der Fahrplanlage des 679 (+17) weiter nach Göttingen.
Kurz vor Göttingen werden die Fahrgäste in Richtung Frankfurt aufgefordert, bis Fulda im Zug zu bleiben; dort würde der 1552 warten. Auf dem Weg nach Göttingen fahren wir eine Weile auf dem Gegengleis. In Göttingen bekommen wir nochmal +8 (nun +25) wegen Aufnahme verspäteter Anschlußreisender.
In Kassel steht am Bahnsteig gegenüber der 2379 nach Frankfurt. Wir werden aber aufgefordert, nicht in den 2379 umzusteigen, denn der in Fulda wartende 1552 bringt uns schneller nach Frankfurt als der 2379. Kassel ab +28.
Auf der Fahrt bis Fulda geht es über weite Strecken nur mit 160 km/h voran. Ob das an den üblichen Langsamfahrstellen liegt oder daran, dass inzwischen die Güterzüge auf der NBS unterwegs sind und der ICE deswegen eine Geschwindigkeitsbeschränkung bekommt, weiß ich nicht. Jedenfalls werden wir kurz vor Fulda informiert, dass wir inzwischen 38 Minuten verspätet seien und die Transportleitung entschieden hatte, den 1552 doch nicht warten zu lasssen. Man bedauere diesen Vorfall und verweist auf den 697.
In Fulda lade ich erstmal einen Döner in den Magen und betrachte dann den Fahrplan. Innerhalb von zehn Minuten fahren drei ICEs nach Frankfurt, so dass ich mich nach einem weiteren Besuch des Experten-RIS entschließe, nicht den 697, sondern den kurz dahinter fahrenden und laut RIS pünktlichen 1015 nach Frankfurt zu nehmen. Während der Wartezeit vergewissere ich mich, dass alle Alternativen (übrigens auch der 791 aus Hamburg, der nach dem 679 der erste Ersatzzug gewesen wäre, als auch der 2379 ab Kassel) ab Frankfurt im 1551 münden und somit für mich verspätungstechnisch gleichwertig wären. Fahrgäste mit Endziel Frankfurt hätten mit dem 2379 ab Kassel weitere 15 Minuten sparen können.
Der Verzicht auf den "nächsten" ICE beschert mir einen angenehm leeren Zug und einen Platz mit Streckensicht in der vorderen Lounge des ICE-T. In Frankfurt kommen wir drei Minuten vor Plan an, obwohl wir ab dem Esig Hanau ständig auf den vorauslaufenden (und im Gegensatz zu uns in Hanau gehalten habenden) 679 auflaufen.
Der 1551 ist als IC tarifiert, wird aber mit einem ICE-T gefahren. Nach Kopf am Flughafen erreichen wir Mannheim Hbf über die westliche Einfädelung pünktlich.
Dort lasse ich mich von meiner Freundin mit dem Auto abholen und verringere meine Ankunftsverspätung in meiner Wohnung somit auf knapp +40. Wäre ich wie geplant in Friedrichsfeld-Süd in mein eigenes Auto umgestiegen, wären es +66 gewesen (01:26 anstelle 00:20).
Anstelle der üblichen Textbausteinigung will der DB-Kundendialog diesmal eine Kopie der Fahrscheine sehen.
Comments
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-thh on :
Die Hinfahrt mit ca. 30 Minuten Verspätung, aber ohne Anschlußverlust würde ich noch als "im wesentlichen reibungslos" für die Verhältnisse der Bahn bezeichnen. Bei der Rückfahrt sieht das natürlich anders aus.
Das ist ein Fehler. Man nehme immer (!) den Zug, den man bereits erreicht hat, es sei denn, dieser kommt merklich (30 Minuten oder mehr) später an. Denn man weiß nie, ob man den günstigeren Zug später überhaupt erreicht und wenn ja, wie dessen Verspätungsstatus dann aussieht.
Zu oft beschwert?
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Das ist jetzt meine erste Beschwerde seit der Einführung der Künast-Charta.
Axel on :
Nett. Vom ICE-T habe ich btw. erst aus der Wikipedia erfahren, ihn aber noch nie im Einsatz gesehen. Hier unten fahren lediglich die Steuerwagen-ICs (teilweise mit dem Steuerwagen direkt hinter der 218 - wohl, damit die Elloks direkt ans andere Zugande angekuppelt werden können.
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Naja, wenn man in Dieselland wohnt, kommen Elektrotriebzüge eher nicht vor der eigenen Haustür vorbei.
Die IC-Steuerwagen sind nicht mit jeder 218 kompatibel - die Steuerwagen haben die modernere zeitmultiplexe Wendezugsteuerung (ZWS), und dazu passende 218 gibt es nur in Homöopathischen Dosen; diese sind üblicherweise mit Doppelstockzügen unterwegs.
Axel on :
Mift, verwechselt mit dem TD...
Florian Frank on :
"Am Samstag ist ICE 78 in Mannheim bereits mit +25 angekündigt."
Wie es der Zufall so will, saß ich natürlich im selben ICE, allerdings ab Karlsruhe, Wagen 14. Hätte man das gewusst, hätte man sich ja fast treffen können.
Gruß Flo