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Ende der Telefonkarten-Ära

Heute ist für mich die Telefonkarten-Ära zuende gegangen. Leider nicht so, wie eigentlich beabsichtigt. Aber immerhin hat die Servicewüste Deutschland ihrem Namen mal wieder alle Ehre gemacht.

Die Geschichte beginnt damit, dass ich mein Telefonino im Büro liegen lasse, und das erst in der Straßenbahn bemerke[1]. Da dort unter anderem auch die Auftragsnummer für mein Bahn-Tix abgelegt ist, muss ich im Büro anrufen, um mir die Nummer zur Bahnkarte durchgeben zu lassen.

Gleich am Hauptbahnhof ist ein Kartentelefon, aber meine Telefonkarte ist abgelaufen. "ABGELAUFEN, -> T-PUNKT" blitzt mir entgegen. Also, zum erstenen Mal seit fünfzehn Jahren wieder ein Münztelefon benutzen. Nummer geben lassen, Fahrkarte ziehen, ab nach Stuttgart.

Natürlich hat Vic ausgerechnet heute zehn Minuten Verspätung, aber wir treffen uns doch noch. Auf dem Weg zum Schloßplatz wunder ich mich, warum die Fußgängerzone so voll ist: Klar, die Geschäfte haben noch offen. So auch der T-Punkt. Wir gehen hinein, und ich erwarte eigentlich, dass der Tausch der abgelaufenen Telefonkarte gegen eine neue Karte genauso unbürokratisch abläuft wie der Tausch der DM- gegen die Euro-Karte vor knapp über zwei Jahren.

Während am einen Tisch zu einem DSL-Anschluß noch ein "einfach zu konfigurierender" Wireless-LAN-Router und ein T-Online-Zugang verkauft wird, schwatzt der Verkäufer am zweiten Tisch seinem Kunden einen Relax-Tarif auf. Kunde drei bekommt eine T-Net-Box verkauft. Endlich bin ich dran. "Die Telefonkarte ist abgelaufen" - "Ja, die müssen wir einschicken. Hier ist das Formular" - "Was, Formular? Das geht nicht sofort?" - "Nein., das können wir nicht (mehr)." - "Wieviel ist denn noch drauf" - "Drei Euro fünfundsiebzig" - "Wissen Sie was, behalten Sie den Scheiß. Guten Tag."

Mir ist da echt der Kragen geplatzt. Als ob es nicht schlimm genug ist, dass eine Telefonkarte, die man fast immer nur in Notfällen gebraucht, abläuft, auf dass sie dann, wenn man sie braucht nicht mehr funktioniert, die Rückholung des Guthabens ist auch noch ein Verwaltungsakt. Und das bei einem zinslosen Kredit, den ich der Telekom immerhin vor rund 12 Jahren gegeben habe. Unverschämtheit.

Anyway, die Telefonzelle ist ein sich todlaufendes Konzept, und ich hab' jetzt wieder eine Karte weniger im Portemonnaie. Bleibt zu bemerken, dass ich die Geschichte auch hätte souveräner zu Ende bringen können. Aber im Tiefpunkt geht mir eh immer das Messer in der Tasche auf.

[1] Irgendwie wird "Telefon liegenlassen" noch zu meinem Lieblingssport, wenn ich auch bisher noch immer dort gepunktet habe, wo es nicht zur Mailadresse unter handyverlierer.de gereicht hat.

Trackbacks

Placebox's personal blog on : Umtausch von Telefonkarten - Deutschland wieder geteilt?

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Zugschlus berichtet in seinem Blog über seine Probleme, eine abgelaufene Telefonkarte der Deutschen Telekom in einem Stuttgarter T-Punkt umzutauschen. Ich mache in Karlsruhe gänzlich andere Erfahrungen.

Comments

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Isotopp on :

Der Fehler im System ist unter anderem der T-Punkt. Ich war nach dem Debakel mit meinem ST-55 im Mobilcom-Laden in Karlsruhe, meinen anderen Handyvertrag zu aktualisieren und ein neues Gerät zu organisieren. Was soll ich sagen? Geringe Wartezeit, kompetente Beratung und eine Verkäuferin mit Ideen.

Ich bin extrem zufrieden.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Nur mit dem kleinen Haken, dass die Telefonkarte mit Festnetz-Telefonzellen der Telekom funktionieren sollte, ich somit bei Mobilcom nicht so viel Erfolg gehabt hätte.

Meine Erfahrung war übrigens der Tiefpunkt Stuttgart, nicht der in Karlsruhe.

Placebox on :

In Karlsruhe am Europaplatz hättest Du auch eine gänzlich andere Erfahrung gemacht.

Dein Artikel erinnerte mich an insgesamt vier seit März 2005 abgelaufene Telefonkarten in meinem Besitz. Ich ging also in Erwartung eines auszufüllenden Formulars und der Aussage "Das geht alles zum Zentrum für Kartenanwendungen nach Nürnberg und in bereits sechs Wochen erhalten Sie neue Karten per Post." in den T-Punkt Karlsruhe Europaplatz und war nach einer Minute wieder draußen. Mit zwei frischen Karten gültig bis 2008 (alle Restguthaben auf eine Karte ging nicht, weil das insgesamt über EUR 20,-- waren). Kein Formular, keine Unterschrift, nur ein kurzer freundlicher Wortwechsel mit der T-Com-Customer-Sales-Assistant (oder wie auch immer die gerade heißen).

Feine Sache.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

BITTEWAS? Das ist ja wohl der Gipfel. seufz

Jetzt muss man auch schon in Tiefpunkten nach mehrheitsfähigen Aussagen suchen.

DL2MCD on :

In München ging das früher auch im T-Punkt, jetzt muß man einschicken.

Und ja: Immer, wenn man die Karten mal braucht, sind sie schon wieder abgelaufen :-(( kein Wunder, daß sich Telefonzellen nicht mehr lohnen...

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