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Haben Sie das Wasser schonmal ab- und wieder aufgedreht?

Die Waschmaschine beklagt sich mit einem Piktogramm über mangelnden Wasserdruck. Die Frau beschwert sich. Ich wische das weg mit "da hat sich irgendwas verklemmt, bitte weiter beobachten" und vergesse die Geschichte.

Ein paar Tage später fällt mir auf, dass sich der Wasserstrahl morgens beim Zähneputzen beim Wechsel von Kalt- auf Warmwasser deutlich sichtbar verändert. Das war früher nicht der Fall. Auch die Dusche verliert spürbar an Kraft. Aber so lange ich noch sauber werde, lasse ich auch das erstmal auf sich beruhen.

Dann beginnt die Frau, sich zunehmend ebenfalls über die Dusche und den im ganzen Haus nicht mehr optimalen Druck des Warmwassers zu beschweren. Das Kaltwasser ist ohne Tadel. In meinem Kopf materialisieren sich Albträume von vierstelligen Rechnungen über Heizungsreparatur. Da unsere Wasserenthärtungsanlage zur Wartung ansteht und ich der Firma für die Wasserenthärtung mehr vertraue als der Heizungsfirma, verabrede ich einen Termin zur Wartung und bitte darum, auch mal einen Blick auf den Warmwasserdruck zu werfen. Der Termin ist allerdings erst in einem Monat. Die Frau ist unglücklich.

Weiter nach dem Klick.

Über die erste Woche der Wartezeit wird es schlimmer. Die Dusche beginnt auch mich zu nerven. Nun kommt der entscheidende Hinweis: Die Waschmaschine meckert jetzt nicht nur über mangelnden Wasserdruck, sondern sie bricht Waschvorgänge ab. Die Warnung ist also zu einem Fehler geworden. Das kennen wir ja aus der IT. Nur, dass ich das Problem mit der Waschmaschine schon längst verdrängt hatte.

Dennoch war die meckernde Waschmaschine der Schlüssel zur Fehlersuche, denn die Waschmaschine hängt am Kaltwasser. und zwar quasi hinter dem Abzweig zur Warmwasserbereitung. Da der Kaltwasserstrang ins Haus nicht betroffen ist und vor der Warmwasserbereitung abzweigt, hat sich durch dieses Indiz die Heizung aus der Menge der möglichen Verantwortlichen verabschiedet und der Fehler muss in einem nur knapp anderthalb Meter langem Bereich der Verrohrung liegen.

Auf dem Bild sehen wir horizontal laufend das Kaltwasserrohr mit Fießrichtung von rechts nach links. Rechts knapp ausserhalb des Bildes ist der Anschlußblock der Wasserenthärtungsanlage, dann geht das Kaltwasserrohr ins Haus nach oben weg und links daneben das Kaltwasserrohr zur Gartenzapfstelle mit den Armaturen zur herbstlichen Entwässerung. Dann schlängelt sich das Rohr hinter dem Hauptabwasserrohr vorbei und nach einigen weiteren Zentimetern sehen wir ein weiteres Absperrventil. Die auf diesem mit viel Mühe sichtbare grüne Markierung wird uns später noch beschäftigen. Hinter diesem Ventil geht nach oben das Zuleitungsrohr zur Warmwasserbereitung weg, das horizontale Rohr setzt sich dann fort zur Nachfülleinrichtung für die Heizung, zum Waschbecken im Hauswirtschaftsraum und zur Waschmaschine.

Eine kurze Recherche mit anschließendem sehr lehrreichen Großthread im Usenet zeigt, dass diese Installation nur mit viel gutem Willen fachgerecht ausgeführt ist und dass die grüne Banderole auf dem Ventil dieses als kombiniertes Freistromventil mit Rückflussverhinderer kennzeichnet, das man mit KFR-Ventil abkürzt. Solche Ventile werden u.a. zwischen Warm- und Kaltwasserinstallation eingebaut, um erstens die Warmwasserinstallation einzeln absperren zu können und um zweitens den Rückfluss von potenziell verschmutztem Wasser in den Kaltwasserbereich oder gar ins Netz zu verhindern.

Leider hat der vom Fertighauslieferanten beauftragte Installateur nicht nur an dieser Stelle ziemlich lieblos gearbeitet, so dass man dieses hinter der Heizungsanlage eingebaute Ventil nur mit ganz langem Arm dran kommt. Kürzer gewachsene Menschen haben da vermutlich überhaupt keine Chance und müssen hinter die Heizung kriechen. Für ein Ventil, dessen Funktionstüchtigkeit eigentlich einmal im Jahr geprüft werden muss (das wusste ich übrigens nicht) ein selten dämlicher Montageort. Aber beim Einbau war das sicher total bequem, da stand ja schließlich die Heizung noch nicht davor.

Jedenfalls habe ich das Ventil einmal zu- und wieder aufgedreht (und auch nicht vergessen, es von der "ganz auf" Stellung wieder eine halbe Umdrehung zu zu drehen), und seitdem funktioniert das Warmwasser wieder einwandfrei. Offensichtlich hatte sich in dem Ventil Schmodder abgesetzt, der durch den Hauseingangsfilter durchgegangen ist, und der konnte nach der mechanischen Bewegung weiterfließen. Ich hatte danach das Waschbecken laufen lassen, damit das Zeug (wird ein ekelhafter Biofilm gewesen sein, brrr, das will ich eigentlich gar nicht wissen) nicht in der Heizung landet.

Lerninhalt: "Have you tried turning it off and on again" funktioniert nicht nur in der IT, sondern auch in der Installation.

Dann kann ich diesen Artikel noch mit zwei Tipps abschließen:

  • Absperrventile in der Hausinstallation (ja, dazu zählen auch die Eckventile) einmal im Jahr zu und wieder auf drehen.
  • "auf" bedeutet: Bis zum Anschlag drehen und dann eine halbe Drehung wieder zu. Sollte das Ventil festgehen, hat man zwei Richtungen um es loszuwackeln. Vielleicht löst sich ja auch beim Drehen in Richtung "auf" schon etwas.

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