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Dusche oder besser gleich weglassen? - nein, war nur ein Scherz (Teil 1)

Wikipedia schreibt:

Die Dusche erlaubt die künstliche Beregnung des Körpers mit kaltem oder warmem Wasser zur Körperpflege. Ursprünglich vor allem in Volksbädern und medizinischen Anstalten anzutreffen, ist sie heute Bestandteil eines typischen modernen Badezimmers. Zahlreiche Wohnungen besitzen keine Badewanne, sondern nur noch eine Duschkabine.

Und ich möchte Euch in diesem Artikel schreiben, wie man sich in seinem Haus eine schöne Dusche baut und wie man es richtig macht.

Aber zuerst ein paar Vorworte zum Thema "Wasser im Haus". Will man eigentlich nicht haben. Leider ist es trotzdem nahezu überall: Im Frischwassernetz (unter Druck stehend, im Defektfall nahezu unerschöpflich, im Zweifel den Keller bis Oberkante befüllend), im Abwassernetz (dreckig, stinkend) und in der Heizung (heiß, flächig verteilt, dreckig, aber wenigstens nicht unerschöpflich). Ein Schaden in einem dieser drei Bereiche erzeugt eigentlich immer direkt fünfstellige Folgeschäden, und die Behebung sorgt unvermeidlich für "Flurschäden" biblischen Ausmaßes, weil man den fehlerhaften Bereich nicht einfach dauerhaft außer Betrieb nehmen kann und eigentlich immer irgend etwas aufgestemmt werden muss. Leider kommt man ohne Wasser im Haus nicht aus. Zum Thema Wasserschäden vespreche ich einen eigenen Artikel.

Unser Haus hat zwei Badezimmer: Ein Gästebad unterm Dach, ursprünglich als Bad zur inzwischen weggesparten Sauna gedacht, mit Dachflächenfenster, Badewanne und einfacher Dusche, und das "Master-Bad" im Obergeschoss, innenliegend (also ohne Fenster), mit Doppelwaschtisch, WC, Bidet und Luxusdusche.

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Duschtasse, old fashioned

Die bei weitem verbreitetste Art zum Einbau einer Dusche in Privatwohnungen ist die Duschtasse: Ein mit einer verkleinerten Badewanne vergleichbares, in verschiedenen Maßen, Formen und Tiefen erhältliches Sanitärobjekt, das man mit einem Styroporfuß oder einer Metallunterkonstruktion entweder auf den Rohfußboden oder auf den fertigen Estrich stellt und ggf. nur noch den über das Estrichniveau herausragenden Sockel verfliesen muss. In meiner Kindheit gab es Duschtassen fast ausschließlich in etwa 15 cm Tiefe, mit einem gleichzeitig als Überlauf dienenden Rohrstöpsel, in die man zum Duschen hineingestiegen ist. Vorteil ist hier natürlich, dass der Abfluß nicht unbedingt gut funktionieren muss, weil man gar nicht so lange duschen kann, bis die Tasse komplett mit Wasser gefüllt ist und überläuft. Und gerade, obwohl die klassische Duschtasse wie ein Relikt aus Omas Zeiten wirkt, ist sie gerade für ältere Leute denkbar unpraktisch.

Flachtasse

Etwas schöner und zeitgemäßer ist die Flachtasse, die nur noch wenige Millimeter tief ist und die sich im Neubau nahezu bodengleich in einer Estrichaussparung versenken lässt, dabei keine Stolperfalle bildet und dabei auch noch halbwegs kostengünstig ist. So eine Duschtasse haben wir im Gästebad verbaut, unter anderem weil Sandra - zu Recht - der dritten Alternative ein gesundes Mißtrauen entgegengebracht hat und unbedingt eine Duschtasse haben wollte. Sie steht auf einem Duschwannenfuß (Symbolbild, nicht das bei uns verbaute Exemplar) und ist etwa zwei cm höher als das Fußbodeniveau eingebaut, damit die Duschtür dicht mit der Tasse schließt und man dennoch einen hochflorigen Duschvorleger vor der nach außen öffnenden Tür haben kann.

Ich wäre vermutlich nicht zufrieden, wenn ich das Ding jeden Tag benutzen müsste. Vielelicht liegt das auch nur daran, dass ich weiß, was für eine lächerliche Konstruktion unter der Duschtasse steht, aber gefühlt gibt das Ding beim Betreten mehrere Zentimeter nach. Dass das objektiv nicht sein kann, weil sonst die Silikonfuge zwischen Duschtasse und Wand nach zweimaligem Betreten gerissen sein müsste, beeinflusst meine Wahrnehmung nicht großartig. Aber es ist ok, und ich benutze diese Dusche eigentlich nur nach dem Baden. Meine Alltagsdusche ist die Dusche im fensterlosen Master-Bad.

"bodengleich" geflieste Dusche.

Das ist die Königsdisziplin des Duschenbaus. Optisch soll die Konstruktion so aussehen, als wäre der Fliesenboden des umgehenden Raums einfach durchgezogen, man duscht sozusagen mitten im Raum und das Wasser läuft über einen Bodenabfluss oder eine Duschrinne ab. Das finde ich aus Hotel und Therme optisch sehr ansprechend und für mich stand schon in der Planungsphase fest, dass ich so eine Dusche in meinem Bad haben möchte.

In der Praxis ist natürlich der Boden nicht einfach normal durchgezogen, sondern man definiert sich einen Duschbereich, in dem der Boden ein Gefälle in Richtung Abfluß aufweist. Da man eine Bodenfliese nicht einfach biegen kann, um den Übergang in das Gefälle hinzubekommen, hat man in aller Regel an der Linie, an der das Gefälle beginnt, eine sichtbare Fuge, wenn nicht der Verband der Bodenfliesen so ausgewählt wurde, dass an dieser Stelle sowieso eine Fuge zu liegen kommt.

Für den Abfluß hat man die Wahl zwischen einem normalen Ablauf (verhältnismäßig günstig, sieht aber aus wie im Schlachthof), einer Duschrinne (gibt es als Baumarktschrott [teuer und unbrauchbar] und in benutzbar [sehr teuer]) und irgendwelchen extravaganten Lösungen wie einer Wandrinne mit Ablauf in der Ecke (sackteuer). Erschwerend kommt hinzu, dass an dieser Stelle zwei Gewerke, nämlich der Sanitärinstallateur und der Fliesenleger, wenn man Pech hat noch zuätzlich der Estrichleger, millimetergenau zusammen arbeiten müssen. Sprich: Handwerker nennen sowas eine risikolose Goldgrube. Risikolos ist sie deswegen, weil man immer irgend einen Weg findet, die Schuld auf den jeweils anderen Handwerker abzuwälzen, und am Ende zahlt es sowieso immer derselbe: Nämlich der Bauherr.

Vorhang, Tür oder nix?

"Modern" sind Duschen, die keine Abgrenzung zum Rest des Badezimmers haben. Maximal eine Wand. Richtig gut aussehen tun auch Duschen, für die man hinter einer links und rechts offenen Trennwand durchläuft (trockener Eingang links, fließend Wasser hinter der Wand, nasser Ausgang rechts, wie bei einer Großküchen-Spülstraße). Aber praktisch ist das nicht: Es ist kalt, weil die durch das Duschwasser angewärmte Luft sofort in den Restraum entweicht und bei meinem Duschstil steht sowieso das ganze Badezimmer unter Wasser. Ich weiß nicht, wie ich das anstelle, aber auch in der Therme kann ich meine Badelatschen gar nicht weit genug von der Dusche weg stellen, ohne dass sie nach der Dusche extranass sind. Das ist nicht mehrheitsfähig, die Mitbenutzerin des Badezimmers haßt es nasse Füße zu bekommen wenn sie selbst nicht duscht. Und eigentlich würde sie gerne duschen, ohne nass zu werden.

Ein Vorhang ist für mich nicht akzeptabel. Kalt, kommt beim Duschen immer dem Körper nahe, klebt an der Haut, man spritzt sowieso links und rechts daran vorbei. Eine Dusche mit Vorhang ist für mich wie "nicht vorhanden". Übrigens: Wusstet Ihr dass eine nach DIN barrierefreie Dusche keine Tür haben darf, sondern einen Vorhang haben MUSS? Ich habe das erst bei der Recherche für diesen Artikel gelernt.

Also eine Tür. Und zwar eine aus Glas. Und am besten eine, über die ich nicht hinwegspritzen kann und die so an der Wand befestigt wird, dass man auch an der Beschlagseite gut an ihr vorbei putzen kann.

Es gibt Duschtüren, die nach innen öffnen. Damit das praktikabel ist, muss man entweder extrem skinny sein oder die Dusche muss riesengroß sein. Am besten beides. Sonst ist es ein Krampf, an der Tür vorbeizuquetschen, damit man sie dann schließen kann.

Also sollte die Duschtür nach außen öffnen. Aber da man möchte, dass die Tür im geschlossenen Zustand möglicht dicht mit dem Boden abschließt, damit nichts rausläuft, kann man dann nichts vor die Dusche legen, also auch keinen Duschvorleger, den die Dame des Hauses unbedingt haben möchte. Deswegen gibt es Duschtüren, die sich auf den letzten Zentimetern ihres Weges in die geschlossene Position auch noch etwas absenken, um die gewünschte Dichtheit herzustellen, und sich beim Öffnen entsprechend wieder anheben, um die erwartete Bodenfreiheit zu erreichen. Das ist zwar schön gedacht, für den von der Dame gewünschten hochflorigen Vorleger reicht es bei einer wirklich bodengleich ausgeführten Dusche dennoch nicht. Unter anderem deswegen geht es vom Boden in die Flachtasse des Gästebads nochmal um ca 2 cm aufwärts.

Übrigens ist nahezu garantiert, dass die Duschtür am Einzugstag noch nicht geliefert und eingebaut ist: Nahezu alle Lieferanten bestehen darauf, die Türöffnung nach Fertigstellung des Wand- und Bodenbelages selbst auszumessen um die Tür dann auf den Millimeter paßgenau bestellen zu können. Und das dauert dann sechs bis acht Wochen. Da der Fliesenleger auf einer normal geplanten Baustelle auch nicht als erster arbeiten kann, wird der Einzugstermin eigentlich immer verfehlt.

Als dann schließlich der Mensch zum Aufmaß der Duschtür bei uns erschien, lautete sein Urteil, dass die von uns seit über einem Jahr geplante Tür nicht eingebaut werden kann, weil die Wand zu krumm ist. Die für dieses Türmodell erforderlichen (engen) Toleranzen hat uns niemand mitgeteilt, die Rohwand ist innerhalb der für den Fertighausbau zulässigen Toleranzen ausgeführt und ein Fliesenleger hätte dies mit geeigneter Verlegetechnik ausbügeln können, wenn man die Anforderungen hätte in den Auftrag schreiben können. Und wer badet's aus? Wie immer, der Bauherr. Immerhin ist die schließlich eingebaute Tür 200 Euro billigergünstiger als die ursprünglich geplante, hat aber dafür einen nicht so schön putzfreundlichen Beschlag.

Die Sanitärseite

Eigentlich hätte ich gerne eine Dusche, die genug Wasser heranschafft, dass ich von allen Seiten angesprüht werde und keine Gefahr laufe, dass es mir unter der Dusche kalt werden könnte. Also: Zusatzbrauseköpfe mindestens an den Seiten. Von diesem Wunsch musste ich mich schon vor dem Baubeginn verabschieden. Mehr Duschen verbrauchen mehr Wasser. Dafür braucht es besonders groß vorgesehene Zuleitungen (alles genau so wie der Kunde es haben möchte, unter Putz geplant) und Abwasserleitungen mit größerer Nennweite, und der hochmotivierte Ausstattungberater des Fertighauslieferanten hatte offensichtlich keinen Bock, uns diesen Wunsch vorzurechnen. Er bremst mich in seiner unnachahmlichen Art mit seinem Standardsatz "Oh, das wird aber teuer" aus und war wie bei so vielen anderen Punkten nicht in der Lage, "teuer" wenigstens annäherungsweise in Euro und Cent auszudrücken. Und auch bei meinem geseufzten Aufgebe-Satz "dann wenigstens eine Aufputz-Regendusche" war er zwar in der Lage, aufmerksam zur Kenntnis zu nehmen, dass er nur den "langweiligen" Standard-Montageset einplanen muss, aber so weit, um aus "Regendusche" auf "Mehr Wasser pro Zeit, also besser den Abfluß auch größer vorsehen" zu schließen, hat es dann doch nicht gereicht. Und die Gefahr, den lediglich 200 Liter großen Warmwasserspeicher der Heizungsanlage ratzfatz leerzuduschen, ist weder ihm noch mir aufgefallen. Da im Fertighausbau die Sanitärbausteine bereits im Werk in die Wandelemente eingepasst werden, war uns auch die Möglichkeit, meine Duschlandschaft "bauseits" auszuführen, verbaut.

und weiter?

Jetzt ist der Artikel schon wieder lang genug geworden. Das bedeutet insbesondere, dass Ihr die Themen

  • Wie wir dann schließlich gebaut haben
  • Warum wir das nach knapp fünf Jahren schon wieder haben rausreißen lassen

im zweiten Dusch-Artikel (mit Bildern) und noch ein paar technische Schmankerln zu

  • Ablaufleistung
  • Fugen
  • Armaturen
  • Pflege
  • Licht

erst im dritten Dusch-Artikel vorgesetzt bekommt.

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Bernd Wachter on :

Die Beschreibung der gefliesten Dusche liest sich nach "Fliesen auf Estrich". Falls dem so ist ist das Pfusch. Da gehoeren noch mehrere Lagen Wassersperre dazwischen, sowohl auf dem Boden als auch an der Wand.

Ich hab in Finnland gekauft, nicht gebaut, aber mir auch genau angeschaut was da dann an Reparaturen anfallen wird. Ich hab dann auch mal die Standards hier mit dem typischen Deutschen Badezimmer verglichen, und zumindest das was ich kenne wuerde ich in Deutschland nach Finnischem Standard umbauen. Zum Beispiel werden die Waende der Dusche oft ohne ordentliche Wassersperre gefliest, das geht ein paar Jahre gut, und irgendwann hat man dann halt Wasser in den Waenden.

Hier ist die im Boden integrierte Dusche der Normalfall - in Billigausfuehrung ist Vinyl auf dem Boden, in der teureren Variante gefliest. Das komplette Badezimmer ist als eine Nasszelle ausgefuehrt, mit Wassersperre am kompletten Boden und den Waenden hoch. Bei Vinylboden geht der Vinylbelag mindestens 20-30cm die Waende hoch.

Der Boden hat ueblicherweise mehrere Abfluesse - einen in der Dusche, einen in der Sauna, einen vor der Waschmaschine, einen im Boden unter dem Waschbecken, und der Wandanschluss der Waschmaschine leert da auch rein. Gerade das mit der Waschmaschine ist unheimlich praktisch - wenn mal das Flusensieb verstopft ist kann man das einfach aufmachen ohne sich Gedanken machen zu muessen dass da jetzt Wasser auslaeuft. Der Boden hat mehrere Gefaelle die Wasser jeweils in die entsprechenden Abfluesse leiten, immer von den Waenden weg.

Die verschiedenen Rohre im Boden laufen zusammen, und gehen als ein grosser Abfluss raus. Grosszuegig dimensioniert, ueberall ein Siphon drin, dadurch ist eine Verstopfung an schwer zugaenglicher Stelle praktisch unmoeglich. Ableitung vom Waschbecken geht ueber einen Gummipfropfen in den Boden, und ist auch einfach zu entfernen und zu reinigen.

Alles was Druck hat muss hier ausserhalb der Wand verlegt werden - das wuerde ich falls ich doch mal wieder nach Deutschland komme auch kopieren. Dadurch faellt natuerlich auch sowas wie ein in die Wand integrierter Spuelkasten fuers Klo flach, aber Undichtigkeiten in Zuleitungen fallen schnell auf, und haben keine bis wenige negativen Auswirkungen.

Empfehlung hier ist alle 15 Jahre (kann man auch mal bis ~20 rauszoegern, sollte dann aber immer mal Feuchtigkeit messen lassen) die Badezimmer zu renovieren, um feuchten Waenden/feuchtem Fundament vorzubeugen. Das duerfte auch in vielen Deutschen Baedern weit ueberzogen werden, obwohl es gerade da mit den nicht ordentlich abgedichteten Waenden noetig waere.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Geduld, geduld, über die bodengleiche Dusche hab ich ja noch gar nicht geschrieben ;-)

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