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Niederspannungs-Hausverkabelung mit KNX im Wohnhaus

Ich muss hier mal einen Grundlagenartikel einschieben, um es mir später bei dem Artikel über die Gosund-Steckdosen einfacher zu machen.

Die Aufgabe "230V schalten" wird bei uns im Haus üblicherweise mit KNX-Aktoren erledigt, die größtenteils zentral in der "Unterverteilung" im Hauswirtschaftsraum eingebaut sind. Das bedeutet, dass wir mehr Kupfer einbauen mussten, als in einem normalen Haus verbaut ist.

in herkömmlicher Installation

Normalerweise hat man in einem nach heutigen Ansprüchen gebauten Haus für Licht und Steckdosen für jeden Raum einen Licht- und einen Steckdosenstromkreis, jeweils dreiadrig ausgeführt, wobei der Lichtstromkreis am Schalterplatz neben der wichtigsten Tür vorbeikommt, um dort die Lichtschalter einzubauen. Von dort geht es dann ebenfalls dreiadrig zu den "Brennstellen" weiter. Möchte man mehr als eine Schalterposition, benötigt man für Wechsel-, Kreuzschaltung oder die Ausführung mit Stromstoßschalter zusätzliche Leitungen. Die Steckdosen eines Stromkreises hängen alle parallel hintereinander; Steckdoseneinsätze haben hierfür mehrere Anschlüsse.

In "besseren" Häusern gibt es mehrere solcher Stromkreise pro Zimmer, in "einfacheren" Häusern sind Licht- und Steckdosenstromkreis pro Zimmer zusammen, mehrere Zimmer zusammengefasst oder man hat gar die berüchtigte "die ganze Wohnung auf einem Stromkreis" Verschaltung. Nett, wenn ein defektes Gerät dafür sorgt, dass man im Stockdunkeln zum Sicherungskasten waten darf, und Hut ab vor denen, die auf diesem Weg eine Taschenlampe griffbereit haben. Größere Verbraucher (Durchlauferhitzer, Herd, Ofen, Waschmaschine, Spülmsachine) oder ausfallrelevante Dinge (Heizung, Kühlschrank) werden oftmals unabhängig von der sonstigen Verkabelung einzeln angefahren.

Von der Verkabelung mit Abzweigdosen unter der Decke ist man inzwischen abgekommen; statt dessen verbaut man extra tiefe Schalterdosen oder Elektronikdosen, die neben der sichtbaren kreisrunden Öffnung für das klassische 68-mm-Loch noch einen zur Seite weggehenden "Fortsatz" für allfällige Klemmen und Zusatzgeräte haben. Das geht, wird bei komplexeren Schaltungen aber sehr schnell eng, so dass man die kaum austauschbaren Leitungen oft sehr kurz ablängen muss, was bei Schaltungsfehlern und Umbauten sehr schnell sehr unangenehm wird.

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Krieg der Sterne

Im Lehrbuch für KNX-Verkabelung steht, dass man jede Steckdose und jede Brennstelle bitte einzeln mit drei Adern anfahren möge ("Sternverkabelung"), auf dass man jede Steckdose und Brennstelle einzeln über einen KNX-Aktor steuern kann. Das ist sicherlich die "Gold-Variante", aber entsetzlich teuer und braucht nahezu unendlich viel Platz im Verteiler. Um das etwas zu entlasten, kann man Stockwerksverteiler bauen, die aber auch Platz im Wohnbereich fressen, und außerdem enthalten KNX-Aktoren üblicherweise mechanische Relais, man hört es also Klicken wenn sich irgendwo im Haus etwas tut. Das möchte man nicht in der Nähe von Schlafräumen haben. Wir haben deswegen die gesamte Technik in einem einzigen Schrank von 230 cm Breite, der die dafür vorgesehene Wand im Hauswirtschaftsraum nahezu vollständig ausfüllt und nahezu vollständig gefüllt ist. Eigentlich hätte man die nächsthöhere Variante Schrank nehmen müssen. In Elektrikerdeutsch nennt sich sowas eine "Niederspannungs-Unterverteilung", obwohl es für unser Haus die einzige Verteilung ist und 400V eine der höchsten Spannungen ist, die hier im Haus anliegt.

der bezahlbare Kompromiss

Um die Leitungskosten niedriger zu halten, haben wir in unserem Haus einen Kompromiss gewählt, der auf fünfadriger Hausverkabelung basiert. Jeder Raum wird ab der Verteilung im Hauswirtschaftraum mit zwei fünfadrigen Leitungen "angefahren", die größeren und wichtigeren Räume haben zwei Leitungen für die linke Hälfte und zwei für die rechte Hälfte. Dabei führen die Leitungen für die Lampenanschlüsse am Schalterplatz vorbei, sind dort aber 1:1 durchgeklemmt. Auf diese Weise können wir (oder ein automatisierungsunwilliger Käufer) Teile des Hauses auf konventionelle Lichtschalter umrüsten. Die Steckdosen hängen wie in einer konventionellen Verkabelung hintereinander parallel auf der braunen Ader. Die schwarze und die graue Ader sind 1:1 durchgeklemmt. Möchte ich nun an einer Steckdose einen Verbraucher schalten, nehme ich den Steckdoseneinsatz an dieser Stelle heraus und klemme ihn auf die schwarze oder graue Ader um. Die braune Ader wird dann 1:1 durchgeklemmt, damit die dahinter liegenden Steckdosen weiterhin bestromt sind.

Die schwarze oder die graue Ader werden dann unten über einen Aktorport geführt und schließlich auf demselben Automaten aufgelegt, auf dem auch die braune Ader dieser Leitung aufliegt. Nur unter dieser Voraussetzung ist eine solche Verkabelung zulässig.

Bei uns im Haus hat das fast überall gereicht. Nur im Schlafzimmer, wo neben dem Licht "vorne" und dem Licht "hinten" noch das Saisonlicht und die beiden Nachttischleuchten geschaltet werden müssen, im Garten, dessen rechte Hälfte anfänglich überhaupt nicht bestromt war (das haben wir im Zuge des Klimaanlageneinbaus nachgeholt) und im Wohnzimmer, wo wir rund um das Sofa besser einen dritten Steckdosenstromkreis verbaut hätten und uns beim wochenendlichen, "bauseitigen" Einbau einer Vorwand mit Nische wohl etwas mehr Gedanken über sinnvolle und ausreichende Elektrik hätten machen sollen, werkeln nachgerüstete Unterputzaktoren.

KNX

Zusätzlich haben wir alle Schalt- und Brennstellen und alle Steckdosenplätze parallel zur 230V-Verkabelung noch mit der grünen, vieradrigen und besonders dick schutzisolierten KNX-Leitung angefahren. Bei den Schaltern begründet sich das von selbst, denn schließlich sollen da ja mal Schalter (KNX-Speak: "Tastsensoren") hin; bei den Steckdosen haben wir das zusätzlich gemacht, um dort ggf. mit Unterputz-Aktoren arbeiten zu können. Strom und KNX für die Fußbodenheizungs-Verteiler nicht vergessen!

Ich empfehle dringend, mindestens für jeden Raum eine eigene Niederführung der KNX-Leitung zum Verteiler zu realisieren, die KNX-Leitung möglichst linear zu verschalten und keine Sterne zu bauen. Das haben wir bei unserem Hausbau anders gemacht, und haben jetzt an verschiedenen Stellen Spaß mt der KNX-Hausverkabelung.

Rolläden

Da man für jeden elektrischen Rolladen vier Adern braucht (PE, N und je einmal L für hoch und runter) und es vier- oder sechsadrige Leitungen nicht gibt (sechs Adern würde man für zwei nebeneinander liegende Rolläden verwenden), und wir nicht zehn extra fünfadrige Leitungen für unsere zehn Rolläden verlegen wollten, haben wir hier von Anfang an in Unkenntnis der Preise mit Unterputz-Aktoren geplant, um dle Leitungen zu sparen. Das war eine eher nur so semischlaue Idee, denn bei Unterputz-Aktoren kostet der Port etwa das Dreifache von dem, was man für einen Hutschienenaktor für die Unterverteilung bezahlen muss. Von der Preisdifferenz kann man das nötige Extrakupfer und die für die Fensterkontakte notwendigen Steuerleitungen dreimal bezahlen

Nun, wir haben jetzt an jedem Rolladen einen Unterputz-Aktor in einer Elektronikdose, der seine Arbeitsspannung aus dem Steckdosenkreis des Raumes erhält und der auch gleichzeitig noch eine Anzahl an Binäreingängen mitbringt, die wir für die Fensterkontakte, die wir an jeder Hausöffnung außer der Haustür (grml!) haben, verwendet haben. Den Strom haben wir da oben sowieso, da die Dame des Hauses gerne an jedem Fenster ein Weihnachtslicht haben wollte, für das wir da oben jeweils eine Steckdose eingeplant hatten (in weiser Voraussicht als "Saisonlicht" dokumentiert, denn natürlich hängt da inzwischen zu jeder Jahreszeit irgendwelcher Leuchtkram dran).

Heizung

Im Prinzip gilt dasselbe, was für die Rolläden gilt, auch für die Heizungsverteiler. Die liegen im Haus ein wenig zentraler, aber dafür braucht man dort noch mehr einzeln geschaltete Kontakte: Unser größter Verteiler hat sechs Heizkreise. Es gibt die Stellantriebe auch für 24V, so dass man mehradrige, dünnere Leitung verwenden könnte, aber dafür sind die Stellantriebe teuer und man braucht wieder ein Netzteil.

Man kann sicher auch darüber diskutieren, ob es nun sinnvoll ist, mehrere in einem Zimmer gelegene Heizkreise getrennt ansteuern zu können, aber wir hatten ursprünglich geplant, in jedem Verteiler einen eigenen Heizungsaktor zu verbauen, und dem Hauslieferanten aufgetragen, die Verteiler größer vorzusehen, damit das Elektrozeug da auch noch mit hineinpasst. Hat er nicht gemacht, und uns ist das auch erst aufgefallen, als der Estrich schon "drin" war und somit keine weiteren Leitungen mehr gelegt werden konnten.

So haben wir jetzt im Erdgeschoss und im Dachgeschoss je einen Vierfach-Aktor in einem Kleinverteiler mit drin; Obergeschoss und Keller kommen mit den drei Kanälen, die in einem fünfadrigen Kabel abbildbar sind, aus und hängen gemeinsam an einem Sechs-Kanal-Aktor, der in der Unterverteilung eingebaut ist. Puh, das war knapp ;-)

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Comments

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-chriz on :

zu jeder Jahreszeit irgendwelcher Leuchtkram:

Mach doch mit! Gibt da garantiert auch was für Männer.

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