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Von Kompatibilitätslisten und USB-Sticks

Ich habe mich endlich auf einen USB-Stick-Typ geeinigt, den ich in Zukunft bevorzugt verwenden möchte: Den SanDisk Cruzer Micro. Zwar nicht besonders klein, aber auch nicht besonders groß, mit halbwegs günstigem Preis, und zurückziehbarem USB-Verbinder. Das bedeutet, dass keine Kappe verloren gehen kann und das Ding auch robust genug ist für das Schlüsselbund. Die dazugehörige "U3-Software", die einem Windows ganz unkompliziert das Kaffeekochen beibringen soll, ignoriere ich völlig und benutze die Sticks halt als wären es ganz normale USB-Sticks.

Als USB-ZIP-Disk formatiert booten alle Rechner ganz prima von den Sticks. So gehört es sich ja auch. Nur gewisse hp-Server zicken.

Namentlich geht es um ältere Server vom Typ DL140, die zwar von echten Serverfans nicht als "echte Server" bezeichnet werden, aber dennoch den Segen in Form von hp-Logo und -Preisschild tragen. Die Maschinen sind zwar eigentlich als billiges austauschbares Element von Compute-Clustern etc konzipiert, aber aufgrund ihrer Hardwareausstattung als Server für moderne Linuxe prädestiniert. So sind einige dieser Kisten inzwischen in meinem Aufgabenbereich gelandet.

Im Normalfall bootet der DL140 auch prima von einem als USB-ZIP formatierten Stick, wie es die allermeisten Rechner in meinem Umfeld, die neu genug sind, auch tun. Nur von den SanDisk-Sticks wollen sie nicht. Und zwar wird der SanDisk-Stick entweder gar nicht oder doppelt erkannt, und dann wird doch von der Platte gebootet. Leider wird der Ende-des-Selbsttest-Screen nur einen Sekundenbruchteil lang angezeigt, so dass die Diagnose ein wenig schwer ist. Auch ein BIOS-Update (dank memdisk auch in der von hp gewählten Form des Floppy-Images auch ohne Floppy halbwegs schmerzarm) auf die aktuelle Version hilft nicht; das in manchen Foren empfohlene Entfernen der angeblich auf einer für Normalsterbliche unsichtbaren "Partition" abgelegten U3-Software mit einem proprietären Windows-Tool bleibt ebenfalls wirkungslos.

Also muss der eigentlich in den höchsten Tönen gelobte hp-Support, der in den letzten Tagen für mich schon einmal versagt hat, noch einmal ans Werk. Da für Server kein Chat angeboten wird, konservativer per Webformular.

Das Webformular fragt alles mögliche bis zur Schuhgröße des letzten Technikers, unter anderem auch das installierte Betriebssystem. Ich mache den Fehler, antworte wahrheitsgemäß "Debian GNU/Linux 4.0" und erkläre in der EIngabebriefmarkeausreichend groß dimensionierten Textarea meine technische Herausforderung.

Die Antwort kommt auf dem Fuße innerhalb von wenigen Stunden: Debian GNU/Linux 4.0 sei nicht supported, und mein USB-Stick steht nicht auf der Kompatibilitätsliste. Man werde deswegen den Fall schließen; und die Webseite, auf die mein Ticket nun verweist, enthält praktischerweise weder eine Mögilchkeit zum Antworten noch eine, mit der das Ticket wieder geöffnet werden kann. Der gestreckte Mittelfinger ist somit endgültig.

Auf der Kompatibilitätsliste stehen natürlich nur USB-Sticks mit hp-Preisschild, und zwar ganze drei Stück aus der Kollektion von 2004. Das halte ich für heute völlig unzureichend.

Ich glaube, ich muss mal darüber bloggen, was Hardwarehersteller, Endkunden und ich unter "Support" verstehen. Ich habe nämlich den Verdacht, dass da drei ganz verschiedene Definitioen herauskommen.

Ich erwarte von "Support", dass der Hersteller sich die Wehwehchen seiner Kunden wenigstens so lange anhört, bis jemand mit rudimentärem Sachverstand beurteilen kann, ob man es nicht mit einem offensichtlichen Hardware- oder Firmwarefehler zu tun hat, wie es hier der Fall ist. Schließlich ist im konkreten Problem das auf der Festplatte installierte Betriebssystem völlig irrelevant, weil nämlich der Rechner zum Zeitpunkt des Fehlers noch gar nicht gebootet hat. Außerdem erwarte ich, dass der Hersteller wenigstens eine Datenbank bekannter Macken führt, damit er seinem Kunden im Zweifel sagen kann, ob es sich um ein bekanntes Problem handelt oder ob es vielleicht einen Workaround gibt.

Ich erwarte ausdrücklich nicht, dass mir der Herstellersupport aus dem Kopf herbeten kann, wie man udev unter Arch Linux dazu bringt, einen eingesteckten USB-Stick automatisch zu mounten und als Swapdevice einzurichten, aber ich erwarte dass man mir konkrete technische Fragen zur Hardware auch dann beantwortet, wenn ich angegeben habe, dass auf dem System ein Linux installiert ist.

Außerdem finde ich es zum kotzen, dass hp auf der einen Seite große Töne spuckt, dass man Linux ja für soooooo wichtig hält, Debian-Entwickler bezahlt, mit großem Tamtam auf jeder Linux-Messe vertreten ist und dann in der Praxis die Anwender in dieser Form im Regen stehen lässt. "Wir unterstützen Windows, Windows und Windows, und wenn wir Linux sagen meinen wir Redhat".

Dass es sich bei der Macke des DL140 mit meinen SanDisk-Sticks um einen BIOS-Fehler handeln muss, wird daraus klar, dass der DL140 von identisch partitionierten Sticks anderer Hersteller problemlos startet, und die SanDisk-Sticks von allen mir bekannten anderen Rechnern ebenso problemlos geschluckt werden.

Ach, was ist es so einfach, einen USB-Port so zu spezifizieren, dass nur eigene Devices unterstützt werden, und das dann auch zur Verweigerung von Support zu enforcen. Warum nicht gleich eine proprietäre, schon mechanisch inkompatible Spezialschnittstelle? Das sorgt wenigstens dafür, dass die Anwender auch das, was sonst problemlos funktionieren würde, nicht benutzt, allerdings auch für schlechte Presse, weil so der Nichtsupport gleich auf den ersten Blick offensichtlich ist. Wann geht es los, dass der Support verweigert wird, weil man das unterstützte Betriebssystem bei der Installation vom CD-ROM-Laufwerk eines Fremdherstellers gebootet hat?

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Danny on :

Die U3-Sticks machen bei mir aber auch mit ganz anderen Geräten Probleme. Was mich angeht, ist U3 ein ganz großer Griff ins Klo. Dass man die U3-Partition nur mit einem proprietären Windows-Tool entfernen kann, ist der Gipfel der Frechheit.

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