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Katzendiabetes VII - Tagesprofil Sonntag

Am Sonntag haben wir endlich mal ein vollständiges Tagesprofil hinbekommen. Ich habe mich entschlossen, nicht stundenaktuell zu bloggen, da es schon Stimmen gab, die sich über die neue Häufung des Katzencontents in diesem Blog beschwert haben.

Wir hatten erstaunliche Werte, haben die Insulindosis verringert, und mussten einen kurzen unerwarteten Besuch beim tierärztlichen Notdienst einlegen.

07:10 Uhr:> 500 mg/dl
07:13 Uhr:Essen; 4 IE Caninsulin
08:14 Uhr:> 500 mg/dl
09:13 Uhr:433 mg/dl
10:22 Uhr:361 mg/dl
11:18 Uhr:302 mg/dl
12:17 Uhr:184 mg/dl
14:16 Uhr:140 mg/dl
15:00 Uhr:Kurzbesuch in der Tierklinik
16:19 Uhr:249 mg/dl
18:19 Uhr:364 mg/dl
19:50 Uhr:340 mg/dl
19:55 Uhr:Essen; 3,5 IE Caninsulin
23:24 Uhr:415 mg/dl

Mit den Blutentnahmen klappt es immer besser; wir sind allerdings noch weit davon entfernt, dass Pelle sich das widerspruchslos gefallen lässt. Er mag einfach nicht so lange still halten, und gerade beim Vorwärmen des Ohrs mit einem kleinen Dinkelkissen fängt er schon an zu zappeln. Manchmal kommt schon beim ersten Stich ein Blutstropfen, manchmal muss ich fünf, sechsmal zustechen, bevor was kommt. Die für die Blutentnahme aus dem menschlichen Finger oder dem Unterarm gedachten Stechhilfen taugen bei der Katze grad gar nichts, so dass ich inzwischen dazu übergegangen bin, direkt mit der Lanzette zu pieksen. Das tut dem Kater sicher mehr weh als notwendig (weil es auch mal vorkommt, dass die Nadel auf der anderen Seite des Ohrs wieder rauskommt), aber wenn man sonst gar kein Blut kriegt geht es halt nicht anders. Manchmal ist das ganze nach einer Minute auf dem Tisch schon fertig, und wieder ein anderes Mal war es dann doch mit massiven Kämpfen, und Knurren und sogar Fauchen verbunden. Ich hab Pelle zuvor noch nie fauchen hören.

Aber er ist nicht nachtragend: Er läuft danach nicht weg und kommt relativ schnell wieder schnurrend an. Das ist ja schonmal etwas.

Am späten Vormittag fangen dann Pelle und Paul beide an, in die Wohnung zu pieseln. Wir denken zunächst, das sei Protestpinkeln wegen der Blutabnahmen und des medizinischen Geruchs, aber nachdem wir Pelle beobachten, wie er fünfmal zwischen dem Katzenklo im Arbeitszimmer und dem im Gästeklo hin- und her pendelt, vermuten wir dann doch schlimmeres.

Unser Tierarzt ist am Wochenende nicht erreichbar, also rufen wir beim tierärztlichen Notdienst an. Dort wird uns die Nummer von einem Tierarzt aus Nachbardorf N genannt. Der ist allerdings am Telefon eher kurz angebunden, Marke "So ein Scheixx, ich hab Notdienst". "Ja, dann müssen Sie halt mit den Katern herkommen" und "WAS? SIE HABEN DEM TIER BLUT ABGENOMMEN????" waren wohl noch die Hochpunkte des eher unerfreulichen Telefonats. Also rufen wir bei dem von Frau W. aus S. empfohlenen Tierarzt Dr. M. aus H. an der B. an. Der ist zwar auch nicht wirklich begeistert, macht mit uns aber einen Termin für 15.00 Uhr. Er stellt fest, dass beide Kater Proteine und Leukozyten im Urin haben und Paul sogar etwas Blut. Also übliche Diagnose: Blasenentzündung; bei Paul schlimmer als bei Pelle. Übliche Diagnose, übliche Behandlung: Langzeitantibiotikum und Blasenmittel, macht dann EUR 155,00. Aber als Nebeneffekt bekommen wir auch noch die Auskunft, dass in Pelles Urin keine Ketone nachweisbar sind. Das ist ja schonmal eine gute Nachricht.

Erstaunlicherweise wirkt sich der Tierarztbesuch nicht auf Pelles Blutzuckerwerte aus; die Kurve bleibt im erwarteten Rahmen. Naja, so wirklich erwartet war nicht, dass die Werte so schnell und so stark fallen; der Nadir (Fußpunkt, Tiefstwert) liegt im Rahmen, den man von einer gesunden Katze erwarten würde. Allerdings ist er etwas spät, da die höchste Wirkung bei dem von uns verwendeten Insulin eigentlich vier Stunden nach der Injektion eintreten sollte. Unser Tierarzt sagt uns aber am Dienstag, dass Pelles Werte noch im Rahmen des Normalen sind. Da der Pre-Wert (also der Wert vor der nächsten Mahlzeit und der nächsten Injektion) noch gut unter den 500 Punkten lag, verringern wir eigenmächtig die Dosis auf 3,5 IE (was laut Tierarzt richtig war, wir sollen mit dieser Dosis weitermachen) - ich hatte zu viel Angst, den Kater ausgerechnet über Nacht in eine Unterzuckerung zu schicken.

Am nächsten Tag waren die Pre-Werte leider wieder außerhalb des Messbereichs. Wir geben diese Dosis jetzt erstmal weiter und machen in einer Woche bis zehn Tagen nochmal ein Tagesprofil. Nächstes Wochenende geht's schonmal nicht, denn Sandra muss das Wochenende durcharbeiten. Alleine geht das nicht, denn um Pelle festzuhalten braucht's mindestens drei Hände.

Ein Geschmäckle bleibt: Unser Tierarzt rückt seine Mobiltelefonnummer für Notfälle nicht raus und verweist nur lapidar auf den tierärztlichen Notdienst. Damit sind wir nicht so glücklich, weil es in der Notdienstrotation - wie bereits nachgewiesen - Tierärzte gibt, die sich mit Katzendiabetes nicht so wirklich gut auszukennen scheinen und auch dem Hometesting eher zurückhaltend gegenüberstehen. Der auch am Wochenende erreichbare Dr. M. aus H. an der B. beginnt sich trotz seinem Arbeitsschwerpunkt in der Chirurgie als Alternative zu unserem derzeitigen Tierarzt zu etablieren

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Sonja Wrieske on :

Hallo Marc! Schön, mal was vor Dir zu hören. Ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Katzenbesitzer die Mühe gemacht hat, so eine Kurve zu erstellen. RESPEKT! Kleiner Tipp zur Entnahmetechnik: Die besten Erfahrungen habe ich mit Kanülen (blaue oder graue) gemacht. Damit mache ich keinen Pieks sondern einen kleinen, oberflächlichen Schnitt (2-3 mm lang) mit der Spitze. Den tolerieren selbst leicht aggressive Katzen besser und das Blut kommt auch leichter. Viele Grüße aus Braunschweig, Sonja

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Hallo Sonja,

dann hast Du meine Mail ja doch bekommen ;-)

Hometesting wird in den letzten Jahren doch öfter von Dosenöffnern von Diabetikerkatzen akzeptiert. Unser Tierarzt kam mit der Idee sogar von selbst, obwohl viele Tierärzte Hometesting nach wie vor ablehnen. Für uns ist es wichtiges Werkzeug dafür, ob wir das Insulin richtig dosieren und/oder auch richtig verabreichen. Heute hab ich zum Beispiel mindestens etwas danebengespritzt, Pelle hatte danach ein ganz nasses Fell :-(

Deine Blutentnahmetechnik verstehe ich noch nicht so ganz, denn schon nach dem "normalen" Pieksen alle ein bis zwei Stunden sieht das Ohr absolut übel aus. Wenn da jedes Mal ein Schnitt gesetzt wurde, hat man doch kaum noch unverletzte Bereiche. Außerdem, ist da nicht die Chance viel höher, dass man doch einen Nerv erwischt und es dem Vieh weh tut?

-thh on :

Daß der Tierarzt seine Mobiltelefonnummer nicht herausgeben will, dafür habe ich Verständnis; auch ein Tierarzt hat - wie jeder andere und noch mehr als ein Humanmediziner - Anrecht auf seine Freizeit, zumal es einen organisierten Notdienst gibt.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Grundsätzlich habe ich dafür auch Verständnis; allerdings ist der Verweis auf den Notdienst bei einer chronischen Krankheit, deren Behandlung nach wie vor nicht zum Standardrepertoire eines Feldwaldundwiesentierarztes zählt und die eine hochgradige Vertrautheit mit dem Patienten und seiner Geschichte erfordert, auch nicht wirklich praktikabel. Da hört man immer noch zu oft Dinge wie "Sie dürfen als Nichtmediziner Ihrer Katze kein Blut abnehmen" und "Was, Insulin für die Katze???".

Im konkreten Fall hätte ich gerne das Versprechen abgegeben, nur im absoluten Notfall anzurufen. Wir sind ja auch nicht die Typen Dosenöffner, die unter der Woche bei jedem Niesen der Katze gleich beim Tierarzt anrufen.

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