Mutter 1 : Hansenet-Drücker 0
Die von Hansenet ausgeschickten Drückerkolonnen haben rustikale Vertriebsmethoden
Es begab sich an einem Nachmittag in der gehobenen Wohngegend im Hamburger Stadtteil Eppendorf, in dem meine Mutter derzeit lebt. Bei ihr klingelt es an der Tür. Sie bedient die Sprechanlage und wird von einem forschen Besucher begrüßt: "Würden Sie mir bitte öffnen! Ich bin von Hansenet und muss etwas an ihrem Telefon umstellen."
Nun ist meine Mutter immer schon Kundin von T-Com, bzw. deren Vorgängerorganisationen gewesen, und ist als fleissige Call-by-Call-Nutzerin auch keine Kandidatin für einen Stadtnetzbetreiber. Sie hat den "Techniker" also dorthin geschickt wo der Pfeffer wächst.
Ich bin mir ganz sicher, dass der "Techniker" einmal die TAE auf und zu geschraubt hätte, und meine Mutter dann einen "Arbeitsbericht" vorgelegt bekommen hätte, der zufällig ein Auftrag für den Wechsel des Vollanschlusses von T-Com zu Hansenet gewesen wäre.
Rhetorische Frage: Haben die Telcos es jetzt so nötig, ältere Damen bescheissen zu wollen? Traurige Welt.
Bei Mela war die Hansenet-Drückerin deutlich zurückhaltender.
Comments
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Thilde on :
Ja, sie haben's nötig. Meiner Mutter geht's genauso, nur dass die offenbar etwas naiver ist als deine. Hat ihr ein Jahr Arcor eingebracht und jetzt "CallTime T-Net" von der Telekom. Dabei hat sie im ersteren Fall nur den Fehler gemacht, sich mehr für die Beerdigung meines Vaters zu interessieren und dem Gerede der Arcorleute zu glauben. Und im letzteren Fall war sie nicht schnell genug mit dem Aufknallen des Telefonhörers.
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Aufknallen des Telefonhörers hilft auch nicht immer. Ein "Nein, ich bin nicht interessiert" hat T-Com bei mir auch schonmal zu einer Auftragsbestätigung für Rechnung Online veranlasst.
Philipp on :
Gerade war ein junger Drücker von Alice/Hansenet bei meiner Mutter. Hat geklingelt, als ich gerade zu Besuch kam. Pech gehabt, Burschi. Er wollte meiner Mutter eine "Bestätigung" unterjubeln, dass er "ihre Daten richtig aufgenommen hat". In Wirklichkeit war das ein Auftrag, mit Verweis auf Preisliste und AGB. Darauf hingewiesen, dass gerade der Vertrag mit der Telekom automatisch um ein Jahr verlängert wurde, sagte er nur, Hansenet würde meine Mutter aus dem Vertrag rausbekommen. Als ich nachhakt habe, wie das gehen soll, sagte er: "Wir sind eine große Telefonfirma, sie kommen da nicht raus, aber wir können das regeln". Als Jurist habe ich mich dafür interessiert, wie das gehen soll und wie sichergestellt wird, dass ich nicht plötzlich zwei Verträge laufen habe. Anstatt einer nachvollziehbaren Antwort bekam ich zu hören, ich solle nicht gleich so sein, nur weil ich Jura studiere (genau genommen habe ich das Studium vor drei Jahren erfolgreich abgeschlossen, aber woher sollte er das wissen). Ich sagte, meine Mutter werde nichts unterschreiben, bevor ich es schwarz auf weiß habe, dass der Telekom-Vertrag durch Hansenet abgelöst würde. Er wies darauf hin, er könne ja auch einfach die Unterschrift meiner Mutter selbst auf die "Bestätigung" setzen. Nach meinerseits geäußerter "Skepsis", ob meine Mutter dadurch juristisch gebunden würde, sagte er - zu meinem Erstaunen rechtlich zutreffend - es wäre Urkundenfälschung. Ich könnte über zahlreiche weitere amüsante Details meines Gesprächs mit Herrn Y. berichten. Zum Beispiel darüber, dass er seine Visitenkarten "leider alle im Büro vergessen habe". Traurig, dass es immer wieder Menschen gibt, die auf derartige Methoden von schlicht dreisten Drückern reinfallen. Betroffene mögen unter http://bundesrecht.juris.de/bgb/__312.html nachsehen und ggf. schnell (!) einen Anwalt kontaktieren.