Von der Entsorgung alter Sofortbildfilme
Bei meiner Mutter habe ich bei einer Ausmistaktion zwei alte Polaroid SX-70 Kameras zusammen mit dazu passenden, natürlich seit zwanzig Jahren abgelaufenen und dank leerer Batterien auch völlig unbrauchbaren Filmen gefunden. Und ich habe es auch geschafft, sie davon zu überzeugen, dass sich chemische Sofortbildkameras im Zeitalter von Digicams und Fotodruckern echt totgelaufen haben.
Sie hat sich also damit einverstanden erklärt, dass ich die Kameras zu Ebay trage (mehr als zehn Euro erhoffe ich mir nicht). Und ich habe auch die Filme eingepackt, am Ende landen die noch im Hausmüll. Und das werden sie jetzt wohl doch tun.
Diese Filme gehören mit Sicherheit in den Sondermüll, wie sonst auch ganz alltägliche Dinge wie Energiesparlampen, Medikamente, Spraydosen etc.
Und Sondermüll loszuwerden ist für einen Berufstätigen hier in der Gegend echt schwer. Meine Gemeinde liegt im Rhein-Neckar-Kreis, der das ganze Abfallzeugs an eine GmbH ausgegründet hat. Die führt Schadstoffsammlungen im Rahmen einer "bring in" Aktion durch. In 20 Gemeinden im Landkreis findet je ein Sammeltermin pro Jahr statt, davon in acht Gemeinden auch am Sonnabend. Der nächste Termin in erreichbarer Nähe ist schon am Freitag, aber dann doch tatsächlich von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr und in Schriesheim, etwa 10 km Autofahrt in eine Richtung, in die ich sonst nie fahre.
Als Alternative kann ich das Zeug nach Mannheim fahren und dabei Pech haben dass sie meinen Ausweis sehen wollen. Ich lebe nicht in Mannheim und darf eigentlich dort nix abliefern. Der Recyclinghof in der Mallau ist von hier aus ganz gut erreichbar (das sind nur knapp 5 km Umweg auf der Fahrt ins Büro). Aber Problemstoffe kann man hier nicht abgeben, dafür muss man auf die Friesenheimer Insel, und das ist für alle, die nicht in Sandhofen wohnen, völlig ab vom Schuss. Wenn man nicht das Glück eines Autos hat, ist man dahin mit Bus und Bahn sicher zwei Stunden unterwegs, und zwar einfache Strecke.
Auch in Mannheim gibt es Problemstoffsammlungen in den Stadtteilen. Genauer gesagt in fünf Stadtteilen, je zwei Termine im Jahr (April und September). Natürlich auch mitten in der Woche, tagsüber, aber immerhin bis 19.00 Uhr so dass man als berufstätiger mit "ich mach heute mal pünktlich schluss" doch hin kommt. Und von den Sammelstellen sind sogar zwei halbwegs in meiner Nähe.
Aber schön ist das alles nicht. Als Einwohner des Rhein-Neckar-Kreises ist man ohne Auto schon bei der Entsorgung einer Energiesparlampe oder einer Spraydose völlig verloren, und selbst dann wenn man ein Auto hat sind die Termine so selten, dass man seine Urlaubs- und Freizeitplanung auf die Handvoll Entsorgungstermine im Jahr abstimmen muss. Und dass die Kommunen tatsächlich erwarten, dass man bis zu einem Jahr auf seinem Problemstoffmüll sitzen bleibt (den man je nach Hausordnung weder im Keller noch in der Wohnung lagern darf), ist ja nun der Gipfel.
Und da wundert man sich ernsthaft darüber, dass die Bürger die Mülltrennung nicht ernst nehmen und doch alles in der Hausmülltonne landet? Politiker, Ihr habt echt einen an der Waffel.
Comments
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Princess on :
Also das saugt ja wirklich. In Stuttgart kommt das Umweltmobil einmal im Quartal in jeden Stadtteil. Das zwar auch zu "tagsüber"-Zeiten, aber man braucht wenigstens kein Auto. Vielleicht mal der Gemeindeverwaltung die Probleme schildern und nach Abhilfe fragen? Schließlich wird die demographische Entwicklung dazu führen, daß nicht jeder mit dem Auto rumgurken kann zur Müllentsorgung, das muß ja neben den Berufstätigen auch berücksichtigt werden.
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Selbst "einmal im Quartal" ist nicht wirklich brauchbar. Auch da muss man seine Planungen an die Müllentsorgung anpassen. Ich frag mich manchmal, wer hier der Dienstleister für wen ist.
Oliver on :
Jazznrhythm könnte an dem Zeug interessiert sein:
http://www.jazznrhythm.de/wp/2008/05/29/modelle-aber-nicht-nur-gesucht/
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Wie gesagt, die Filme sind nicht mehr brauchbar, weil die Kamerabatterie in den Filmen ist und die zwanzig Jahre alten Batterien nicht mal mehr reichen um die Kamera auch nur Pieps sagen zu lassen. Und die Kameras selbst sind ohne Filme nicht brauchbar, und neue Filme für die SX-70 kosten in der Größenordnung von fünfzehn bis zwanzig Euro pro Film mit zehn Bildern.
Das ist eher was für Sammler.
melle on :
Du kannst die Filme öffnen um die Batterie zu entfernen. Altbatterien wirst Du in jedem Markt los, der Batterien verkauft. Den Rest des Films kannst Du dann "normal" entsorgen, ich zumindest hätte damit dann kein so schlechtes Gewissen.
der Herr von manchmal ein zimmer weiter on :
Nun ja, zum Trost, bei uns im Kreis Karlsruhe läuft es ähnlich. Ich schicke halt meine Frau oder meine Mutter hin. Aber solche Dinge wie Energiesparlampe, Spraydosen usw. gebe ich skrupellos in die Wertstofftonne. Der Müll wird ja eh sortiert und ich gehe davon aus, dass der dann schon im richtigen "Sack" landet. Ich denke, den Schuldigen bei den Kommunen etc. zu suchen ist nicht richtig. Das ist so eine Zwickmühle. Klar wollen wir alle, dass das Zeug nicht in die Umwelt gelangt, aber dann muss es korrekt entsorgt werden, vorher entsprechend sortiert (wegen der Inhaltstoffe nicht ganz so einfach). Solch einen Service für alle bequem verfügbar zu machen, kostet Geld. Das würde die Müllgebühren erhöhen und den Bürger wieder auf die Palme bringen. Ich würde hier die Hersteller in die Pflicht nehmen, die sollen ordentliche Rückgabewege bereit stellen. Aber man könnte auch sagen, der Bürger ist doch selber schuld, weil er den Mist kauft. Aber was bringt eine Energiesparlampe, deren eingesparte energie, CO2, etc. wieder rausgepulvert wird, wenn ich 10km zur nächsten Sammelstelle fahren muss. Ein Dilemma!
-thh on :
Nun, die richtige Lösung wäre, die Entsorgung unter Berechnung der tatsächlichen Kosten anzubieten, dann auch zu günstigeren Konditionen. Das wird allerdings niemand wollen. Umweltschutz findet der Durchschnittsbürger nämlich regelmäßig nur solange gut, wie er (a) (fast) nichts kostet und (b) keine Beeinträchtigung der persönlichen Lebensweise erfordert. Sonst landet der Sondermüll eben doch im Hausmüll oder gar bei den Wertstoffen. Dafür geht man dann zum Ausgleich auf die nächste Demo, um "denen da" mal klarzumachen, daß sie gefälligst etwas für den Umweltschutz zu tun haben - aber bitte kostenneutral.
-thh
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Deine Argumentation stimmt. Also gehört die Sondermüllentsorgung in einer zumutbaren Weise (z.B. synchronisiert mit dem Wochenmarkt in jedem Stadtteil und/oder Dorf) organisiert und über die Müllgebühren finanziert. Ja, das macht die Müllgebühren teurer. Soisseshalt.
Oder man legt die Gebühren für dieses Entsorgungsverfahren auf die Hersteller der Produkte um, die sich das dann über den Produktpreis wiederholen. Auch gut.
microbug on :
Marc, ab nach ebay damit. Polaroid is Geschichte und es gibt genug Leuts die selbsr abgelaufene Filme kaufen!