Von Mannheim nach Wiesbaden ist nur ein Katzensprung
Könnte man meinen. Jedenfalls muss man die Fahrkarte ab Heidelberg lösen, wenn man in Wiesbaden ein Cityticket braucht. Und da mindestens ein Stück Fernverkehr dabei sein muss, wird für die Hinfahrt IC-Berechtigung mitbestellt: Denn das bringt auf dem Weg zum Kunden zwanzig Minuten Zeit zum Mittagessen entweder in Mainz oder in Wiesbaden.
Doch dann kommt es anders: Die Strecke zwischen Ludwigshafen und Mainz wird über die Sommerferien wegen Bauarbeiten gesperrt und die Vorbereitungen für die Sperrpause sind in vollem Gange. Als Folge davon ist die Strecke derzeit gespickt mit Langsamfahrstellen und nur eingleisig befahrbaren Abschnitten, und der IC fährt sich zwischen Ludwigshafen und Mainz siebzehn Minuten Verspätung zusammen. Bei knapp vierzig Minuten Planfahrzeit ist das schon eine respektable Leistung. Ergebnis: S-Bahn weg, nur knappste Zeit zum Essen fassen in Mainz, und die S-Bahn, die ich bei Fahrt im Nahverkehr auch erreicht hätte, hat +8. Der Anschluß an den Stadtbus in Wiesbaden klappt nur, weil der Bus auch mit ein paar Miesen unterwegs ist.
Die Rückfahrt ist im Nahverkehr geplant, mit dem einzigen RE-Zug der Linie Mainz-Karlsruhe, der (vermutlich wegen eines Berufsverkehrsverstärkers) nicht auf das eingleisige Nadelöhr dieser Linie zwischen Germersheim und Graben-Neudorf kann und deswegen über Mannheim fährt. Dieser Zug hat eine bewegte Geschichte: So war er lange Zeit der einzige Nahverkehrszug (und der einzige mit Diesel beförderte) auf der Neubaustrecke zwischen Mannheim und Hockenheim. Inzwischen fährt er allerdings wieder über Schwetzingen, und als mal für eine Zeitlang die 612er knapp waren wurde diese auf ganzer Strecke unter Draht verkehrende Leistung auch immer ganz gerne mal elektrisch gefahren.
So bin ich weitgehend wenig überrascht, dass auf Gleis 6 in Mainz ein (einzelner!) 425 anstelle des üblichen Doppelpacks 612 steht. Weniger begeistert bin ich von dem Füllgrad der Fuhre. Als ich die Treppe herunterkomme, steht er nicht mehr da, sondern wurde - mit Fahrgästen - etwa eine Länge in Richtung Koblenz rangiert. Ich rieche Lunte, warte aber nur ein paar Minuten auf die zweite Einheit die nicht kommt, und steige schließlich ein. Auf dem mittleren Drehgestell drängle ich mich noch auf ein freies Sitzplätzchen und beginne das Notebook auszupacken.
Etwa drei Minuten nach der planmäßigen Abfahrtszeit tut es dann doch den erwarteten **rumms**, den man immer hört und spürt, wenn eine zweite Fahrzeugeinheit angekuppelt wird. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit steige ich aber nicht um, denn das ist mir zu heiß, nach dem Aussteigen nicht in das vordere Fahrzeug hineinzukommen.
Der Triebfahrzeugführer macht eine Ansage, dass dieser Zug der Regional_EXPRESS_ nach Mannheim ist und bis Worms nicht hält. Leider steigt angesichts dieser Ansage kaum einer aus. Schließlich geht es los, und im Anfahren hören wir die Ansage, dass es auf "dieser Linie heute etwas stressig" sei, der Grund dafür sei eine Weichenstörung in Bodenheim. Mit einem "Schaunmermal, wann wir ankommen" fährt er in den neuen Mainzer Tunnel ein.
Der nächste Halt erfolgt dann schon in Mainz SüdRömisches Theater. Dort stehen wir dann etwa fünf Minuten. Als der Zug wieder anrollt kommt die nächste Ansage: "Wie ich soeben erfahren habe, wird dieser Zug über Groß-Gerau und Biblis umgeleitet. Dies wird zu einer Verspätung in Worms von etwa 30 Minuten führen." Recht schönen Dank, wenn ich das früher gewusst hätte wäre ich gleich mit dem Fernverkehr über Frankfurt gefahren. Aber nun sitz ich im Komforttriebwagen und bin mitgehangen, mitgefangen. Ich stecke die UMTS-Karte und beginne zu arbeiten, so gut es geht.
Die 58 Cent, die die Aktion gekostet haben soll, glaube ich dem Webinterface von blau.de nicht. Das war ganz sicher teurer.
Bis Groß-Gerau stehen wir an jedem einzelnen Blocksignal; auf der Riedbahn können wir dann zügiger fahren. In Biblis hätte ich gerne einen Halt gehabt, zusammen mit einem am Bahnsteig bereitstehenden Zug, der direkt nach Mannheim fährt, denn der Schlenker über Worms und Frankenthal macht die Fahrt von hinten durch die Brust ins Auge natürlich völlig zeitlich unattraktiv. Wir erreichen Mannheim mit 31 Minuten Verspätung, und die im Blockabstand hinterherfahrende S3 bringt mich zu meinem Auto nach Friedrichsfeld Süd.
Diesmal wär ich wohl wirklich besser mit dem Auto gefahren.
Comments
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Marc 'Zugschlus' Haber on :
Das Hotbilling von Blau.de ist inzwischen wohl eher ein warmbilling, in der Nacht kamen noch zwei Connection Records von insgesamt nochmal 71 Cent nach. Aber immer noch bezahlbar.