T-ISDN Anschlussumzug considered harmful
In der neuen Wohnung hätte ich gerne Telefon und DSL von einem ganz bestimmten Anbieter, der hier ungenannt bleiben muss. Zusätzlich hätte ich gerne meine zehn Rufnummern vom ISDN-Anschluß aus der alten Wohnung mitgenommen, und zwar am besten einen Teil der Rufnummern auf den neuen Telefonanschluß und einen anderen Teil der Rufnummern zu verschiedenen anschlußunabhängigen VoIP-Anbietern. Geht nicht. Doch selbst die vereinfachte Version dieses Projekts stellt die beteiligten Anbieter vor eine echte Herausforderung.
So bin ich - als Zwischenstand - derzeit telefonisch gar nicht erreichbar. Nicht einmal der in weiser Voraussicht in der alten Wohnung zurückgelassene Anrufbeantworter oder die im Netz eingerichtete T-Net-Box funktionieren. Und wer hat's erfunden? Richtig. T-Com.
Relativ schnell wird klar, dass die Rufnummern entweder alle weg sind, oder alle zum gleichen Anbieter wandern müssen. Doch selbst die naiv in Auftrag gegebene direkte Portierung meiner Rufnummern zum neuen Anbieter scheitert, da T-Com darauf besteht, dass der Portierungsauftrag dieselbe Anschrift enthält wie der Standort des derzeitigen Anschlusses. Man empfiehlt mir, doch zuerst den T-ISDN-Anschluß in die neue Wohnung umziehen zu lassen und dann die Portierung zu beauftragen. An den dann entstehenden 60 Euro T-Com-Einrichtungsgebühr könne man auch nichts ändern.
Das kann ja nun mal gar nicht angehen. Ich beginne zu forschen, lese Gesetze und suche Kommentare. Nach zwei Runden Textbausteinigung von der Bundesnetzagentur habe ich endlich jemanden am Telefon, der weiß wovon er spricht. Von ihm lerne ich, dass die Portierung ein Instrument dafür ist, den Anbieterwechsel einfacher zu machen und dass es deswegen nicht vorgesehen ist, einzelne Nummern aus dem Vertrag herauszulösen: Es soll immer der Anbieter komplett gewechselt werden. Das muss ich zwar nicht verstehen, aber wenn die Politiker das so beschlossen haben, dann müssen sie sich ja dabei was gedacht haben.
Zusätzlich lerne ich von meinem Gesprächspartner, dass niemand meinen neuen Anbieter daran hindert, den Anschluß am neuen Standort zu schalten und meine alte Anschrift auf den Portierungsauftrag zu schreiben. Das müsste problemlos durchgehen, sagt er.
Wenn, ja wenn, die Prozesse des neuen Anbieters das hergeben würden. Tun sie aber nicht. Und so kann der neue Anbieter nur die Adresse auf den Portierungsauftrag schreiben, an dem auch der neue Anschluß geschaltet wird. Womit wir wieder bei der Lösung "T-Com-Anschluß umziehen, dann wieder kündigen und mit der richtigen Adresse portieren" wären. Aus Sicherheitsgründen soll ich obendrein mit dem Portierungsauftrag warten, bis der Anschluß gebaut ist und funktioniert - sonst könnten sich T-Com-Prozesse miteinander verheddern.
Nun trennt T-Com ja Telefon und DSL voneinander. Was heißen würde, wenn T-ISDN und T-DSL umziehen, müsste ich zweimal überflüssige Einrichtungsgebühr bezahlen. So entscheide ich, Telefon und DSL richtig voneinander zu trennen und beauftrage am achten Mai über die T-Com-Webseite den Umzug meines T-ISDN-Anschlusses in die neue Wohnung und gleichzeitig Alice Light Flat (hat weder Einrichtungsgebühr noch Mindestlaufzeit) als Übergangs-DSL. Und weil ich wissen möchte, ob Alice ihr Sphairon-NGN inzwischen im Griff hat (im Usenet hört man da so einiges negatives), investiere ich zwei Euro im Monat Extra für Telefonie.
Alice bestätigt innerhalb von drei Tagen und nennt einen verbindlichen Ausführungstermin.
Von T-Com höre ich erstmal nichts. Dann liegt am 16. Mai (Mittwoch vor Himmelfahrt) eine vom 12. Mai datierende Auftragsbestätigung im Briefkasten, in der man "meinen Auftrag vom 11. Mai 2007" bestätigt. Leider sehe ich die Auftragsbestätigung erst am Abend des 16. Mai gegen 22.00 Uhr. Wäre sie mir früher aufgefallen, hätte ich das Böse vielleicht verhindern können.
In der Auftragsbestätigung steht etwas von "Wegfall" meiner zehn Rufnummern am alten Standort und dem "Zugang" von drei Rufnummern am neuen Standort. Zwei der drei Rufnummern am neuen Standort sind neu. Ich soll also neun meiner zehn Rufnummern beim Umzug verlieren. Obendrein wird als Abschalttermin für den alten Anschluß der 16. Mai (also der Tag, an dem die Auftragsbestätigung einging) genannt, der neue Anschluß wird aber erst am 21. Mai geschaltet.
T-Com versteht unter "Umzug" also den Verlust aller Rufnummern bis auf die erste, wobei der alte Anschluß "schnell" abgeschaltet wird und der neue Anschluß "weniger schnell" geschaltet wird. Ein langes Wochenende ohne Telefon wird dem Kunden somit zugemutet. Die drei Tage zwischen Online-Erteilung des Auftrags und dem Eingang im System muss mir auch noch jemand erklären.
Also flugs zum Telefon gegriffen, 0800 33 01000 angerufen und - abends um 22.30 - sofort eine Gesprächspartnerin am Telefon gehabt. Die war leider hinreichend hilflos, konnte sich die Misere zwar angucken, aber nichts ändern. "Die Kollegen von der höheren Stelle sind tagsüber da, rufen Sie morgen wieder an." - "Morgen ist Feiertag" - "Das macht nichts, die Kollegen sind trotzdem da."
Das war - natürlich - eine Fehlauskunft. Ich führe dasselbe Gespräch also am Donnerstag morgen nochmal, diesmal mit dem Ergebnis, dass ich doch bitte am Freitag anrufen soll. Inzwischen ist der Anschluß am alten Standort auch abgeschaltet, und meine Rufnummern - inklusive derjenigen, die mir laut Auftragsbestätigung erhalten bleiben soll - enden auf der Ansage "Diese Rufnummer ist uns nicht bekannt". Hrmpf.
Und wie geht es weiter? Wird der ISDN-Anschluß noch mitsamt den Rufnummern umziehen können? Oder kann ich den ganzen ISDN-Umzug abblasen, weil die Nummern eh weg sind? Es bleibt spannend. Ich werde berichten.
Aus gegebenem Anlass: In den Kommentaren zu diesem Artikel ist advocacy für andere Telcos oder andere Realisierungstechniken unerwünscht. Ich behalte mir vor, entsprechende Einträge großzügig zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten.
Update 2007-05-18
Die Callcenterdame vom Donnerstag hat die Sache wohl schon ins Backoffice weitergeschoben. So jedenfalls die Information, die ich heute am Callcenter erhalten habe. Nach einigen Minuten mit einem automatischen Klassifizierungssystem (mit dem ich es vorgestern und gestern nicht zu tun hatte, interessant) bekam ich einen Agenten ans Telefon, der mich informierte, dass das Backoffice längst dran sei. Allerdings sind die Nummern für ihn schon nicht mehr sichtbar und für drei Monate gesperrt.
Update 2007-05-19
Natürlich hat niemand vom Backoffice zurückgerufen. Als ich nochmal im Callcenter nachgefragt habe, hat man die Rufnummern nochmal aufgenommen und sagt, die würden am Montag mit auf den Anschluß aufgeschaltet. Ich glaub das zwar erst, wenn das erste Telefon klingelt, aber wir werden sehen.
Update 2005-05-21
Der Anschluß ist geschaltet, die Rufnummern sind alle da, wo sie sein sollten. So gehört sich das. Wenn der T-Service nur während Servicestreiks so gut funktioniert, können sie gerne weiterstreiken.
Comments
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Der Herr von ehemals gegenüber on :
Tja, da hätte ich dir einiges an Forschungsarbeit ersparen können. Aber wahrscheinlich hättest du es nicht geglaubt Also der Trick, einzelne Rufnummern aus einem ISDN Anschluss herauszulösen besteht darin, einen normalen T-Com Anschluss zu bestellen für eine der Rufnummern (kostet natürlich). Den Anschluss kann man dann fristlos kündigen bzw. portieren. Falls du es nicht kennst (man weiß ja nie), schau dich mal bei www.ip-phone-forum.de um. Da steht auch irgendwo, dass deine Nummern noch einige Zeit dir gehören, so dass du noch die Möglichkeit hast, die Sache zu retten. In diesem Sinne: Viel Erfolg
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Ja, den Weg gibt es natürlich. So viel Kosten und Aufwand war es mir allerdings nicht wert. Der Haken ist auch, dass das in meiner alten Wohnung hätte geschehen müssen, und somit früher hätte begonnen werden müssen. Außerdem hätte dazu eine Doppelader in die Wohnung frei sein müssen.
dyfa on :
Die Geschichte mit dem "für 3 Monate" gesperrt hatte ich damals bei unserem Wechseln von T-*** und Ar***, wo die Ar***-Leute dann behauptet haben, ich hätte den Umzug der Rufnummern niemals beauftragt. Aufgrund einiger umzugsbedingter Verluste beim Papierkram konnte ich das Gegenteil leider nicht beweisen. Die alten Nummern hab ich nie wieder gesehen.
Aber mal ne andere Frage: Wozu braucht man soviele Rufnummern? Ist das das Äquivalent zu den geplussten Mailadressen?
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Damals war das so, dass die Zuweisung von Rufnummern zusammen mit der Anschlußeinrichtung im Einrichtungspreis enthalten war, während die nachträgliche Zuweisung neuer Rufnummern an einen bereits existierenden Anschluß kostenpflichtig war. Somit ist es einfach doof, nicht von Anfang an auf das technisch mögliche Maximum der Rufnummernanzahl zu gehen.
Ich nutze die Rufnummern als öffentliche Nummer (steht im Telefonbuch, bei RIPE und überall, klingelt nirgends und läuft gleich auf den AB), private Nummer (klingelt überall), geschäftliche Nummer (klingelt nur am Schreibtisch), geschäftliche Notfallnummer (klingelt überall), Fax. Der Rest sind Sonderrufnummer, die z.B. für Zeitungsanzeigen etc. temporär in Betrieb genommen und danach wieder abgeklemmt werden.