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Vom Winde verbahnt

Alle reden vom Wetter, wir nicht. Diesen markigen Werbespruch aus den 1970er-Jahren verflucht das Marketing der Bahn vermutlich inzwischen, denn so ganz wetterunabhängig ist auch das System Bahn dann doch nicht. Und jedes Mal, wenn es wegen Wetter im Betrieb hakt, kramen immer dieselben Leute immer wieder diesen dreißig Jahre alten Spruch heraus. Und: Egal wie die Bahn auf schlechtes Wetter reagiert, aus Sicht der Bahnbasher macht sie es verkehrt.

Im Jahr 2002 gab es am Heilligen Abend Blitzeis in Norddeutschland. Die Bahn versuchte, den Betrieb so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Das führte bedauerlicherweise dazu, dass einige Züge ohne Strom - also ohne Licht und Heizung - weitab von Bahnhöfen auf freier Strecke liegen geblieben sind und erst nach einigen Stunden wieder in die Zivilisation zurückgeholt werden konnten. Die Medien und die üblichen Verdächtigen schrien Zeter und Mordio, und Bahnchef Mehdorn wurde mit "Ok, dann stellen wir halt das nächste Mal den Betrieb vorsorglich ganz ein, dann passiert sowas nicht." zitiert.

Genau dies ist am 18. Januar 2007 passiert. Orkan Kyrill tobt über Deutschland, und die DB holt ab ca. 19.00 Uhr ihre Züge in die Bahnhöfe und lässt sie dort stehen. Komplett. Deutschlandweit. Man argumentiert damit, dass die Sicherheit der Fahrgäste und des Personals wichtiger ist als die Aufrechterhaltung des Betriebs. Und: Die Medien schreien nicht. Es wird sachlich berichtet. Fast alle haben Verständnis für diese Maßnahme, wenn auch vereinzelte Stimmen laut werden, die dann doch lieber gefahren als gestanden wären. Vor diesem Hintergrund kann ich mir vorstellen, was das DB-Management beim nächsten Unwetter machen wird. Verständlich.

Worüber man natürlich meckern kann, ist das Informationschaos, das wieder mal geschehen ist: Frag drei Bahner, kriege fünf widersprüchliche Antworten; Ansagen, Anzeigen und Internetmedien sind wie so oft die schlechtesten Informationsquellen. Schade drum, denn da gibt es noch Verbesserungspotenzial.

Vielen Dank an Oliver Schnell, der diesen Vergleich zwischen 2002 und 2007 in debx vorgedacht hat. Er hat Recht. Wie so oft.

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Spaß mit der Deutschen Bahn on : Bahnchaos durch Kyrill

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Da hats am Donnerstag doch gestürmt und die Deutsche Bahn hat dreisterweise abends den kompletten Fernverkehr eingestellt. Böse Bahn. Und dann hat sie es auch nicht geschafft alle Reisenden, die in den Bahnhöfen gestrandet sind, alle a...

Comments

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-thh on :

"So ganz wetterunabhängig" scheint mir untertrieben; die Wetterabhängigkeit des Bahnverkehrs scheint mir deutlich stärker ausgeprägt als beim Straßenverkehr.

Zum einen schon aus der theoretischen Sicht, kann im Bahnverkehr ein blockierter Streckenteil - umgestürzte Bäune, beschädigte Oberleitungen, Eis, Schnee, liegengebliebene Fahrzeuge - eben nicht einfach umfahren werden, wie das im Straßenverkehr möglich ist, und führen Ausfälle und Sperrungen zu Auswirkungen auf das Gesamtsystem, weil Züge, die gar nicht erst nach Süden kommen, dann auch nicht nach Norden zurückfahren können. Zum anderen aus der praktischen Erfahrung: die Auswirkungen von Schnee und Eis auf den Bahnverkehr sind auch nicht geringer als auf dem Straßenverkehr (vereiste oder zugeschneite Weichen usw. usf.), und die Auswirkungen des jedes Jahr völlig unvermutet hereinbrechenden Herbstes auf die Pünktlichkeit finden im Straßenverkehrsbereich gar keinen Vergleich.

Daß die Entscheidung zur kompletten Verkehrseinstellung damit unrichtig gewesen sei, möchte ich nicht sagen; aber die Behauptung, die Bahn wäre wetterunabhängig oder auch nur wetterunabhängiger als der Straßenverkehr, erscheint mir jedenfalls nicht haltbar.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

“So ganz wetterunabhängig” scheint mir untertrieben; die Wetterabhängigkeit des Bahnverkehrs scheint mir deutlich stärker ausgeprägt als beim Straßenverkehr.

Unter anderem deswegen ist der Wetter-Werbespruch im Bahnkontext nur noch bei den Bahnbashern in Gebrauch.

Hans Bonfigt on :

Ich kann ausnahmswweise auch nur Positives berichten:\n\nHeute um 15:00h in Salzwedel (Ostzone) losgefahren, mit einer für Bahnverhältnisse lächerlichen Verspätung von einer halben Stunde in Augsburg angekommen.\nWenn man sich 'mal vergegenwärtigt, welche logistischen Probleme bereits dadurch entstehen, daß die Züge zum Zeitpunkt der Betriebswiederaufnahme so gar nicht dort stehen, wo sie benötigt werden, dann ist das eine schier unglaubliche Leistung.\n\nDer Orkan war wiederum so schwer, daß bei Kunden in Gütersloh massve Stahltore\naus den Angeln gerissen wurden - da hilft dann auch kein sorgfältigeres Roden entlang der Strecken mehr.\n\nIch hätte mir allerdings gewünscht, daß es den grotesk-schildaesken Haltepunkt "Lehrter Bahnhof" noch deutlich derber erwischt hätte. Also mindestens das nutzlose Dach\nhätte ja gerne weggeweht werden können.\n\nHöhere Gewalt ist höhere Gewalt.\n\n2002 dagegen machte die Bahn den Fehler, ihre Reisenden nicht einmal vor dem Einsteigen am Bahnsteig darüber zu informieren, daß sie in ein unabsehbares Chaos reisen würden.\nErst stand ich am Fixerbahnhof zwei Stunden im Wind (die Verspätungsanzeige begann mit 20 Min und inkrementierte dann in den jeweils kleinstmöglichen Einhaeiten bis\n120) und dann setzte es viele Stunden Zwangspause in NRW). Das war wirklich böswillig, denn natürlich wäre ich bei dieser Prognose gar nicht gefahren.\n\nFazit: Richtige unternehmerische Entscheidung, gutes Krisenmanagement.\n\nFast möchte man meinen, der Stahlträger des teuersten und einsamsten Haltepunktes der Welt wäre mit Absicht gelöst worden, um Mehdorn, promoveatur ut amoveatur, abzulenken, auf daß Fachleute ungestört ihren Job machen konnten.\n\nDas läßt sich aber noch verbessern. So ein Träger muß ja nicht sinnlos auf eine Treppe fallen.

Lim_Dul on :

Auch wenn mein Blog ja eher Bahn-kritisch ist, finde ich die Kritik an der Bahn teilweise übertrieben in dem Zusammenhang.

Derartige Situationen kann man schlecht vorherplanen. Wenn die Bahn aufgrund der Sicherheitslage den Zugverkehr einstellen muss dann stehen eine Menge Züge mit einer Menge Reisenden die eine Menge Fragen und andere Bedürfnisse haben an den Bahnhöfen rum. Damit ist das Personal an den meisten Bahnhöfen überfordert. Kann man ihnen noch nicht mal übelnehmen.

Soweit ich den Nachrichten folge, war die Informationspolitik der Bahn suboptimal, aber andererseits ist ein solches "Chaos" in der Größenordnung meines Erachtens kaum zu handeln.

Mich stört eher, wenn die Bahn es nicht schafft alltägliche und wiederkehrende Situationen vernünftig zu organisieren. (Beispielsweise Informationen über Streckensperrungen und die Alternativen in Bonn). Das passiert häufiger und dafür gibt es dementsprechend auch Erfahrungswerte was man macht.

Aber eine totale Einstellung des Zugverkehrs ist eine ganz andere Größenordnung. Während ich bei so alltäglichen Sachen explizit sagen kann, das wäre so oder so deutlich besser gewesen, bin ich überfordert zu sagen, wie man das am sinnvollsten in den Griff bekommen hätte.

Summa Summarum: Je außergewöhnlicher und chaotischer die Situation ist, um so mehr Verständnis habe ich, wenn dann nicht optimal gehandelt wird.

O. M on :

Sorry, aber ich hab zum Thema "Informationspolitik" eine etwas andere Meinung. OK, dass der Zugverkehr am vergangenen Donnerstag eingestellt wurde ist durchaus nachvollziehbar und auch akzeptable. Aber in welchem Zeitfenster dies erfolgt ist absolut nicht nachvollziehbar. Warum hat die Bahn nicht mti den Medien kooperiert und einfach mal gegen 15.00 Uhr angefangen nachzudenken. Dann hätte man per Funk und Fernsehen, sowie Internet Reisende (vorallem Pendler) darauf hinweisen können, dass der Bahnverkehr am frühen Abend evtl. eingestellt werden muss. Die Auswirkungen von Kyrill waren durchaus vorhersehbar, daher ist die Reaktion um 17.15 Uhr einfach mal den Fernverkehr in ganz Deutschland zu stoppen schon sehr fraglich, dann aber auch den kompletten Nahverkehr nur eine dreiviertel Stunde später auch zu stoppen gleicht eher einer nicht bis zum Ende durchdachten Entscheidung. Wie gesagt, hätten sich die Herren in Frankfurt oder Berlin bereits ab Mittag über eine mögliche Betriebseinstellung gedanken gemacht und hätten diese Herren dann mal angefangen, den Verkehr in Deutschland nach und nach einzustellen, wäre einiges nicht so chaotisch abgelaufen. Aber da kommt dann wieder das Thema "Informationspolitik" ins Spiel, die es bei der DB wohl nicht mehr wirklich zu geben scheint. Reisende werden selbst nach Betriebseinstellung nicht mehr informiert. Wenn z. B. jemand kein Radio oder TV auf Arbeit hat und um 18.20 Uhr zum Bahnhof ging, hörte auf Provinzbahnhöfen im Normalfall keine einzige Ansage mehr. Also nicht die Tatsache der Betriebseinstellung ist zu kritisieren, nein eher die Tatsache, dass die Informationen überhaupt nicht für die Reisenden sinnvoll erfolgten. Was aber nicht nur bei Unwetter Normalität ist. Und das sind Erfahrungen von mir. Der Rest ist meine Meinung.

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