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Sehr geehrte Fahrgäste, bitte beachten Sie!

Ich bin seit einigen Monaten mehr oder weniger regelmäßiger Fahrgast in der S-Bahn Rhein-Neckar und habe dieses noch recht neue Nahverkehrssystem lieben und hassen gelernt. Wie alles hat es seine Stärken und seine Schwächen. Und manche Bestandteile, die beides - Stärke und Schwäche sind.

So ein Bestandteil ist zum Beispiel die Fahrgastinformation. Die ist'grundsätzlich für den Normalbetrieb selbst für DB-Standards relativ gut gemacht. Gut, die Sprechweise von Ingo Ruff, der männlichen Standardstimme in fast allen neueren Produkten von DB Regio, ist nicht jedermanns Sache. Ich finde, dass er zu langsam und zu übertrieben deutlich spricht.

Im Normalbetrieb gibt es vor jedem Bahnhof ein "Nächste Station: $BAHNHOFSNAME", vor den wichtigeren Bahnhöfen dasselbe nochmal in Englisch (Hauptbahnhof == Main Station, Ludwigshafen Mitte == Ludwigshafen City Center), nach einem mir sich noch nicht erschlossen habenden Schlüssel die Ansage der Ausstiegsseite und vor den Knotenbahnhöfen das obligatorische (und genauso überflüssige) "Bitte beachten Sie zusätzlich die Ansagen am Bahnsteig". Aber jetzt sind wir schon im Bereich der Kritik: Das ist ein elektronisches Sprachspeichersystem, das offensichtlich in der Lage ist, aus "Bausteinen" passende Ansagen zusammenzuzimmern. Muss es denn aber sein, bei der Einfahrt in den Bahnhof Neustadt-Böbig immer den Baustein "Es besteht Übergang zum übrigen Regionalverkehr bis 20.30 Uhr" abzuspielen? Ist es da nicht viel sinnvoller, vor 20.30 Uhr zu sagen, dass es diesen Übergang gibt und am "späteren" Abend diesen Baustein einfach wegzulassen? Dasselbe gilt noch für einige andere Bahnhöfe wie zum Beispiel Schifferstadt, wo auf den Übergang zum übrigen Regionalverkehr bis 23.00 Uhr hingewiesen wird.

Ansonsten hat der Sprachspeicher der 425.2-Triebwagen für fast jeden Sonderfall einen Textbaustein an Bord. Hier eine kleine Auswahl, die nervigsten vorne:

  • "Sehr geehrte Fahrgäste, der vor uns liegende Streckenabschnitt ist noch durch einen anderen Zug belegt. Wir setzen unsere Fahrt in Kürze fort."
  • "Sehr geehrte Fahrgäste, bitte beachten Sie, dass die kostenlose Fahrradmitnahme erst ab 09.00 Uhr möglich ist. Vor 09.00 Uhr benötigen Sie eine Fahrradkarte."
  • "Bitte legen Sie Ihre Schuhe nicht auf die Sitze"
  • "Zu Ihrer Sicherheit achten Sie bitte auf liegengebliebenes und auffälliges Gepäck und melden Sie ungewöhnliche Vorkommnisse dem Zugpersonal oder der Polizei."
  • Sehr geehrte Fahrgäste, wegen der Überholung eines anderen Zuges (sic!) wird sich unsere Weiterfahrt um wenige Minuten verzögern."

Selbst für die zweitägige Sperrung der Heidelberger Hauptbahnhofs bei der Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks gab es einen von Ingo höchstselbst eingesprochenen Textbaustein, und auch die auf unbestimmte Zeit verzögerte Weiterfahrt des Zuges wegen eines Personenschadens kann bei Bedarf aus dem Sprachspeicher angesagt werden. Die letztere Ansage habe ich glücklicherweise noch nie wegen des echten Grundes gehört, sondern bisher erst einmal, als der Triebwagenführer beim Halt in Schifferstadt wohl ein paar Knöpfe zu viel gedrückt hat: Da kamen sicher fünf mehr oder weniger unpassende Ansagen hintereinander, unter anderem auch der Personenschaden. Glücklicherweise rollte der Zug wenige Sekunden später wieder an, so dass wir das schnell als Falschmeldung enttarnten. Zu einer Entschuldigung oder gar einer Erklärung hat sich der Herr Triebfahrzeugführer allerdings auch in diesem Fall nicht herabgelassen, was ich als eine mäßige Frechheit empfand.

Die Ansagen bei der Trennung eines zu flügelnden Zugs gibt es im Sprachspeicher, werden aber relativ selten genutzt. Hier spricht der Chef üblicherweise persönlich: "Bitte beachten Sie, dieser Zug wird in Schifferstadt getrennt. Der vordere Zugteil fährt weiter nach Kaiserslautern; der hintere nach Spey, äh, Germersheim" gab am ersten Tag nach Inbetriebnahme der Verlängerung von Speyer nach Germersheim noch mäßige Heiterkeit im Zug. Üblicherweise wird dann allerdings gefragt, ob man nun im vorderen oder im hinteren Zugteil sitzt. Auch hier würde ich eigentlich erwarten wollen, dass das moderne Ansagesystem in der Lage ist, im vorderen Zugteil eine Ansage a la "Bitte beachten Sie, dieser Zug wird in Schifferstadt getrennt. Dieser Zugteil fährt weiter nach Kaiserslautern; zur Weiterfahrt nach Speyer und Germersheim bitte in den hinteren Zugteil umsteigen" und im hinteren Zugteil zeitgleich das entsprechende Analogon abzuspielen. Da hat doch mal wieder jemand einen Personentag in der Softwareentwicklung gespart, und erzeugt damit jeden Tag Verwirrung unter den nicht erfahrenen Fahrgästen.

Der Zufall will es so, dass ich diese Zeilen in so einem Zug schreibe, und die Trennungsansage aus dem Sprachspeicher kam. Der Qualitätskontrolle ist wohl entglitten, dass Ingo in dieser Ansage verkündet, dass der vordere Zugteil nach Germersheim, der vordere (sic!) Zugteil jedoch nach Kaiserslautern fährt.

Einen Vorschlag für eine weitere Sprachspeicheransage habe ich auch noch: "Bitte beachten Sie, wegen Werkstattzuführung endet dieser Zug heute außerplanmäßig in Ludwigshafen Hauptbahnhof. Zur Weiterfahrt in Richtung $ENDBAHNHOF bitte in den auf Gleis $NUMMER bereitstehenden Ersatzzug umsteigen" fehlt. Das kommt nämlich in den letzten Wochen durchaus mal öfter vor. "Bonusumstieg Ludwigshafen" ist immer wieder ein Quell steter Freude.

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Comments

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Klaus von der Heyde on :

Ich bin dafür, den Text für eine Entschuldigung für verwirrende oder falsche Ansagen auch in den Sprachspeicher zu legen.

Bei uns wird in manchen Bussen jede Haltestelle 2x angesagt, einmal weit davor, und dann noch einmal, wenn sich die Türen öffnen. Möglicherweise sinnvoll für Fahrgäste mit eingeschränkten Sehfähigkeiten, aber bei kurzen Haltestellenabständen fühle ich mich permanent zugelabert.

Kl »Tänk på avståndet mellan vagn och plattform när du stiger av!« aus

XlF on :

Wenn ich mir recht erinnere, ist in manchen neue(re)n Tarifvertraegen der OePNV Unternehmen, eine Zulage fuer Fahrkartenverkauf (weil selbst der kleinste neunsitzige Kleinbus einen Automaten hat) und Durchsagen weggefallen.

Letzteres natuerlich wegen der automatischen Standard-Texte im digitalen Sprachspeicher.

Also hat es doch was fuer sich, wenn dir Durchsagen mal nicht passen (im MVV sind sie am Bahnsteig manchmal ausgesprochen Kreativ mit der Realitaet), wenigstens wissen wir, dass wir das (Ueber)Leben fuer einen Tf, U-Bahn-, Bus- oder Trambahnfahrer erschweren.

Dass die digitalen Anzeigen nur dann funktionieren, wenn man die gleiche Information auch vom Papierfahrplan ablesen koennte, kommt natuerlich dazu.

Kai-Erik on :

Komisch, bin seit ca. 12 Jahren weg aus dieser Ecke und hoere immer noch irgendwie die gleichen Probleme.

Ob das nun ein Zugfühere auspricht oder ein Sprachspeicher... Dioe Problem sind die Gleichen. ;-))

Gruss / hilsen Guten Rutsch / godt nyytår

Kai-Erik, ein Zaungast in diesem Blog.

Eimann on :

Hm, die S1 in Muenchen wird auch getrennt, da gibt es diese Ansage schon 1.5 Jahre. Also die zum Zugteil passende Ansage.

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