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Makler

Die Wikipedia schreibt über den Makler:

Der Begriff des Maklers bezeichnet in Deutschland den Vermittler einer Gelegenheit zum Abschluss von Verträgen

Als Normalbürger hat man mit dem Beruf des Maklers eigentlich nur dann zu tun, wenn man eine Immobilie kaufen, verkaufen, mieten oder vermieten möchte. Und ich muss zugeben, dass ich mit diesem Berufsstand durchaus das eine oder andere Problemchen habe.

Eins dieser Problemchen ist, dass der Makler üblicherweise einer Seite des Vertrags ordentlich Arbeit abnimmt, und sich in aller Regel von der anderen bezahlen lässt. Wenn ich als Verkäufer oder Vermieter einen Makler beauftrage, nimmt mir dieser regelmäßig die Telefoniererei und die Besichtigungstermine ab, bereitet mir einen meinen Interessen entsprechenden Vertrag vor, hält mir die Interessenten und auch den Käufer bis zum letzten Moment vom Leib und präsentiert mir vorgefilterte Interessenten. Und wenn ich "Nein" sage, tue ich das nicht ins Gesicht desjenigen, der da abgelehnt wird, sondern ich lasse die schlechte Nachricht von jemand anderem übermitteln.

Als Käufer oder Mieter bekomme ich bei einer über einen Makler angebotenen Immobilie im Internet erstmal keine Informationen über die genaue Lage der Immobilie. Abhängig von der "Güte" der Suchfunktion kann ich auch nur über Gemeindenamen suchen, und kann somit aus der Information "Edingen-Neckarhausen" nicht sehen, ob die Immobilie direkt neben der Stadtbahn in Edingen oder im nur auf der Straße erreichbaren Neckarhausen liegt. Ich muss also erstmal telefonieren, und wenn ich einen besonders unkooperativen Makler bekomme, muss ich erstmal einen Vertrag unterschreiben, bevor ich gesagt bekomme, dass die Immobilie an einem Ort liegt, für den ich mich nicht interessiere. Dann ist "gute ÖPNV-Anbindung" ein werktags tagsüber im Stundentakt verkehrender Bus, dessen Haltestelle 2 km von der Immobilie enfernt liegt, und der auf seiner Odyssee zum 5 km entfernten S-Bahnhof noch drei weitere Wohngebiete abklappert und für diese 5 km 30 Minuten Fahrzeit hat. Oder es steht im Expose "Internet möglich", und auf detaillierte Nachfrage kommt dann etwas wie "der Vorbesitzer hat ISDN, darüber kann man doch auch Internet machen, oder".

Dann kann ich mir vor Abschluß des Vertrags kein Bild von meinem Vermieter machen. Ich sehe ihn maximal in einer Art Bewerbungsgespräch, die Verhandlungen selbst führe ich mit einem Menschen, den ich nach Vertragsabschuß nie wieder sehen werde. Gerade in einem Mietvertrag muss ich mir aber ein genaueres Bild von meinem Vermieter machen können, denn sonst passiert mir wieder sowas wie in meiner letzten Wohnung, wo der Vermieter nach meiner Kündigung zum pissigen Kleingärtner mutierte.

Und am Ende der Geschichte bekomme ich die Rechnung für eine Dienstleistung, die mein Vertragspartner in Anspruch genommen hat. Das ist einfach unangenehm.

Und dann gibt es natürlich noch die schwarzen Schafe der Branche. Zum Beispiel die Maklerin, die meinem Vermieter (rechtswidrig!) (falschen!) Rechtsrat erteilte und ihm den Floh ins Ohr setzte, die (unwirksame) Renovierungsklausel mit starren Fristen wäre natürlich gültig, denn vor dem BGH-Urteil geschlossene Verträge blieben ja von diesem Urteil unberührt.

Oder den Makler, der sich in seinem in grauslichen Deutsch gehaltenen Vertrag vorbehielt, auch für die andere Seite tätig werden zu dürfen. Was er dann in der Form tat, dass er nicht nur mir als Verkäufer der Immobilie 3 % des Kaufpreises in Rechnung stellte, sondern denselben Betrag auch vom Käufer kassierte. Und die jeweils andere Seite des Vertrags erfuhr hiervon aus dem Entwurf des notariellen Kaufvertrags. Muss ich noch extra erwähnen, dass dieser Makler sich jede Information von mir heraussuchen und beschaffen ließ und auch die gesamte Behördenkommunikation auf den Notar und mich abwälzte?

Oder die Maklerin, die die Information, dass wir vier Katzen haben, offensichtlich bis zur letzten Sekunde vor dem Vermieter (ihrem Kunden!) verbarg und somit den fertig verhandelten Vertrag mit komplettem Hoserunterlassen inklusive Steuerbescheid, Schufaauskunft und Kontoauszügen buchstäblich in letzter Sekunde platzen ließ, weil der Vermieter, ein großes lokales Geldinstitut, keine asozialen Tierhalter in seiner Wohnung haben möchte.

Aber es gibt auch positive Beispiele: Die Maklerin, die uns die letztlich von uns gekauften Grundstücke vermittelt hat, hat ihren Job ganz gut gemacht. Genau genommen war diese Maklerin bisher die einzige Dienstleisterin, die ihren Job vollständig erledigt hat. Sie hat uns auf die Ämter begleitet, ihre lokalen Kenntnisse bei der Beschaffung von Hintergrundinformationen über die Grundstücke eingesetzt, hat immer zeitnah zurückgerufen bzw. auf E-Mail geantwortet, und bei einem Kaufvertrag interessiere ich mich auch nicht so dafür, meinen Vertragspartner direkt kennenzulernen. Wenn ich etwas kaufe, verhandle ich lieber mit einem Profi als mit einem Amateur. Nichtsdestotrotz hat mir die Maklerrechnung schon weh getan, weil zusammen mit der Grunderwerbssteuer man halt doch nochmal zehn Prozent auf den Kaufpreis obendrauf zahlt, und dieses Geld ist weg.

Grundsätzlich würde ich mich freuen, wenn Eigentümer sich in Zukunft mehr selbst um ihre Immobilien kümmern würden, oder - wenn sie sich schon eines Dienstleisters bedienen - ihre Dienstleister wenigstens selbst bezahlen würden. Aber das wird in diesem Land wohl ein frommer Wunsch bleiben. Ich hoffe, dass ich so bald nicht mehr mieten oder kaufen muss. Ist besser für den Blutdruck.

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Comments

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Kai on :

Dein Artikel spricht mir aus der Seele. Das Geld, welches wir damals für den Makler hingelegt haben, und was er letztendlich für UNS an Leistung dafür erbracht hat, stand ich keinem Verhältnis. Ich finde es nach wie vor sehr schade, dass die Leute, die die Leistung des Makles beauftragen, kaum etwas zahlen müssen bzw. der Makler von beiden Seiten kassiert. Schliesslich will der Verkäufer keine Last mit dem Verkauf tragen. Das alles hast du in deinem Artikel sehr gut zusammengefaßt. Ich hoffe auch sehr, dass ich nie wieder so schnell eine Immobilie kaufen bzw. verkaufen musss.

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