vrn-Handyticket: Gut gemeint
Wie ich am frühen Dienstagmorgen zu einer teuren Fahrkarte zur Arbeit kam.
In debx gab es mal wieder eine Diskussion zum Thema Handyticket in Verkehrsverbünden, und so kam es, dass ich auf meinem E90 die Applikation für das vrn-Handyticket installierte - freilich ohne den Gedanken, es wirklich zu benutzen. Auf der Webseite des VRN muss man den Abschnitt zum Handyticket suchen. Die Applikation im orangenen rnv-Look sieht nach dem Start schon auf den ersten Blick verhältnismäßig unsexy aus. Das T-Systems-Logo auf dem Splashscreen lässt schlimmes ahnen.
Am Dienstagmorgen komme ich erstaunlich früh aus dem Bett und disponiere auf die früheste des von mir anvisierten Drei-S-Bahn-Bündels um. Im Laufschritt an der Bushaltestelle angekommen, fällt mir ein, dass die Fahrt von Ilvesheim nach Wiesloch-Walldorf tatsächlich zum BC-ermäßigten Verbundtarif am günstigsten ist. Sonst fahre ich mit dem Rad zur S-Bahn und für die reine S-Bahn-Fahrt ist der BC50-Fahrschein bis knapp hinter die Verbundgrenze über einen Euro günstiger. Nur: Im Bus verkauft der Qualitätsverbund keine BahnCard-ermäßigten Fahrkarten. Und für ein Handyticket reicht's nicht mehr, denn der Bus ist schon am Anrollen. Also beschließe ich, dem VRN 60 Cent zu schenken und stemple beim Einsteigen eine im Vorverkauf erworbene Fahrkarte für die Großwabe Mannheim, die mich bis zur S-Bahn nach Friedrichsfeld Süd bringt.
Am ersten Umsteigepunkt in Seckenheim angekommen, will ich dann dafür sorgen, dass der Fahrkartenkauf das nächste Mal etwas schneller geht und möchte die Daten für meine Standardfahrt schon im Mobiltelefon hinterlegen. Der erste Versuch schlägt fehl, denn die Applikation ignoriert mein Tippen auf der großen Tastatur des E90. Schließlich kapiere ich: Die Applikation gibt sich viel Mühe, auf einem Telefon ohne richtige Tastatur lauffähig zu sein und ignoriert deswegen die vorhandene große Tastatur. Die Zahlentasten verhalten sich für eine Handytastatur, freilich ohne T9. Wie haben die Helden das denn geschafft? Also flugs das Telefon zugeklappt und wie in guten alten 6310-Zeiten weitergetippt. Halt, nein, das 6310 hatte schon T9.
Die meisten Verbünde haben bei ihren Haltestellennamen je ein Feld für Ortsnamen und Haltestellennamen. Man muss also unbedingt eingeben, dass die Haltestelle "Lange Morgen" in Ilvesheim liegt, obwohl es im ganzen Verbund nur eine Haltestelle dieses Namens gibt. Auch, dass der Bahnhof Wiesloch-Walldorf in Wiesloch-Walldorf liegt, muss man explizit angeben. Alles wohlgemerkt über die Zifferntasten, obwohl eine richtige Tastatur vorhanden ist.
Eine Fahrplanauskunft kann man nicht als Favorit ablegen. Also versuche ich es nochmal unter "Ticket kaufen" - wissend, dass ich bei der Registrierung für das Handyticket eine PIN festgelegt hatte und davon ausgehend, dass diese PIN vor dem wirklichen Kauf eines Tickets nochmal abgefragt wird. Diesmal sind die Werte "Ilvesheim", "Lange Morgen", "Wiesloch-Walldorf" und "Wiesloch-Walldorf" immerhin vorgegeben, und diesmal gibt es auch einen Knopf "als Favorit speichern". Irgendwie erwarte ich, jetzt nach einem Namen für den Favoriten gefragt zu werden, doch stattdessen sagt mir das Ding "Ticket wird gekauft". Und schwupps, bin ich stolzer Besitzer einer Fahrkarte von Ilvesheim nach Walldorf für EUR 4,40. Toll, denn die ersten zwei der fünf Zonen hab ich doch gerade gestempelt! Als Favorit steht die Fahrkarte natürlich trotzdem nicht in der Liste, nur als "letzte Suche".
Wir fassen zusammen: Die Handyticket-Applikation des vrn sieht scheiße aus, ignoriert vorhandene sinnvolle Hardware, kann kein T9, ist an Umständlichkeit bei der Eingabe der Daten nicht mehr zu überbieten, gibt ohne weitere Rückfrage Geld aus, nutzt die vorher vereinbarte PIN nicht, und die für die Fahrkartenkontrolle notwendigen Daten sind nichtmal auf einem Bildschirm zusammengefasst, sondern auf drei Bildschirmseiten verteilt, so dass man dem Kontrolleur (wenn er dann mal kommt) auch noch einen vorscrollen muss. Hoffentlich klappt wenigstens die Aktion mit der monatlichen Sammelrechnung, denn sonst waren die EUR 6,10 für die Fahrt, die sonst 4,40 kostet, so richtig ärgerlich teuer.
Mit der rnv und T-Systems haben sich zwei gefunden, die wirklich gut zusammen passen. Leider auf Kosten der Fahrgäste.
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Christian on :
Ich habe mir vor einigen Wochen die Fahrplansoftware der Deutschen Bahn runtergeladen. Und ich muss sagen, ich bin mit dem Ding echt zufrieden.
Da ich ein Jobticket habe, brauchte ich mich um das Kaufen von Fahrkarten noch nicht kümmern. Hauptsächlich nutze ich sie morgens beim Frühstück um zu schauen, ob meine Bahn pünktlich ist.
Nach der Installation habe ich die 4 Strecken die ich fahre einmal suchen lassen. Die täglichen Strecken waren nach dem dritten Aufruf komplett offline verfügbar. Und die Pünktlichkeitsprüfung funktioniert bisher. Ich warte mal den Winter ab.
Mit dem Stück Software hat die Bahn ihr Image bei mir wirklich verbessert.
Gruss Christian
Dr. Maegerle on :
Das VDV-Handyticket kommt von Hansecom (Siemens). Ich fürchte der Unterschied zu T-Systems wird nicht sonderlich groß sein.
Generell ist die Entwicklung von Handy-Software gruselig. Weil es zwar Standards gibt, diese aber von den Geräteherstellern sehr unterschiedlich interpretiert werden. Das könnte die Probleme mit T9 (ich persönlich hasse es) und Tastatur erklären.
Die Prüfung/Vorschläge Eingabe des Haltestellennamens wird über die Fahrplanauskunft erfolgen. Kann die es beim VRN besser?
Für das versehentlich gekaufte Ticket sollt es einen Support geben, der das Stornieren/erstatten kann. Hast Diese mal angemailt?