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dedizierter Low-Cost-Rootserver von Netdirekt

Es ist mal wieder an der Zeit für einen Rootservertest. Was ich zu den Produkten von Strato und dem inzwischen nicht mehr neu bestellbaren Produkt von Alturo (das allerdings große Ähnlichkeit zu den Produkten der anderen United-Internet-Firmen hat) geschrieben habe, findet man in den referenzierten Artikeln.

Im heutigen Test geht es um den für fünfzehn Euro im Monat erhältlichen 733-MHz-Server von Netdirekt.

Netdirekt bietet einen kleinen Server mit 733-MHz-Prozessor, 256 MB Hauptspeicher und 10 GB Festplatte zusammen mit 500 GB Transfervolumen zum Preis von EUR 15,00 bei 12 Monaten Laufzeit an. Will man monatliche Kündigungsfrist, zahlt man pro Monat fünf Euro mehr. Backupspace gehört nicht zum Angebot; dafür gibt es auf Anforderung bis zu drei IP-Adressen und ein 99.5%-SLA. Netdirekt sagt zu, defekte Hardware innerhalb von zwei Stunden zu tauschen - ohne Beschränkung auf die Geschäftszeiten. Sportlich und mutig.

Bestellprozess und Lieferzeit

Ich bestelle Mitte August per Webinterface und bekomme wenig später den Link zu einem PDF-Dokument, das ich unterschrieben an Netdirekt faxen soll. Nochmal wenig später kommt am 18. August per Mail die Bestätigung, dass der Server bis spätestens 04. September freigeschaltet wird. Hm. Über zwei Wochen Lieferzeit? Das geht sicher besser.

Hardware

Der Server wird auch tatsächlich erst am 04. September "geliefert" und ist ein wenig größer als die ursprünglich angebotene Maschine: 866 MHz hat der Prozessor und die Platte 15 GB. Als Netzinterface gibt es einen e100.

Kaufmännisches

In der "Fertigmeldung" steht auch einiges zur kaufmännischen Abwicklung: Netdirekt liefert auf offene Rechnung und empfiehlt die Anlage eines Dauerauftrags oder einer Einzugsermächtigung. Finde ich fair, dem Benutzer auf diese Weise die Wahl zu lassen. Unschön, dass sich das aus dem Webinterface herunterladbade Formular nicht als Einzugsermächtigung, sondern als Abbuchungsauftrag entpuppt. Auch schade, dass die als PDF versandte Online-Rechnung keine Signatur hat und es auch keine Möglichkeit gibt, sich die Rechnung gegen Aufpreis zusenden zu lassen. Also nix mit Vorsteuer ziehen.

Webinterface

Das Webinterface ist schnörkellos und funktional. Man sieht dort - im Gegensatz zu UI und Strato - eine grafische Trafficauswertung und kann Trafficwarnungen konfigurieren und die Zusatz-IPs ordern. Reset und Rescuesystem findet man hier genauso wie die Einstellung für den Reverse-DNS. Die kostenlos im Angebot enthaltene Neuinstallation des Ursprungs-Images stößt man per Konsolenkommando des gebooteten Rescuesystems an. Dort steht ein Minimal-Debian, ein Debian mit Admin-Webfrontend, Fedore Core 4 minimal, SuSE 9.3 minimal sowie - ausdrücklich als "Beta Test" gekennzeichnet - CentOS und Ubuntu zr Verfügung. Danach kann man dem System in der Konsolensession beim Download und Auspacken des Images zugucken.

Standardimage

Das vorgegebene Standardimage belegt 709 MB auf der nur in einer großen Partition hda1 bestehenden Platte und lässt mich nicht in Begeisterung ausbrechen. Die Packageauswahl ist freundlich gesprochen extrem konservativ, unfreundlich gesprochen nicht mehr zeitgemäß: apache 1.3, proftpd, sendmail, qpopper, portmapper, mysqld, rpc.dracd (für smtp-after-pop) sind installiert und lauschen alle auf 0.0.0.0; außerdem ist wie auch bei der Konkurrenz ein gcc installiert. Die im Laufe der Evolution des Systems herausgeworfenen Packages wurden nur removed und nicht gepurged. So kann man problemlos sehen, dass auf dem Mastersystem schonmal ein exim4, ein courier-mta und ein postfix installiert waren. Vom Courier ist sogar die Konfiguration noch vorhanden; die von exim und postfix hat man manuell abgeräumt.

Deutlich besser ist das minimale Debian-Sarge-Image. Hier kommt als MTA der Default exim4 zum Einsatz, der dank eines Tippfehlers in der /etc/exim4/update-exim4.conf.conf unkonfiguriert auf 0.0.0.0 läuft (siehe auch Debian Bug #386554). Auch hier hat man viele Packages nicht gepurged, und auch hier ist der gcc installiert. Das Minimalsystem belegt 476 MB.

Rescue-System

Der Aufruf des Rescue-Systems ist anders gelöst als bei den beiden großen. Wählt man den entsprechenden Menüpunkt an, bekommt man eine Mail, in der das neue Rootpasswort steht. Dieses Passwort muss man dann nochmal im Webinterface eingeben, damit der Reboot ins Rescuesystem eingeleitet wird. Dabei operiert das Webinterface stateless. Sprich: Ein aus dem Rescuesystem ausgelöster Reboot führt zwingend wieder ins Produktivsystem zurück; wenn man nur das Rescuesystem rebooten möchte (damit es z.B. Veränderungen an der Partitionierung sicher aufgreift) muss man wieder ins Webinterface.

Dieses Verfahren finde ich weniger schön als den rein webbasierten Prozess von Strato und UI. Denn auf diese Weise werden Passworte unverschlüsselt über das Netz gepustet (der ausgehende Mailserver von Netdirekt benutzt kein TLS), und man kann die Administration des Servers nicht delegieren.

Das für meinen Server zur Verfügung gestellte Debian-basierende Rescuesystem hatte einen Designfehler, der LVM unbenutzbar machte: Zum Kernel 2.6 war nur die Userspace-Package für LVM 1 installiert. Also ein Grund um den Support zu testen, der den Test mit Bravour bestand: Es dauerte nicht einmal 80 Minuten, bis der Fehler im Rescuesystem behoben und LVM 2 nachinstalliert war. Dabei fand ich heraus, dass das Rescuesystem nicht wie bei den anderen aus dem Netz kommt, sondern dass der Server wirklich ein physikalisches CD-ROM-Laufwerk hat, in dem eine echte CD liegt. Der Rechner bootet grundsätzlich von CD; über ein Keyboard-Dongle wird dann entschieden, ob von CD oder von Festplatte weitergebootet werden soll.

Die Authentifikation per ssh-Key funktioniert ohne Überraschungen; die Netzwerkkonfiguration fällt "vom Himmel". Die /etc/network/interfaces des Rescuesystems enthält nur den Abschnitt für lo.

Installation des zgserver-Standardimages

Die Installation meines Standardimages läuft wie erwartet problemlos, wobei - wie schon erwartet - die Netzkonfiguration Ärger macht: Auch bei Netdirekt muss man zuerst eine Netzwerkroute für das nicht im lokalen IP-Netz liegende Defaultgateway setzen, bevor man die Defaultroute setzt. Allerdings arbeitet Netdirekt nicht per DHCP, so dass die /etc/network/interfaces manuell konfiguriert werden muss - was scheitert, wenn man die normale "gateway"-Klausel verwendet (da zu dem Zeitpunkt, zu dem die Defaultroute gesetzt wird das Gateway noch nicht erreichbar ist). So:

auto eth0
iface eth0 inet static
        address 84.16.252.249
        netmask 255.255.255.255
        broadcast 84.16.252.249
        up ip route add to 217.20.117.0/28 dev eth0
        up ip route add default via 217.20.117.1

funktioniert es jedenfalls.

In der Nacharbeit zu diesem Artikel verrät mir Netdirekt, wie man ein Standardimage installiert. In diesem ist das Netz ganz straightforward mit der IP-Adresse des Servers in einem /24 mit Gateway auf der .1 konfiguriert; ich hätte mir also den ganzen Zirkus sparen können. Nun ja, hinterher ist man immer schlauer

Fazit

Der Server von Netdirekt hat nach dem Abgang von Alturo ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die minmalen Abstriche, die man machen muss, liegen im "you get what you pay for" Bereich. Besser als ein vServer ist dieses "richtige Blech" allemal.

Dieser Artikel wurde nach Eingang einer ausführlichen Stellungnahme von netdirekt überarbeitet. Vielen Dank dafür an den netdirekt-Support.

Trackbacks

Zugschlusbeobachtungen on : Alturo-Ersatz

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Alturo macht\ndicht. Das dürfte sich unter den Mietserverbetreibern inzwischen herumgesprochen haben. Laut der Pressemitteilung\nund Kündigung meiner Verträge (die Alturo nach seinen AGB mit einer Frist von 30 Tagen aussprechen zu dürfen meint),\nwende

Amish Geeks on : Rootserver-Test

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Also wer mal wissen will, wie es technisch bei anderen Rootserver Anbietern aussieht, der sollte sich mal die Beiträge der Kategorie rootserver-test im Zugschluss-Blog durchlesen. Wenn ich das früher gelesen habe, wäre ich nicht zu Hetzner gegangen....

Comments

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Tobias Weller on :

Ich habe auch diesen Rootserver, auch wenn er bei mir wirklich nur 733 MHz und nur 10GB hat.

Als Lieferzeit wurden mir auch zwei Wochen zugesagt, allerdings hat es bei mir nur eine Woche gedauert.

Das Ursprungs-Image kann man bei mir über das Rescue-System installieren, zur Wahl steht dort auch ein nacktes Debian Sarge welches ich auch gleich über das Ursprungs-Image gespielt habe.

kju on :

Ist in den Geschäftsbedingungen die Nutzung der Leistung durch Geschäftskunden ausgeschlossen? Ansonsten ist die Firma gegenüber Geschäftskunden verpflichtet (siehe Umsatzsteuergesetz), eine ordnungsgemäße Rechnung auszustellen. Da kann man sich auch nicht rausreden. Man kann übrigens sogar bei Sipgate eine signierte Rechnung bekommen, wenn man die eigene Steuernummer mitteilt - steht nur nirgendwo.

Das man nur Abbuchungsauftrag erlaubt, finde ich schon ok. Machen wir auch nur, weil wir keine Lust auf irgendwelche unbegründeten Rücklastschriften haben, die wegen mangelnder Kontodeckung machen schon genug Aufwand (und das bei Geschäftskunden!).

Für die Route auf das Gateway gibt es übrigens einen einfacheren Weg, der auch bei 1&1 und Co. funktioniert. Man verwendet das "pointopoint" Keyword:

iface eth0 inet static address 84.16.252.249 netmask 255.255.255.255 broadcast 84.16.252.249 pointopoint 217.20.117.1 gateway 217.20.117.1

Thilde on :

Ist in den Geschäftsbedingungen die Nutzung der Leistung durch Geschäftskunden ausgeschlossen? Ansonsten ist die Firma gegenüber Geschäftskunden verpflichtet (siehe Umsatzsteuergesetz), eine ordnungsgemäße Rechnung auszustellen.

Interessante Info, danke dafür - da werde ich doch mal schauen, wie das mit GMX so aussieht ... auch wenn sich der Aufwand kaum lohnt angesichts der immensen Vorsteuerbeträge für die EUR 6,99 Volumentarif pro Monat ;-)

Martin Werthmöller on :

Ich kann Netdirekt nur empfehlen. Für den Preis der kleinen Maschinen bekommt man eine ordentliche Leistung.

Ich bin schon seit einigen Jahren bei denen und sehr zufrieden. Bei Problemen mit der Hardware wurde zügig reagiert. Bei Problemen / Fragen bekommt man auch schnell einen Techniker oder den Geschäftsführer zur Klärung ans Telefon.

Kann ich nur empfehlen!

Thilde on :

Vielen Dank für diesen Bericht - der kommt uns hier sehr zupass, denn wir liebäugeln ja auch mit so einer Kiste.

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