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Notizen aus dem ICE

Ich steige in Mannheim Hbf in den ICE und suche mir ein unbesetztes Abteil. Nur ein Fensterplatz ist ab Frankfurt reserviert. Ich setze mich an den Gang.

In Frankfurt Flughafen steigt ein weiterer Fahrgast zu. Er setzt sich mir genau gegenüber, ich weiche (weil ich gerne meine Beine ausstrecke) auf den Mittelplatz aus.

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Fernverkehr hat Vorrang

Auf dem Papier gibt es die Regel "Fernverkehr vor Nahverkehr" ja nicht mehr. Hat was mit dem diskriminierungsfreien Zugang zu tun. Aber gelebt wird es immer noch etwas anders.

So hat es mich eben fast mein Mittagessen gekostet, dass die Transportleitung es vorgezogen hat, eine in der Ankunft pünktliche S-Bahn in Heidelberg fast zwölf Minuten stehen zu lassen, um zu verhindern, dass ein zwanzig Minuten verspäteter, anstelle von "zehn Minuten vor der S-Bahn" zehn Minuten nach planmäßiger Abfahrt der S-Bahn ankommender Intercity kurz vor Mannheim Hbf auf eben diese S-Bahn aufläuft und sich nochmal zusätzlich zwei Minuten einfängt. Der IC ist auf Minute :47 in Friedrichsfeld Süd durchgerauscht; die pünktliche S-Bahn wäre (hätte man sie pünktlich fahren lassen) auf :42 in Friedrichsfeld Süd und auf :51 in Mannheim Hbf gewesen. Das hätte für den IC maximal nochmal +2 gegeben, aber die Fahrgäste der (vollen, Feierabendverkehr!) S-Bahn ihre Anschlüsse noch erreichen lassen.

Liebe DB, etwas mehr Augenmaß bitte!

Denn wir wissen selbst nicht wann wir fahren

Auf der Rückfahrt aus Gotha sollte ich in Frankfurt vom 1554 auf den 977 umsteigen. In meiner Fahrplanauskunft stand der 977 mit Abfahrt 21:57 Uhr; im Faltblatt "Ihr Reiseplan" im 1554 als 21:50. Da ich in Frankfurt noch essen fassen wollte, sind diese sieben Minuten doch eher wichtig. In Frankfurt auf dem Anzeiger am Bahnsteig stand dann Minute 57, und das Faltblatt "Ihr Reiseplan" im 977 ließ der besseren Ausgeglichenheit wegen :50 verlauten.

Gefahren sind wir dann wegen Anschlußaufnahme aus zwei verspäteten anderen Fernzügen um 22:04, und in Mannheim durfte sich das erste Habersche Lemma ("Ein verspäteter Zulaufzug wird Deinen bislang pünktlichen eigenen Zug genau so weit verspäten, dass Dein eigener Nachlauf verpasst wird") zum ersten Hauptsatz der Transportleitung ("Es wartet immer nur der Zug auf Reisende aus einem verspäteten Zulaufzug, in dem Du bereits sitzt") bewahrheiten: Um 21:38 Uhr war von der S-Bahn nach Heidelberg, Abfahrt 21:37 Uhr schon nichts mehr zu sehen.

Genau so wie übrigens in den Ansagen des Zugchefs im ICE, der die 21:37-S-Bahn nicht einmal mehr unter "die folgenden Züge konnten wegen unserer Verspätung leider nicht mehr warten" auflistete, und der örtlichen Lautsprecherdurchsagen am Bahnsteig, die - IIRC - die S-Bahn 22:07 Uhr als nächste Fahrmöglichkeit in Richtung Heidelberg erwähnte.

Auf den Zugzielanzeigern an Gleis 9 ist dafür eine S-Bahn ohne Liniennummer nach Heidelberg Karlstor (ich wusste gar nicht, dass man da noch kehren kann) für 21:52 angekündigt. Der Aushangfahrplan im Tunnel weiß von dieser S-Bahn nichts; nach dem Weg auf den Bahnsteig lichtet sich die Verwirrung durch einen zusätzlichen Aushang "zusätzliche Züge anlässlich der Nacht der Wissenschaften" ein wenig.

Natürlich nicht, ohne mehr Verwirrung zu stiften. Die 21:52-S-Bahn trägt auch in diesem Aushangfahrplan keine Liniennummer, wohl aber den Hinweis, dass der Zug nicht an allen Haltestellen halten würde. Man möchte bitte die Beschriftung des Triebwagens beachten.

Nun, der einfahrende 425.0 ist außen mit "S Heidelberg Hbf" (sic!) beschriftet. Das hilft mir jetzt nicht so wirklich weiter.

Innendrin lichtet sich die Sache dann: "S2, nächster Halt: Mannheim Rangierbahnhof". Ich extrapoliere, dass eine S2 (die im Gegensatz zur S3 schon planmäßig auf der Stammstrecke überall hält) mit explizitem Halt am Rangierbahnhof auch in Friedrichsfeld Süd stehen bleiben wird, und mache es mir, so weit es im 425.0 möglich ist, gemütlich. Hier hätte die S-Bahn Rhein-Neckar sich mit einem informativen "Sehr geehrte Fahrgäste, bitte beachten Sie: Dieser Zug fährt nach Heidelberg Karlstor über Mannheim Rangierbahnhof, Mannheim Seckenheim, Mannheim Friedrichsfeld Süd, Heidelberg Pfaffengrund/Wieblingen, Heidelberg Hbf und Heidelberg Weststadt/Südstadt" sicher keine Feinde gemacht.

Lobend erwähnen muss ich abschliessend, dass die Zugzielanzeiger in Friedrichsfeld Süd entgegen ihren üblichen Gewohnheiten etwas angezeigt haben, und diese Information sogar gestimmt hat. Hallelujah!

Ssänk ju for träfeling wiss Deutsche Bahn, guud bay

Endlich Fahrkarten in Friedrichsfeld Süd

Als ich heute morgen zur nachtschlafenden Zeit um kurz nach sechs in Friedrichsfeld Süd zur S-Bahn torkelte, leuchtete mir anstelle meines Lieblingshaßautomaten ein funkelnder NTA an. Und sogar einer von der neuen Sorte mit akzeptabler Antwortgeschwindigkeit.

Es hat also endlich ein Ende damit, die Fahrtstrecke von Friedrichsfeld Süd nach Mannheim oder Heidelberg Hbf doppelt bezahlen zu müssen, da die bahngetixten Fahrscheine erst dort ausgedruckt werden können, und auch mit "Fahrkarte Anfangssttrecke" werde ich mich in nächster Zeit nicht mehr herumschlagen müssen.

Danke, DB, das ist ein schönes Geschenk. Liebe Leute: Kauft Fahrkarten in Friedrichsfeld Süd! Wir wollen ja nicht, dass der schöne NTA sich irgendwann ein anderes Plätzchen sucht.