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Stalker wider Willen, oder wie die T-Net-Box Änderungen der Kommunikationsgewohnheiten erzwingt

Dank eines innovativen Produkts des marktbeherrschenden Teilnehmertelefonnetzbetreibers in Deutschland bekommen Angerufene nun auch Anrufe mit, von denen sie sonst nichts mitbekommen hätten. Und der "unschuldige" Anrufer landet in einer Ecke, in die er nicht will.

Eigentlich ist die Sache ganz einfach. Ich habe eine interessante, faszinierende Frau kennengelernt. Wir tauschen Telefonnummern, telefonieren einmal ziemlich lange, und ich bemühe mich darum, den Kontakt zu halten.

Das versuche ich über zehn Tage hinweg einmal täglich nach dem Aus-dem-Büro-Heimkommen. Dreimal spreche ich auf die T-Net-Box, siebenmal lege ich bei Verbindungsannahme durch die T-Net-Box auf - schliesslich will ich ja weder bedrängen noch belästigen, sondern habe ja schon an einem der Vortage eine Nachricht hinterlassen. Es kommt kein Rückruf. Nun, die Nicht-Message ist mehr als deutlich.

Nun kommt es, dass man sich persönlich wieder trifft. Ich spreche sie an und sage ihr, dass ich mich freuen würde, wenn sie mir ein bisschen ihrer Zeit schenken würde. Als Antwort kommt zurück, dass sie sich durch meine "ständigen" Anrufe bedrängt gefühlt hat, und deswegen keine Lust mehr hätte, mich anzurufen.

Langsam dämmert es mir. Kann es sein, dass die T-Net-Box einen Anrufer auch erfasst, wenn man keine Nachricht auf der Box hinterlassen hat?

Das ist natürlich mehr als gemein, weil das Verhalten so erheblich von dem abweicht, was man vom klassischen Telefonanschluss mit Anrufbeantworter gewohnt ist. Gut, eine Liste nicht angenommener Anrufe hat man mit einem durchschnittlichen ISDN-Telefon auch, aber die Leute, die sowas ihr Eigen nennen, sind meistens technologisch verspielter und können mit der neu gewonnenen Information mehr anfangen als Oma Druse, die ein "Sie haben fünf Anrufe von 0621 727 398 34" der T-Net-Box sicherlich kräftig verschreckt. Mist!

Und die Moral von der Geschicht'? Wie man's macht, ist's verkehrt. CLIR benutzen ist wohl auch keine Lösung, das finde ich selbst unhöflich. Und "Maß" ist so relativ, dass man immer neben der Erwartung der Gegenseite liegt. Man sieht's ja am vorliegenden Fall.

Trackbacks

Sartorienfelder on : \"Ich ruf Dich zurück!\" - von wegen...

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Zugschlus macht auf einigen Ärger aufmerksam, den er mit der T-Net-Box hatte. In der Diskussion darauf wurde von einem Teilnehmer eingeworfen, es sei grob unhöflich, auf private Nachrichten, die auf den Anrufbeantworter (oder ein funktionales Äquivalent [

Comments

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Felix Pfefferkorn on :

Sie tut. Und es nervt. Namentlich, wenn man wie ich die "T-Net-Box" so konfiguriert hat, daß sie einen auf dem Handy anruft, wenn jemand auf den Festnetz-AB gesprochen hat. Das tut sie nämlich dann auch. "Sie haben neue Nachrichten von (dann die Nummer langsam buchstabiert) - Es wurde keine Nachricht hinterlassen. Um durch einen T-Net-Call jetzt mit dem Anrufer verbunden zu werden, drücken Sie die ..."

Placebox on :

Kann man die T-Net-Box anweisen, nur dann auf dem Handy ihres Inhabers anzurufen, wenn ein Anrufer auch wirklich eine Nachricht hinterlassen hat?

Falls nicht, wäre das ein sinnvolles Feature.

Florian Laws on :

Die Annahme, dass nur technologisch verspielte Leute ein Telefon besitzen, das in der Lage ist, Anrufe in Abwesenheit anzuzeigen, finde ich doch etwas gewagt.

Azundris on :

Ja ja, Du fauler Sack hast die Rules nicht gelesen, und die arme Oma Druse muß jetzt drunter leiden. : (

Florian Laws on :

Mir fällt dazu noch ein Geek-Stichwort ein: Exponential Backoff

Placebox on :

Dazu könnte man einen Roman schreiben. Stichpunkte, unvollständig:

• Wer sich über sowas aufregt, ist weder faszinierend noch interessant.

• Es ist grob unhöflich, private Anrufe ohne wichtigen Grund nicht anzunehmen bzw. auf Nachrichten auf einem AB nicht zu reagieren.

• CLIR ist in der Tat noch unhöflicher.

• Dreimal auf den AB quatschen und zusätzlich siebenmal anrufen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, ist in dieser Phase überdosiert.

Die Binsenweisheit, dass zwischenmenschliche Probleme nicht mit rechnischen Mitteln gelöst werden können, bestätigt sich einmal mehr.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Die sieben nicht-Nachrichten waren nicht dafür gedacht, wahrgenommen zu werden.

Placebox on :

Damit musst Du heutzutage rechnen. Selbst POTS-Geiz-ist-geil-Geräte führen detaillierte Anruflisten.

Dass es nicht gerade von menschlicher Größe zeugt, seinem Gegenüber solche Erkenntnisse vorwurfsvoll aufs Butterbrot zu schmieren, steht auf einem anderen Blatt.

kju on :

Ich finde es erfreulich ehrlich. Normalerweise wird man abgelehnt (egal ob es nun im privaten Umfeld war, oder z.B. auch auf eine Bewerbung), ohne daß man den Grund erfährt. So kann man aber auch nicht zukünftig vielleicht sein Verhalten korrigieren.

Ansonsten bin ich auch der Meinung, daß ein Anruf pro Tag in der ersten Phase viel zu häufig ist, auch wenn der Anruf nicht durchging. Auch ohne Anrufbeantworter oder T-Net-Box bleiben solche Anrufe nicht notwendigerweise unbemerkt, dank CLIP im POTS und bei ISDN sowieso. Da hilft maximal der Anruf ohne Rufnummernübermittlung.

ChrisK on :

Vielleicht hat sie ja zurückgerufen, ist aber ihrerseits auf dem AB gelandet? Das man es mehrmals versucht ist doch Ok. Das die T-Net-Box daraus Nachrichten macht ist dämlich und vermutlich Absicht. Das Frau sich dann gestalkt fühlt liegt, sag ich mal, daran, daß ihr die Funktionsweise ihrer T-Net-Box nicht ganz klar ist. So, wie manche Computerneulinge gleich anrufen, wenn sie eine eMail erhalten haben - sie haben auch das Medium nicht begriffen.

OliverG on :

(Grad gabs beim Kommentieren einen Error.)

  • Erfolgt kein Rückruf nach AB-Nachicht, würd ich ne Frau NICHT in den nächsten 24h nochmal anrufen. Vieleict auch nicht in 48.

  • Nach der 2. Nachricht würd ich die Wartezeit bis zum Anruf jeweils verdoppeln.

  • Nicht alle Probleme sind technischer Natur.

Uwe on :

Hmmm... eigentlich hatte ich den Eindruck, daß das Regel-Ausnahme-Verhältnis genau anders herum ist.

Ich bin von meinen Versuchen mit Mobiltelefonie (Gott schlage mit Krankheit, die solches ersannen) daran gewöhnt, daß auch die Anrufe aufgezeichnet werden, bei denen man nach der Bandansage "Der Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar" sofort auflegt. Dann hört man nur kurz ein "Klick"; zunehmend wird dann auch die Rufnummer mit festgehalten.

Das letzte Mal, als das anders war, habe ich bei einem Uralt-Anrufbeantworter im Büro meines Vaters erlebt.

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