debx-Tour 2017 Tag 5
Jetzt werdet ihr Euch wundern, warum ich bei Tag 5 beginne. Das liegt daran, dass der Herr Kollege G. aus R. bei D. die gemeinsamen Unternehmungen hier, hier, hier und hier fotografisch und textlich bereits verarbeitet hat.
An Tag 5 haben wir uns getrennt (Link zu Ralf), der Tag 6 (Link zu Ralf) ist noch in der Zukunft, als ich diese Zeilen schreibe.
Tag 5 habe ich mit zwei Mitreisenden im Zug und Bus verbracht, von Alp Grüm ging es über Pontresina und Zernez zum Ofenpass, den wir mit einer Mittagspause in Mals in Südtirol zusammen mit dem Reschenpass, der Martinsbrucker Straße und dem Unterengadin mit dem Bus befahren. Von Scuol geht es dann mit dem Zug zurück nach Alp Grüm.
Alp Grüm habe ich auf meiner ersten Bahnreise in die Schweiz entdeckt: Ein Bahnhof an der Berninabahn zwischen St. Moritz und Tirano, auf 2091 m Höhe knapp südlich der Passhöhe, mit Bahnhofsbuffet und Hotel mit Touristenlager. Seit 2003 sind wir regelmäßig alle zwei Jahre (mit nur einer baubedingten Unterbrechung im Jahr 2015) zum debx-Treffen dort zu Gast.
Das Touristenlager ist der Modernisierung zum Opfer gefallen, das ganze kommt im Jahr 2017 deutlich moderner daher. Dabei ist schon ein wenig Charme verloren gegangen, aber das Einzelzimmer über das Gaststube entschädigt völlig: Ein wunderschönes eigenes Bad mit Dusche, getrennt beheizbar, mt Glasschiebetür und ausreichend Steckdosen. So lässt es sich in den Alpen leben. Mit Sparpreis Europa ab 39,00 von daheim erreichbar ist das das ideale Ziel für "mal eben drei Tage raus aus der Hektik".
Um kurz nach acht geht es mit dem ersten Zug in Richtung Pontresina. Die erste von uns benutzte Allegra dieser Reise hat einen Schneepflug vorgespannt, der kräftig arbeiten muss. Der den Fahrzeiten geschuldete sportliche Anschluß ins Engadin besteht in der aktuellen Fahrplankonstruktion nur noch alle zwei Stunden; in der jeweils anderen Stunde kommt der Zug von der Bernina drei Minuten früher an, was die Sache deutlich entspannt. Wir finden auf Anhieb keine Erklärung dafür, dass alle zwei Stunden der Zug 20 Minuten früher in Tirano abfährt als der Zwischentakt. Der Vorsprung des "schnellen" Zugs baut sich über die Fahrtstrecke hinweg sukzessive ab, Ankunft in St. Moritz ist für beide Takte zur gleichen Minute. Ich vermute, dass der langsamere Zug entweder länger ist oder dass er Fahrzeitreserven für die Mitnahme von Güterwagen und die dafür notwendigen Rangierarbeiten hat.
Wir sitzen jedenfalls im "schnellen" Zug und müssen uns beim Umsteigen in Pontresina beeilen. Pontresina ist vermutlich rätoromanisch für "Schnell, schnell, der Anschluß fährt gleich ab". Wir sehen noch aus dem Anschlußzug, wie die Allegra vom Berg ihres Schneepflugs beraubt wird und wie der Rangiertraktor den Schneepflug für die nächste Bergfahrt bereitstellt. Dabei philosophieren wir noch ein wenig über die Einfahrt eines Zugs in ein vom Schneepflug besetztes Gleis unter Schweizer Regelwerk.
Die Weiterfahrt nach Zernez verläuft unspektakulär; unsere Suche nach einer dienstbereiten Apotheke oder eines gar geöffneten Supermarkts verläuft im vollkommen ausgestorbenen Sonntagmorgen-Zernez im SandeSchnee. Der Bus nach Mals kommt knapp vor der Ankunft des RE aus dem Vereina, und wir können uns die Rentnerplätze in der ersten Reihe sichern, bevor die wirklichen Rentner aus dem Zug den Bus bevölkern.
Die Ofenpaßstraße ist verhältnismäßig unspektakulär. Auf der rechten Seite das Kraftwerk Ova Spin, das neben Wasser aus dem bei S'Schanf gefassten Inn auch Wasser aus dem auf der anderen Seite des Berges gelegenen Lago di Livigno turbiniert und bei Überkapazitäten im Netz auch in diesen hochpumpen kann. Hinter der Haltestelle Ova Spin führt die Paßstraße schon wieder deutlichst bergab, so dass ich mich schon hinter der Paßhöhe wähne.
Nach dem Portal des nach Livigno führenden Munt-la-Schera-Tunnels rechne ich bereits mit dem baldigen Übergang nach Italien. Das bringt mir den bissigen Kommentar des mitreisenden Quotenschweizers ein, dass die Italiener das Val Müstair noch nicht annektiert hätten.Schließlich erreichen wir die Passhöhe wirklich. Nach Durchfahrt durch das Val Müstair und der Bedienung einiger dort gelegener Ortschaften kommen wir schließlich nach einer Nicht-Kontrolle an der Schweiz-Italienischen Grenze in Mals an. Ich war zuvor noch nie in Südtirol. Wunderschöne Gegend. Muss man unbedingt mal vertiefen. Alle Beschilderungen sind in Deutsch und Italienisch (in dieser Reihenfolge), der gesprochene Dialekt ist dem in Österreich gehörten Tirolerisch nicht unähnlich. Der Bahnhof in Mals ist etwas außerhalb (und unterhalb) gelegen; der Bus endet dort, ohne den Ort zu berühren.
Wir erklimmen im Schweiße unseres Angesichts den Berg und kehren in eine Pizzeria ein, an deren Eingangstür "Kopf einziehen" alleine nicht reicht. Ich nutze den EU-Telefontarif für einen kurzen Anruf bei Sandra, die daheim ein anstrengendes Wochenende mit Schwiegereltern und anderen Verwandten gerade zum Abschluß gebracht hat.
Nach der Rückkehr zum Bahnhof reicht noch etwas Zeit für die Besichtigung des Wendesterns, den wir nach kurzer Beseitigung eines Denkfehlers auch verstehen: Das Fünfeck ist natürlich so angelegt, dass man mit seiner Schlepptenderdampflok nach der Duchfahrt nicht nur andersrum, sondern auch auf der anderen Seite seines Zugs steht. Ernsthaft benutzbar ist das heute freilich nicht mehr, da man durch eine Wagenhalle fahren müsste, um den Wendestern zu erreichen. Die Vinschgaubahn wurde 1990 stillgelegt und 2005 wiedereröffnet. Die folgenden zehn Jahre waren geprägt von drastischen Fahrgastzuwächsen, so das aktuell die Elektrifizierung der Nebenbahn in Planung ist.
Kurz vor der Abfahrtszeit kommt dann der Bus nach Martina GR über den Reschenpass. Die Straße läuft im Zickzack den breiten Hang hoch und erreicht schließlich nach einer malerischen Fahrt entlang zweier Seen die im Ort Reschen liegende Paßhöhe. An der Grenze nach Österreich wird genauer kontrolliert als zuvor an der EU-Außengrenze, es hat sich ein kleiner Stau gebildet, die Polizistin läuft kurz durch den Bus, lässt sich aber keine Ausweise zeigen. Vermutlich sehen wir alle nicht nach Flüchtlingen aus
Nach einem kurzen Halt am Ortseingang von Nauders geht es über die Norbertshöhe über elf Serpentinen und die abenteuerlichste Straße des Tages runter nach Martina, wo die gründlichste Grenzkontrolle des Tages stattfindet: Der Grenzer lässt sich nicht nur die Ausweise zeigen, sondern fragt auch jeden Fahrgast einzeln ob man Waren dabei hätte. Das naheliegende zollfreie Samnaun lässt grüßen.
In Martina steigen wir wieder um in ein Schweizer Postauto und ich bin endlich wieder online. Die weiter Fahrt durch das Unterengadin ist unspektakulär. Die Orte "Inbox", "Trash" und "Drafts" habe ich jedoch nicht gefunden.
Ab Scuol-Tarasp geht es dann auf der Schiene mit dem Regio weiter nach Pontresina. Dort bekomme ich den Eindruck, als ob die RhB zu wenige Allegras hätte, denn sowohl der vom Berg kommende Regio nach St. Moritz als auch "unser" Regio nach Tirano werden mit den "alten" Triebwagen der 50er-Serie gefahren.
Nach Ankunft in Alp Grüm schreibe ich schnell diesen Blogartikel nieder und dann gibt es Abendessen.
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