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Pull-Mail, automatisch?

Die E-Mail-Funktion des E90 ist praktisch. Der Mailclient taugt zum Mail lesen, kann POP3 und IMAP (beides sogar verschlüsselt) und geht leidlich sauber mit Attachments um. Mails ernsthaft schreiben kann man im Gegentum allerdings nicht, insbesondere nicht, wenn sich eine Unterhaltung entwickelt. Das Ding fühlt sich an wie ein Outlook von vor zehn Jahren; an "richtiges" Quoting (im Sinne von "kein TOFU") ist nicht zu denken. Und Zeilenumbrüche sind auch nicht so richtig fein; man hat hier wohl die Macken eines frühen Outlook mit den Macken eines Thunderbird in Defaultkonfiguration kombiniert und die guten Dinge beider Softwarepakete leider weggelassen.

Und ich habe auch nicht den Fehler gemacht, den Mailclient des E90 mit meiner "Main-Inbox" zu verbinden, in der eigentlich immer irgendwo zwischen Vierzig- und Hunderttausend Mails (davon freilich der Löwenanteil automatische und Mailinglistenmails) herumhängen und in der an einem guten Tag fünfzehnhundert neue Mails eintreffen. Nein, es gibt eine spezielle Mailadresse, und wer mich auf dem E90 erreichen möchte, darf dorthin schreiben. Und ich behalte mir auch vor, diese Mailadresse kurzfristig zu ändern, sobald der Spam dort beginnt einzutrudeln. Das E90 ist für mich ein Mittel der Kommunikation im Notfall.

Aber so langsam kann ich verstehen, warum die Blackberry-Träger so sehr auf ihr Spielzeug abfahren. Ich habe ja früher immer gesagt, dass man Push-Mail eigentlich nicht braucht, weil man ja mit POP3 und IMAP (inklusive der IDLE-Erweiterung) und Polling genauso weit kommt. Und wenn's nur eine Handvoll Endgeräte sind, bringt das auch den Server nicht zu Fall.

Wenn nur das Pull-Mail vernünftig funktionieren würde. Tut es leider nicht, und zwar meiner Meinung nach hauptsächlich wegen des kruden Verbindungsmanagement des E90: Man kann dort in der Mailbox hinterlegen, über welchen "Zugangspunkt" (das ist zum Beispiel einer der Datendienste des Mobilfunkproviders, kann aber auch ein WLAN sein) auf die Mailbox zugegriffen werden soll. Das ist fein, wenn man eine Mobilfunkflatrate hat und auch dort, wo man eigentlich WLAN zur Verfügung hat, mit der niedrigeren Datenrate des Mobilfunks leben kann. Wenn man aber nur einen Volumentarif hat, möchte man gerne auf die Mailbox über WLAN zugreifen, wenn man ein vertrauenswürdiges WLAN verfügbar hat.

Und genau hier fehlt dem Nokia-Symbian (mal wieder) die notwendige Flexibilität: Wenn man einen festen Zugangspunkt konfiguriert hat, muss man zur Änderung dieses Zugangspunkts tief ins Menü einsteigen. Alternativ kann man nur einstellen, dass das Telefon einen beim Verbindungsaufbau fragen soll, welchen Zugangspunkt man diesmal verwenden möchte. Das ist erstens nervig, und zweitens funktioniert in so einem Setup keine der beiden Optionen zum regelmäßigen Abholen neuer Mail-Nachrichten so wirklich zuverlässig. Das wiederum führt dazu, dass man wichtige Mails verpasst, weil man ständig darauf achten muss, dass das Telefon auch wirklich connected ist. Das wiederum ist so nervig, dass ich mir wohl bald einen Mechanismus implementieren werde, der mir eine SMS schickt, wenn eine neue Nachricht in meiner E90-Mailbox liegt. Das ist sicher nicht im Sinne des Erfinders, und besonders elegant ist's auch nicht. Und billig schonmal gar nicht.

Wie es eigentlich implementiert gehört:

  • Jeder Zugangspunkt bekommt eine (z.B. numerische) Priorität
  • Wenn eine Applikation Daten übertragen möchte, nimmt das Telefon den höchst priorisierten gerade verfügbaren Zugangspunkt zum Verbindungsaufbau her.
  • Ist der Prioritätslevel des höchst priorisierten gerade verfügbaren Zugangspunkts oberhalb einer bestimmten Schranke, fragt das Telefon nach, ob es die Verbindung aufbauen darf.
  • Ein "virtueller Zugangspunkt" "immer nachfragen" löst bei seinem Erreichen die bekannte Frage aus, welcher Zugangspunkt verwendet werden soll.
Auf diese Weise könnte man dem Telefon sagen "wenn ein WLAN aus dieser Liste verfügbar ist (und Du somit entweder daheim oder im Geschäft oder bei $BEKANNTEN bist), dann nutze dieses WLAN direkt und ohne Rückfrage. Wenn kein WLAN verfügbar ist, frage nach, ob Du UMTS benutzen darfst". Das wäre nämlich genau das Verhalten, das ich gerne hätte.

Aber so weit hat Symbian leider nicht gedacht.

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Comments

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Norbert Tretkowski on :

Die aktuellen BlackBerrys bekommen leider auch gar kein Quoting hin, ebensowenig wie einen sauberen Zeilenumbruch. Stattdessen gibt es dann eine mehrzeilige Attribution Line.

Rein optisch kann man einer E-Mail nicht ansehen, ob sie nun von einem BlackBerry oder mittels Outlook versendet wurde.

elzoido on :

"Birdstep SmartConnect" oder "Psiloc Connect" könnten eventuell gute Google-Suchwörter sein.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Nach der Featurebeschreibung scheint SmartConnect brauchbar zu sein. Aber ich finde es zum Kotzen, Geld dafür auszugeben, dass das Telefon selbstverständliche Dinge erlernt. Außerdem zeigen die meisten Seiten, die man zu dem Thema findet, auf den Nokia Download Store, der in seiner FAQ zwar behauptet, dass das E90 supported ist, der mir aber dann in der "Handset" Combobox das E90 nicht anbietet. Typisch Nokia.

elzoido on :

Also bei meinem E90 kann man sich SmartConnect kostenlos im "Download!" (bzw. "Laden!")-Menü besorgen.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Ah, das Icon hatte ich als erstes irgendwohin verschoben nachdem ich mitbekommen hatte dass es dort hauptsächlich kostenpflichtige Programme gibt. Ich hab mir das SC mal von dort gezogen und schaue mal wie sich das dann gibt.

rowi on :

Streiche Symbian, Setze Nokia. Denn das auch auf Symbian aufbauende UIQ3 macht es mit Internetkontengruppen mit Priorität wie du es dir wünschst. Leider ist UIQ ja mit dem Kauf von Symbian durch Nokia gestorben und damit vermutlich auch die Features denn Nokia wird wohl kaum einsehen dass das PDA-System UIQ in vielen Dingen sinnvoller war als das (IMHO) schreckliche S60

melle on :

Guck mal hier: http://email.nokia.com/

Der Client ist wesentlich besser als der mitgelieferte, allerdings löst er nicht Dein Problem die jeweils günstigste Verbindung auszuwählen. Quoten kann er auch nicht, aber mir genügt er um unterwegs die Inbox im Auge zu behalten.

Großes Plus ist, dass der Client eine abgerissene IMAP-Verbindung (Funkloch) selbständig wieder aufbaut, man muss also nicht mehr ständig nachsehen. Er startet auch selbständig, wenn das Telefon eingeschaltet oder rebootet wird (machen die Nokias locker alle 1-2 Tage ungefragt). Außerdem beendet er die Verbindung, wenn der akku fast leer ist (5 oder 20%). Insgesamt ist der Client wesentlich akkuschonender als der mitgelieferte, meine Telefonakku-Laufzeit hat sich verdoppelt.

Nachteil bei dem Client: man gibt die Credentials seiner Inbox aus der Hand. Ich habe mir ein gmail-Konto eingerichtet und leite mails dort hin weiter. Allerdings benutze ich das ganze eher als Read-Only System, die E65 Tastatur ist einfach zu fummelig. Ob man einen Reply-To header setzen kann, weiss ich jetzt gar nicht (bezweifle es aber ...)

Klar brauchst Du einen vernünftigen Datentarif, wenn Du nicht ständig zwischen WLAN und UMTS wechseln möchtest. Ich habe jetzt den 1GB-Tarif (10 Eur) von s*myo und bin soweit zufriden, mein monatiliches Volumen (incl. massiver Nutzung von Opera mini) liegt bei 500 mb.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Ich hab noch nicht ganz verstanden, wie dieser Dienst funktioniert. Wenn man dabei von Nokia-Servern abhängig ist und das Mobiltelefon nicht direkt mit meinem IMAP-Server spricht, ist das für mich eine Nichtoption: Ich habe mir nicht extra eine eigene Infrastruktur aufgebaut um unabhängig von Fremdanbietern zu sein, um mich dann doch wieder von Nokia abhängig zu machen.

Wenn ich gewollt hätte, dass meine Mail über Server meines Hardwareherstellers läuft, hätt ich mir ja gleich ein idiotPhone kaufen können.

melle on :

Was die Problematik WLAN / UMTS angeht: man kann bei Symbian "Zugangsgruppen" definieren. Dort packst Du die Dir zugänglichen WLANs und den UMTS-Zugangspunkt rein. In der Mail-Anwendung kannst Du dann statt eines Zugangspunktes diese Gruppe auswählen und hast die von Dir gewünschte Funktionaliät: WLAN wird verwendet, wenn verfügar, sonst UMTS.

bzgl. Nokia Mail: ja, ich mache mich von einem Dritten abhängig. Das nehme ich aber in Kauf. Die Lösung direkt auf meinen imap-Server zuzugreifen funktioniert aber einfach unter Symbian nicht (wie oben beschrieben: Verbindung reisst ständig ab und der akku wird leergesaugt).

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Inzwischen habe ich mir den Dienst mal angeguckt. Zwei Minuspunkte, eins davon ein KO-Kriterium.

(1) Pluszeichen in Mailadressen werden nicht erlaubt, mh+e90-nokia@zugschlus.de kann ich nicht benutzen.

(2) Die Verbindung mit dem IMAP-Server kann nur unverschlüsselt erfolgen, das Ding kann kein TLS.

Schade, das ist jetzt das zweite unbrauchbare Mailtool auf dem E90.

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