Schreiner kommt doch von Schrei
Wie man zu zugeschnittenen Spanplatten kommt, wenn der Baumarkt nicht kann oder nicht will.
Für einige Projekte beim Umzug braucht es Holz. Holz in gängigen Farben (hauptsache es ist weiß oder Natur) und in rechteckig bekommt man ja prima im Baumarkt zugeschnitten, direkt zum Mitnehmen. Aber wehe, es muss eine exotischere Farbe oder eine nicht rechteckige Form sein.
Und was beim Schreiner und beim Möbelbauer für die doppelte Rückwand des Küchenrückseitenregals prima geklappt hat, ist bei den neuen Platten für Monitore, Mischpult und Plattenspieler genauso königlich in die Hose gegangen.
Auf der Suche nach einer Spanplatte im zur Küche passenden Grau führen mich die Gelben Seiten zu Schreiner W. aus F. am N., was von meinem neuen Wohnort nicht allzuweit weg ist. Am Telefon war er ganz nett, ich solle mit einer Referenzplatte vorbeikommen und wir gucken dann mal. In der Werkstatt halten wir die Platten neben einen Dekorfächer und entscheiden uns für ein Grau, das im Schummerlicht der Werkstatt genauso aussah wie die Referenzplatte. Nach Aufnahme der Maße bestelle ich, und werde zwei Tage später angerufen, die Platten seien fertig. Da sie vom Möbelbauer J. aus N. angefertigt wurden, und N. ungefähr so weit entfernt ist wie F. (nur in die andere Richtung), schlage ich vor, die zwei Platten selbst abzuholen. Herr W. ist einverstanden, ich fahre hin, bezahle meine Rechnung und bin glücklich. Herr W. lehnt mein Angebot, ihm für die Mühe noch etwas in die Kaffeekasse zu legen, ab. Die Platten sind zwar minimal heller als das Grau der Küche, aber das sieht man der Rückwand des Faches wirklich erst auf den fünften Blick an.
Zwei Monate später brauche ich zwei schwarze Spanplatten zum Aufpimpen meines LIU-Regals (die Monitore sollen nicht mehr auf dem Schreibtisch stehen, damit die volle Tiefe des Schreibtischs wieder nutzbar wird), und zwei weiße Spanplatten zum Aufpimpen des Anlagen-BESTA (in der passenden Breite, dass neben die Platte selbst noch die Mechanik für einen Schubladenauszug passt, damit Mischpult und Plattenspieler in der Ruheposition im Rack verschwinden können). Die weißen, einfach nur rechteckigen Platten nicht im Baumarkt zu holen zeigt sich später als Fehler; die schwarzen Platten brauchen zum Einpassen ins existierende LIU pro Seite einen Viertelkreis und einen Halbkreis Fräsung, um die Seitenträger aufzunehmen. Hier ist also definitiv der Handwerker gefragt. Diesmal gehe ich direkt zur Firma J. nach N.
Dort nimmt man meinen Auftrag (wir haben inzwischen Ende November) gerne auf, und interessiert sich sehr dafür, wer mich zu J. geschickt hätte. Mir schwant schon schlimmes, als der Name W. auf dem Auftrag größer geschrieben wird als meiner. Immerhin wird meine Adresse und meine Telefonnummer erfasst. Die nächste Hiobsbotschaft lautet, dass man nicht wisse, ob das dieses Jahr noch was wird. Ich erteile den Auftrag trotzdem.
Knapp drei Wochen später rufe ich dann doch mal bei J. an. "Gut dass Sie anrufen, Ihre Platten sind heute morgen fertig geworden". Na prima, dann komme ich doch heute nachmittag vorbei und hole sie ab. Einen Rechnungsbetrag kann man mir noch nicht sagen.
Als ich dann nachmittags ankomme, weiß niemand was von einem Auftrag. Nach einiger Diskussion erinnert sich dann doch einer, dass da zwei so komische Platten bei der Morgenlieferung an W. mit dabei waren: "Der Auftrag kam doch über die Firma W., oder?" Nein, liebe Firma J., der Auftrag kam direkt von mir. Und dass meine lange und sehnlichst erwarteten Platten nun bei W. in der Werkstatt stehen, gefällt mir nicht wirklich. Nun, da kann man nichts machen.
Also rufe ich bei W. an. "Ja, das stimmt, da sind zwei komische Platten mitgekommen, von denen ich nichts wusste." Leider ist Herr W. bis einschließlich Weihnachten mit einem Großprojekt in S., knapp 50 km weit weg, beschäftigt und kann zu menschlichen Zeiten nicht dorthin kommen, wo meine Platten liegen. Also darf ich nun morgen mitten in der Nacht aufstehen, um um 07.30 Uhr bei Herrn W. in F. aufzuschlagen, und meine Spanplatten bei ihm abzuholen. Diesmal bekommt er aber was in die Kaffeekasse, denn er hat das noch am wenigsten verbockt. Ich bin mal gespannt, was mich der Spaß kostet.
Und das nächste Mal werden Spanplatten, die man im Baumarkt bekommt, auch im Baumarkt gekauft. Das macht signifikant weniger Ärger und Rennerei.
Comments
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Marc 'Zugschlus' Haber on :
Nachtrag: Der Termin in F. am N. wurde beiderseits eingehalten. Ganz schön schattig um diese Uhrzeit. -6 Grad, BRRRR
Und die Platten passen. Jetzt muss ich nur noch wissen, wieviel sie kosten.
-thh on :
Wozu? Ich nehme doch an, die Rechnung wird auch an Herrn W. gehen. g
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Ja, aber ich hab eigentlich nicht vor, Herrn W. darauf sitzen zu lassen.