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Kirchhofsche Gesetze

Statler & Waldorf rechnet mit den Einwänden gegen die Steuervorschläge des Finanzexperten im Wahlkampfteam der Union, Paul Kirchhof, ab. Während ich Statler & Waldorf in den meisten Fällen zustimmen kann, geht ein Punkt der Abrechnung am Ziel vorbei.

Irrtum #3: Gegenüber dem aktuellen System werden Großverdiener entlastet.

Dies ist ein besonders verhängnisvoller Irrtum, denn er unterstellt, daß der Spitzensteuersatz von 42% im heutigen System tatsächlich gezahlt wird. Ich bin mir aber ziemlich sicher, daß es kaum einen Großverdiener gibt, der dies tatsächlich tut. Die vielfältigen Schlupflöcher und Ausnahmetatbestände des aktuellen Systems erlauben es denjenigen, die hohe Einkommen erwirtschaften, ihr tatsächlich zu versteuerndes Einkommen sehr weit herunterzurechnen, der effektive Durchschnittssteuersatz liegt da oft eher um die 20%.

Diese Argumentation finde ich nicht wirklich nachvollziehbar. Die wirklichen Großverdiener werden vielleicht nicht entlastet, weil es sich für diese Riesenbeträge lohnt, Ausland und andere Methoden anzuwenden, es gibt aber jede Menge ehrliche Leute, die gerade mal so in der Größenordnung verdienen, dass sie den Spitzensteuersatz bezahlen müssen. 1998 war der Spitzensteuersatz von 53 % ab einem zu versteuernden Einkommen von ca 60 KEUR pro Jahr erreicht; im 2005 ist der Spitzensteuersatz von 42 % bei einem Einkommen von 50 KEUR erreicht.

Ich weiß ja nicht, wie Ihr das seht: Mit 50 KEUR Jahreseinkommen steht ein Single zwar zugegebenermaßen gut im Brot, aber ein Spitzenverdiener ist nun wirklich was anderes. Und mit dem Einkommen kann ich mir nicht leisten, meinen persönlichen Steuersatz mit einem der im Waldorf-Artikel gennanten Tricks zu drücken - denn von irgendwas muss ich ja auch meine Miete bezahlen und mein Brot kaufen. Das mag mit 250 KEUR im Jahr anders aussehen, aber wie gesagt, ein "Spitzenverdiener" im Sinne der Steuerprogression ist man schon "verdammt" schnell.

Quelle: Tarifgeschichte

Abgesehen davon: Lieber Herr Kirchhof, mit solchen Kollegen im eigenen Wahlkampfteam, die Sie öffentlich für einen mutigen Vorschlag bloßstellen und abwatschen, braucht man doch echt keinen politischen Gegner mehr, oder?

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Comments

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Nicholas on :

Ich dachte immer die Steigerung von Feind sei Parteifreund.. :-)

Placebox on :

Ich kenne das als "Feind-Erzfeind-Parteifreund".

Grüße Klaus

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