Ausnahmezustand in Durlach
Auf dem Streckenast von Karlsruhe nach Durlach wird in den Sommerferien gebaut, es ist nur eingeschränkter Verkehr möglich.
Der Abschnitt nach Durlach ist der aufkommensstärkste Außenast des Karlsruher Schienennetzes. Auf der Durlacher Allee fahren dreieinhalb Linien, einer der beiden Betriebshöfe liegt dort, und ausserdem sind die Schienen abgefahren. Deswegen wird dort kräftig gegraben. Gleichzeitig ist die Schienenstrecke in der Durlacher Altstadt wegen Tiefbauarbeiten nicht befahrbar.
Zwischen Durlacher Tor und Tullastraße kann nur eingleisig gefahren werden. Die Linie 1 wird vom Durlacher Tor bis zum Turmberg mit Bussen gefahren; die Strassenbahnen fahren die Haid-und-Neu-Straße hoch und wenden am Hirtenweg, wo die schon zum Ersatz und Umbau vorgesehene marode Schleife (sie darf nur noch in Schrittgeschwindigkeit befahren werden) zu den späten Ehren eines Zehnminutentakts kommt. Die Linie 2 sägt auf der Fahrt stadteinwärts durch den Betriebshof und fährt dann über den Hauptfriedhof in die Stadt (die direkte Kurve von der Durlacher Allee in die Tullastraße darf von Stadtbahn- und Niederflurwagen immer noch nicht befahren werden). Stadtauswärts fährt die 2 normal, S4 und S5 fahren ebenfalls auf normalem Linienweg eingleisig an der Baustelle vorbei.
Ich besteige früh morgens den Ersatzbus der Linie 1 am Turmberg. Der Gelenkbus ist relativ gut ausgelastet, fährt entlang der Gleise durch die Durlacher Fußgängerzone. Der Schloßplatz ist noch nicht aufgerissen. An der Auer Straße steige ich aus und warte fünf Minuten auf die Linie 2. Der Ersatzfahrplan sieht für die Fahrt von der Tullastraße zur Rintheimer Straße zehn Minuten vor - das ist vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der Betriebshofsägerei mit der Linie S2 anlässlich der Kronenplatzaktionen im letzten Jahr angemessen.
Die 2 kommt pünktlich und ist brechend voll mit Schülern, die aber alle am Weinweg aussteigen. Danach kommt erstmal eine ausführliche Ansage des Fahrers, die auf die Umleitung hinweist, und Fahrgäste zum Gottesauer Platz auf die S4 und S5 verweist. Ein Hinweis, dass man durch Umsteigen auch schneller in der Fußgängerzone ist, unterbleibt.
An der Tullastraße angekommen, hält der Zug noch vor der Koppelspule für die Signalanforderung an und ich werfe einen Blick auf die Baustelle. Zuerst ist das Richtungsgleis stadteinwärts dran. Man hat am Tag zuvor in einer Vollsperrphase eine richtige Weiche eingebaut, um den eingleisigen Betrieb sicherzustellen: Karlsruhes Abneigung gegen Kletterweichen zeigt sich einmal mehr.
Während bei den Kronenplatzwochenenden noch der Fahrer selbst nach hinten laufen musste, haben die VBK diesmal eigenes Personal zum Rückwärtsfahren abgestellt: Unser Fahrer bleibt gemütlich sitzen, während der Zug rückwärts einmal um das VBK-Gelände herumfährt. Man will offensichtlich wirklich auf Nummer Sicher gehen, dass der Fahrplan nicht durcheinanderkommt: Es ist nur eine Linie in einer Richtung durch den Hof zu sägen, man hat zehn Minuten Zeit dafür und hat Extrapersonal abgestellt. Das sollte locker gehen. Die Aktion ist auch in deutlich weniger als zehn Minuten zuende, und trotzdem fahren wir zügig in Richtung Innenstadt weiter. Seltsam, eigentlich müssten wir jetzt gut vor Plan sein. Ich verzichte allerdings darauf, es zu überprüfen. Sogar die Ansagen sind angepasst, die "neuen" Halte Rintheimer Straße, Hauptfriedhof und Karl-Wilhelm-Platz werden aus dem Sprachspeicher angesagt.
Ich vermute, dass für den Rückweg auf das richtige Gleis in der Durlacher Allee der vor dem Gottesauer Platz liegende Gleiswechsel verwendet wird. Für die zweite Phase wird man hier entweder sägen oder eine zusätzliche Weiche einbauen müssen.
Fazit: Die VBK haben ein solides Baustellenkonzept hingelegt, das trotz tiefer Eingriffe in den Fahrplan lebbar scheint. Massiver Personalaufwand und angepasste Fahrpläne tun ihr übriges. Einen Verbesserungsvorschlag hab ich noch: Wenn schon die Ansagen angepasst werden (Lob!), hätte man auch die Ansage mit dem Umleitungsweg und den Umsteigehinweisen in den Sprachspeicher aufnehmen können. Das hätte ja nichtmal von Frau Roth gesprochen sein müssen, sondern irgend eine Stimme hätte es auch getan.
Comments
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Felix Pfefferkorn on :
Hätte man die Busse in Durlach außerhalb der Pfinztalstraße geführt, hätte man bei dieser Gelegenheit mal Pfosten an den Enden der Fußgängerzone setzen können wenigstens für ein paar Wochen. So als Hingucker für die Automassen, die da jeden Tag durchbrettern.
Meine 2 fuhr übrigens stadteinwärts am Montagabend (irgendwann 20-21h) nicht durch den Betriebshof, sondern auf dem linken Gleis wie die S-Bahnen. Nur daß sie halt nur auf einer Seite Türen hat, so daß wir am Gottesauer Platz quer über den Schotter purzelten (da wurden ja mir unverständlicherweise vor geraumer Zeit die Plastersteine entfernt).
Marc 'Zugschlus' Haber on :
Ausserhalb der Pfinztalstraße hätte es halt schlecht ausgesehen mit der Bedienung der Haltestellen Schloßplatz und Friedrichschule.
Und dass die zwei im 20-Minuten-Takt auch stadteinwärts geradeaus fährt, steht so in den Aushängen. Gottesauer Platz ist dann in der Tat eine Herausforderung