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Boden im Hausbau, Aufbau, Wartezeit und Gefälle

In einer modernen Energiespar-Styropor-Hütte werden auch die Böden isoliert. Ja, auch dann wenn untendrunter ein geheiztes Stockwerk liegt. Bei unserem Haus liegen auf dem Rohfußboden (also im OG und DG der Abschlussplatte des Deckenelements und im KG und EG die Stahlbetonplatte der Kellerdecke bzw der Bodenplatte) erstmal 10 cm Styropor. Auf diesem werden die Rohre von der Fußbodenheizung verlegt und schließlich kommen noch 6 cm Estrich drauf. Um diese Konstruktion herum liegt noch einmal ein Styroporband, das diesmal der Entkopplung des Estrichs von den Wänden dient, damit der Estrich auch schwimmen und sich ausdehnen kann.

Auf diesem Estrich wird dann nach der Trockenheizaktion und weiterer Trockenzeit der Fußboden verlegt.

Was so einfach klingt, birgt durchaus Fallstricke. Daher soll dies nun das Thema eines Artikels aus dem Bereich Baublog werden.

Für die Arbeiten an der Fußbodenheizung und das Einbringen des Estrichs müssen wir all unser Zeug aus dem Haus räumen oder zumindest die Fußböden freimachen. Einzig die Bereiche, in denen kein Estrich hinkommt (z.B. die Plätze für die Badewannen und die Duschen) dürfen noch belegt sein. Etliches Zeug hängen wir auch an die Wände und Decken; die Regalschienen der damals im Keller montierten Wandregale sind bis heute in Verwendung.

Die Anlieferung der Isolation ist spektakulär: Ein randvoller LKW mit ebenso randvollem Anhänger, ausgeladen reicht der Platz vor den Häusern trotz zwei Meter hoch gestapelten Styroporpaketen nicht aus. Wir beginnen also parallel zum Ausladen schon damit, das Zeug im Haus im 1. OG durch die Notausgängebodentiefen Fenster einzulagern. Zum Glück wiegt es so wie nichts.

Schon am nächsten Tag sind die Häuser flächendeckend mit Styropor ausgelegt, und bereits einen Tag später muss man im einen Haus bereits aufpassen, wo man hintritt, denn überall liegen bereits Heizungsschlaufen. Noch einen Tag später wir im ersten Haus bereits der Estrich eingepumpt während, auf der anderen Seite noch Heizungsschlaufen verlegt werden. Parallel schließt hat der Heizungsbauer die Schlaufen bereits an, denn sie werden sofort benutzt.

Der Estrichbauer arbeitet mit einer Estrichpumpe, in der der "außen" arbeitende Mitarbeiter Anhydritzement, Sand und Wasser im hoffentlich richtigen Verhältnis anmischt. Dann wird der Deckel geschlossen, damit die Höllenmaschine ads Zeug durch einen armdicken Schlauch ins Haus pumpen kann. Behälter leer, Deckel auf, Spiel von vorne. Den ganzen Tag lang. Innen verteilt dann ein weiterer Mitarbeiter den aus dem Schlauch austretenden Estrich gleichmäßig in den Zimmern, wobei er die "Ladepausen" regelmäßig für den Feinausgleich benutzt.

Nun beginnt eine schwierige Zeit, in der wir zur Untätigkeit verdammt sind: Vier Tage lang dürfen die Häuser überhaupt nicht betreten werden. Dann tastet sich der Heizungsbauer über aufgelegte Styroporplatten zum Heizraum vor und startet das Estrichaufheizprogramm der Wärmepumpen. Dabei heizt die Maschine über einen Zeitraum von cirka einer Woche die Fußbodenheizung auf die (später nie wieder gewünschte) Temperatur von 45 Grad, hält diese Temperatur dann ein paar Tage und senkt sie danach langsam wieder ab. Dies beschleunigt den Trocknungsprozess und verhindert Rißbildung.

Unsere Aufgabe ist das mehrmals tägliche Lüften, denn ein Großteil des beim Mischeins eingebrachten Wassers muss jetzt wieder raus aus dem Haus. So steige ich in dieser Zeit nicht wie sonst in Seckenheim in die S-Bahn, sondern fahre mit dem Auto auf der Baustelle vorbei, reiße für fünf Minuten alle Fenster auf und fahre dann aus St. Ilgen zu Arbeit. Das gleiche Spiel dann spät abends nochmal. Alleine auf der dunklen, feuchten, warmen Baustelle ist das ganz schön gruselig. Währenddessen kommen schwarze Rauchwolken aus dem Stromzähler: Beide Wärmepumpen heizen mit "alles was geht inklusive der Not-Zusatz-Heizung", und das über zwei Wochen. Fast zehntausend kWh blasen wir in dieser Zeit buchstäblich in die Luft. In den Häusern herrscht währenddessen gefühlt ein Klima wie im Dampfbad: 40 Grad Estrichtemperatur und das durch die Wärme verdunstende Restwasser des Estrichs wirken sich heftig aus. Sandra wirft sich irgendwann wie ein X auf den Fußboden und meint "ich stehe hier nie wieder auf". Nun, Schatz, gewöhn Dich nicht an diese Temperaturen, die wird es in dem Haus nie wieder geben.

Nach zwei Wochen Aufheizprogramm wird das Klima im Haus dann langsam wieder erträglicher, und der Estrich ist so weit ausgehärtet, dass wir sogar wieder Leitern stellen dürfen. Das war wegen der höheren Punktbelastung auch zu den Zeitpunkten noch Verboten mit Großem Vau, als wir schon wieder im Haus normal herumlaufen durften. Der Maler beginnt sofort, die neue Freiheit auszunutzen, und verputzt fleißig.

Während wir darauf warten, dass die Böden endlich belegt werden dürfen, macht der Fliesenleger im Mietobjekt die Wandfliesen und macht mich dabei so weit fit, dass ich mich kostensparend selbst in "unserem" Haus versuchen kann. Die Böden dürfen allerdings erst dann gefliest werden, wenn nachgemessen wurde, dass der Estrich trocken genug ist.

Die Restfeuchtemessung wird chemisch gemacht: Man schlägt eine gewisse Menge des Estrichs aus dem Boden, und mischt Karbid dazu. Das Karbid reagiert mit dem Restwasser aus der Estrichprobe, dabei entsteht ein Gas und man misst den entstehenden Druck.

Diese Messung muss kritisch sein: Der Hauslieferant weigert sich, die Messung zu machen, weil wir ihm die Fliesen aus dem Auftrag rausgenommen haben, der Fliesenleger sagt "wtf, das macht immer der Estrichbauer, ich hab die Ausrüstung gar nicht" und der Bauherr guckt dumm aus der Wäsche. Schließlich finden wir einen aus ca 50 km anreisenden Fliesenleger, der die Messung durchführt - aber kein Protokoll dafür schreiben mag. Wir gucken erneut dumm aus der Wäsche und unterschreiben dem Fliesenleger die Freigabe ohne Meßprotokoll, denn so langsam beginnt die Zeit zu drängen. Lerninhalt: Unbedingt vertraglich vereinbaren, wer die Estrichfeuchtemessung macht, und dazuschreiben, dass derjenige auch dafür verantwortlich ist dass sie stimmt.

Meine gezielten Fragen, ob denn zu erwarten ist, dass sich die ganze Konstruktion insbesondere wegen des hohen Styroporanteils noch setzen wird, erhalten von keinem der Beteiligten verwertbare Antworten und ich wünsche mir erneut, einen Architekten/Bauleiter zu haben, der auf meiner Gehaltsliste steht.

Inzwischen sind zwei Jahre vergangen, und meine Fragen sind beantwortet. Ja, das setzt sich mit der Zeit. und zwar um bis zu einen halben Zentimeter, und zwar bevorzugt "außen", also da wo es auffällt, nämlich an den Wänden. Zwischen Fußleisten und Boden zeigen sich in den mit Laminat ausgelegten Räumen deutliche Spalten; die Silikonfugen zwischen Boden- und Wandfliesen bzw. Fliesenspiegeln und zwischen Boden und Türrahmen sind gerissen und die ersten Fugen zwischen den Bodenfliesen müssen nachgearbeitet werden.

Inzwischen sagen die Handwerker, dass man mit den Fußleisten und den Fugen zwischen Boden und Wand vernünftigerweise mindestens ein halbes Jahr nach Fertigstellung abwarten möge, aber sowas möchte ein Bauherr natürlich nicht hören - denn schließlich baut man ja ein Haus um irgendwann mal einzuziehen, und wenn man eingezogen ist, ist das nachträgliche Einbauen von Fußleisten mit massiven Möbelräumarbeiten verbunden. Das macht keiner, das will keiner, also lässt man den Bauherren brav darüber im Dunkeln, macht schöne Fugen rein, lässt sich die Arbeiten zeitnah abnehmen und macht dann zwei Jahre später ein Angebot über den Austausch der Wartungsfugen und Nacharbeit der Fußleisten.

Ach ja, Flüssigkeiten laufen übrigens dorthin, wo es am tiefsten ist, das ist an den Wänden, und deswegen hat man allfällige Pfützen unabhängig davon ob es verschüttetes Getränk, Wischwasser oder Katzenpss ist immer dort wo man es am wenigsten gebrauchen und am schlechtesten wegputzen kann.

So weit der heutige Bericht aus der Kategorie "später ist man immer schlauer, aber wie soll man's denn anders machen?"

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