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Von der Auswahl eines passenden CMS

Web ist ein Bereich, aus dem ich mich in meiner bisherigen Internetkarriere weitgehend herausgehalten habe. Meine Talente liegen klar auf anderen Ebenen. Aber in manchen Dingen kann man es nicht vermeiden, auch mal eigene Inhalte zu veröffentlichen, wie ich es zum Beispiel mit diesem Blog tue. Zu gerne hätte ich für die Publikation von "normalen" Webseiten endlich eine Lösung in Petto, mit der ich die ungeliebten Aufgaben "Design" und "Bereithalten und Pflege der Webinfrastruktur" outsourcen und mich auf die Produktion der Inhalte konzentrieren kann.

Nun werden viele Leute sagen, das sei ja ganz einfach und mit der Softwaregattung "CMS" einfach zu lösen. Nur leider ist das doch nicht so einfach.

Auf der Suche nach einem CMS, das von der Leistungsfähigkeit zwischen nacktem statischem HTML/CSS und einem Community-Blog-Wiki-Zwonull-Alleskönner liegt, habe ich mich gestern mit Joomla frustriert.

Meine Anforderungen halte ich für absolut nicht überzogen:

  • Aktives, aktuell gepflegtes Projekt unter einer DFSG-kompatiblen Lizenz
  • perl oder php
  • Entweder keine Datenbank oder MySQL
  • Trennung von Design und Content
  • Automatische Erstellung einer (seitlichen) Navigationsleiste aus dem hinterlegten Content
  • Seitenheader und -Footer überall identisch
  • Hinterlegung von Inhalten unbedingt über ein Webfrontend, damit keine Shell-Accounts an die Inhaltslieferanten ausgegeben werden müssen
  • Präsentation von Inhalten im Default ohne weiteres auf der Webseite erscheinendes Brimborium ("Beitrag erstellt von Frau K. am 21.03.2009 um 23:49 Uhr")
  • Reichhaltige Auswahl fertiger benutzbarer und veränderbarer Designs unter freier Lizenz
  • Nice to Have: Steuerung des Designs ebenfalls über das Webfrontend.
  • Nice to Have: Staging-Funktion (Website ist unter einem anderen URL in der aktuellen Entwicklerversion verfügbar, während der "richtige" URL noch die alten Inhalte zeigt. Mit einem Klick kann dann die Entwicklerversion "freigeschaltet", d.h. unter dem richtigen URL publiziert werden).

Ausdrücklich nicht brauche ich:

  • Community-Funktionen
  • Zugriffsgeschützte Bereiche
  • Wiki-Funktionen
  • Blog-Funktionen
  • Modifikationen eines bekannten Programms (z.B. ein zum CMS aufgebohrtes Mediawiki)
  • Ein Programm, wo ich am Code rumfrickeln muss, damit es das tut was ich von ihm will.

Joomla war der erste Kandidat auf der Suche, weil ich es bisher noch nicht kannte und hoffte, dass es meine Bedürfnisse besser erfüllt als die Systeme, die ich in der Vergangenheit wenigstens mal im Vorbeilaufen erlebt habe. Im Umgang mit Joomla habe ich aber leider versagt, weil ich die Funktionen zur freien Strukturierung der Inhalte nicht gefunden habe. Mir kommt Joomla vor wie eine Blogsoftware auf Steroiden. Selbst ohne Installation der Beispielinhalte ist die Struktur der Inhalte weitgehend vorgegeben: Man muss seine Inhalte in "Bereiche" und "Kategorien" einteilen. Die Menüfunktionen habe ich auch nach zwei Stunden Lektüre der Dokumentation noch nicht so weit verstanden, dass mein System in der Lage wäre, für die sechs hinterlegten Beispielwebseiten eine einstufige Navigation selbsttätig zu erstellen.

Im linksseitigen Hauptmenü muss man jeden Menüeintrag manuell erzeugen. Man müsste also für jede einzelne Inhaltsseite auch den dazugehörigen Menüeintrag manuell erzeugen. Wenn an einen Menüeintrag für eine Kategorie erzeugt, bekommt man nach dem Klick im Hauptbereich der Webseite ein Inhaltsverzeichnis, aus dem man die einzelnen Artikel auswählen kann. Genau diese Liste hätte ich gerne automatisch im Menü, aber das habe ich nicht hinbekommen.

Alternativ zu Joomla habe ich Typo3, Drupal und Papaya CMS immerhin schonmal aus der Ferne gesehen. Typo 3 halte ich für ein einfaches Projekt für Overkill und in den Anforderungen an das darunterliegende System für zu aufwendig. Drupal habe ich wegen seiner ausgefeilten Community-Funktionen verworfen, weil ich befürchte, dass vor lauter Community die benötigte Flexibilität nicht erreicht wird, und Papaya CMS ist seit seiner Offenlegung unter der GPL 2005 nicht mehr wirklich weitergepflegt worden - das aktuelle Release feiert heute seinen dritten Geburtstag und die neue Version ist für 2007 angekündigt.

Das aktuelle Vorhaben wird jetzt wegen Zeitdruck übrigens doch als statisches HTML gebaut, da ich nicht mehr rechtzeitig dazu kommen werde, noch andere CMSse auszuprobieren. Nichtsdestotrotz würde ich mich über Eure Kommentare freuen, ob ich nur zu doof für Joomla bin oder ob einer der anderen Major Player für meine Bedürfnisse geeigneter wäre. Lohnt es sich zum Beispiel, contenido näher anzugucken?

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Comments

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Hans Bonfigt on :

"Keine Datenbank oder MySQL", also "Keine Datenbank oder Keine Datenbank" ?

Das aber nur am Rande, grundsätzlich sprichst Du nicht mir, sondern fast allen unserer Kunden aus der Seele:

Es gibt auf dem Markt weder ein brauchbares CMS noch eine brauchbare Groupware. Ich habe jetzt "Plone" im Einsatz gesehen, basierend auf Zope basierend auf "Python", man kann gar nicht anders als kotzen. Typo 3, so der leidensfähige Anwender, sei noch schlechter. Im Bereich "Groupware" kommt die widerlichste Variante von "Skyrix" aus der Ostzone, andererseits ist Exchange auch nicht zu verachten und wie grottenschlecht und fast kriminell gefährlich Notes ist, habe ich auf die ganz harte Tour erfahren müssen.

Seit mindestens 10 Jahren suchen wir für unsere Kunden ein in bestehende Umgebingen integrierbares Werkzeug, das die Bereiche 'Messaging' (Fax/Mail), 'Termine und Resourcen' sowie 'Publizieren intern/extern' anwendbar unter einen Hut bringt. Jedes Vierteljahr startet ein anderer Kunde einen neuen Versuch und setzt typischerweise jedesmal 30.000 Euro in den Sand - Nach kürzester Zeit verreckt entweder das System oder die Mitarbeiter können nicht damit umgehen.

Ich glaube. Uwe Ohse hat schlicht recht: Größere Projekte mit JAVA und ähnlichem Unrat sind ein Synonym für "Scheitern".

Aber, wie war das bei 'Procol Harum',

"All in all, it's all the same, but call me if there's any change"

flawed on :

Welchen Grund sollte man auch haben, Messaging und Publizieren unter einen Hut bringen zu wollen?

Hans Bonfigt on :

Systematisch die naheliegende Frage, wird aber von der betrieblichen Praxis niedergemäht. Mag daran liegen, daß User so wenig Tools wie möglich erlernen wollen.

Gruß Hans

lsr on :

Was bitte soll so schlecht an Lotus Notes sein?

Hans Bonfigt on :

Was so schlecht an Notes ist ?

Drei Dinge:

  1. Notes beherrscht kein SMTP. Man sit faktisch gezwungen, einen richtigen Mailserver davorzusetzen. Damit könnte man fast noch leben.

  2. Der Client war schon immer instabil und langsam, für einen effektiv arbeitenden User eine Zumutung, für den Administrator ein ständiger Quell des Ärgers. Der neue Client unter Ekelipse stellt aber auch dieses perfide Machwerk in den Schatten, die Klassifizierung sinkt von "unverschämte Zumutung" auf "für produktive Menschen unbrauchbar". Unter CITRIX krigst Du maximal 20 Clientinstanzen auf einen Server, eine große deutsche Bundesbehörde wechselt wg. Notes jetzt wieder auf Fat Clients unter Win32. Das ist "Green IT" aus dem Hause IBM.

  3. Der Domino-Server -egal unter welchem OS- benutzt keine Datenbank, sondern irgendeinen Scheiß, dessen referentielle Integrität häufig in die Grützegeht, ibs. wenn die benötigte JAVA-Runtime auch nach dem 32.767. Patch 'mal wieder abschmiert.

In der Summe: Seit 20 Jahren habe ich keinen Kunden verloren, aber letzten Sommer gelang es mir, aus einer Top-Referenz einen erbitterten Feind zu machen. Es war einfach: Wir ersetzten 'Exchange' durch Notes.

Eine Tat, für die ich mich heute schäme.

Niels on :

Die großen sind dafür m. E. zu groß. Was ist mit leicht aufgebohrtem Wordpress?

meersau on :

Ob alle Anforderungen erfüllt werden kann ich Dir nicht sagen, aber ich bin mit www.cmsmadesimple.org sehr zufrieden.

Ich "hoste" damit die Webseite für meine Mama und sie kommt damit zurecht. Von der Admin Seite fand ich mich schnell zurecht, nur habe ich mich nicht sonderlich um den ganzen Design Kram gekümmert.

kju on :

Redaxo: www.redaxo.de

partim on :

Ich hätte dir ja mkweb (http://binary.partim.de/mkweb/) empfohlen, aber das ist dann vielleicht doch etwas zu einfach. Für meine Zwecke aber durchaus ausreichend. Und die Quellen der Website irgendwo in SVN zu haben, ist richtig nett.

Roman on :

Moin Marc,

mir ist gerade in meinem Newsreader diese Info untergekommen, hatte aber keine Zeit es mir genau anzuschauen:

http://www.drweb.de/magazin/webedition-6-profi-cms-kostenlos/

Viel Spass beim testen. (so es denn deine Erwartungen erfüllt) :-)

jw on :

Naja, in dem Artikel steht ja quasi shcon drin, dass es Mist ist ... YACMS

mt on :

Hallo,

eventuell ist http://textpattern.com/ einen Blick wert. Hat ein Template-System und ist relativ simpel, wird aktiv entwickelt und hat gute Doku: http://textpattern.net/ - Hab ich aber nie benutzt.

Ansonsten würde ich wirklich einen Blick auf Wordpress wagen. Das hat zwar jede menge Community-Klimmbimm aber das kann man alles Abschalten und ist auch leicht sicher zu machen: http://playground.ebiene.de/954/adminbereich-in-wordpress-schuetzen/ Es gibt unendlich viele Themes und Menüs und ähnliches kann man relativ einfach Erstellen. Darüber hinaus hat es eine Versionierung und eine Preview Funktion. Ausserdem stehen die Suchmaschinen drauf. Das Theme kann man auch editieren und entsprechende Hinweise auf Autor etc.pp verschwinden lassen. Darüber hinaus gibt es Benutzer-Rollen und man relativ feinkörnig einstellen wer was darf und wer nicht. Zusammen mit wp-super-cache und wp-widget cache ist das ganze auch sehr flott, weil größtenteils statisches html. http://codex.wordpress.org/User:Lastnode/Wordpress_CMS

grüsse mt

Ingo Jürgensmann on :

Ich wuerde trotzdem Drupal nochmal empfehlen anzuschauen. Drupal hat zwar einige Community-Funktionen, aber man muss sie ja nicht benutzen. Die Autor-Informationen lassen sich abschalten und Drupal hat mit CCK und Views einige sehr nuetzliche Features, die gut dazu geeignet sind, z.B. Rechner zu inventarisieren.

Dragoslav on :

Ist zwar ein bisschen spät: TYPOlight wäre evtl. eine Alternative (nur namentlich mit TYPO3 verwandt - nicht technisch). Das Seitenstruktur und Inhalt an getrennten Stellen verwaltet wird irritiert zwar öfter mal, ansonsten bietet das System recht viel von deinen geforderten Features (wobei viele Funktionen oft ein wenig mehr Komplexität in der Bedienung erzeugen)..

Was fehlt sind frei verfügbare Designs (zumindest auf den ersten Blick). Das muss man sich selber per CSS zusammenbasteln - geht aber recht gut (wird über die Weboberfläche erledigt). Staging unter einer eigenen URL geht vermutlich auch nicht. Man kann aber noch nicht veröffentlichte Inhalte aus dem Backend heraus prüfen/anschauen.

Gibt im übrigen ein Demosystem in dem man sich alles mal ohne großen Installationsaufwand anschauen kann.

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