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Deutsche Microsoft-Knowledge-Base considered harmful

Seit einigen Monaten landet man (von einer deutschen IP-Adresse?) bei der Microsoft-Knowledge-Base auf deutschsprachigen Artikeln. Einige davon sind tatsächlich von einem Menschen übersetzt (wie sie schon seit Jahren optional zur Verfügung stehen), die meisten davon allerdings maschinell.

Vor den maschinell übersetzten Artikeln möchte ich gerne eine eindringliche Warnung aussprechen, denn abgesehen von ihrer Unverständlichkeit führen sie Dich in die Irre.

Microsoft benutzt für die maschinelle Übersetzung einen Babelfish, dessen Übersetzungen in etwa so schlecht sind wie die von Altavistas Babelfish im Jahr 2002. Schon alleine deswegen sind sie also nicht brauchbar. Deswegen klicke ich in der Microsoft-Knowledge-Base eigentlich immer sofort auf den "US English" Button, weil mir das Automatendeutsch einfach zu sehr weh tut. So tat ich das auch neulich.

$KUNDE trennt gerade auf mein Anraten hin seine Clients von seinen Servern, zieht die Clients in ein neues, größeres IP-Netz und hat zwischen Clients und Servern eine (von mir) restriktiv konfigurierte Firewall. Leider benutzt er Exchange, was ja bekanntlich eine von Microsoft "umarmte und erweiterte" RPC-Version benutzt. Diese Umarmung führt dazu, dass die RPC-Connection-Tracking-Module der Firewall nicht greifen, und da ich mich weigere in Abwesenheit dringender Notwendigkeit Allow-Regeln für alle Ports oberhal 1024 zu konfigurieren mussten wir nach jedem Restart des Exchange die Firewall anpassen um den Port freizugeben den der Exchange diese Woche benutzt.

Das ist natürlich auf die Dauer nicht machbar, und so beschäftigte ich mich vor ein paar Wochen mit der Microsoft Knowledge Base und stoße die Exchanger des Kunden auf den Artikel mit der Nummer 154596. Dort sind ein paar Registryeinträge beschrieben, die man setzen muss, um Exchange 2003 dazu zu bringen, sich bei der Auswahl des Ports für seine RPC-Dienste auf einen kleineren Range zu beschränken. Die Exchanger sind kooperativ und setzen die dort genannten Anregungen um.

Aber es funktioniert nicht. Exchange würfelt seine Ports nach wie vor wild aus dem ganzen oberen Bereich. Nach einiger Diskussion lasse ich mir mal von dem zuständigen Exchanger zeigen, was er denn da gemacht hat.

Und das "J" als Wert für den Registry-Key "PortsInternetAvailable" kommt mir dann doch spanisch vor. Aber im mir vom zuständigen Exchange gezeigten Artikel der Microsoft Knowledge-Base steht das wirklich so. Mir kommt ein Verdacht, und ich klicke auf dem Browser des Exchangers auf "US Englisch", wie ich es immer tue.

Und, genau. Dort steht, dass man den Registry-Key auf "Y" setzen soll.

Einen Reboot später steht fest, dass "Y" auch korrekt ist und der Exchange-Server die Einstellung jetzt auch berücksichtigt.

Einen ähnlichen Klops hat Microsoft vor zehn Jahren schonmal geschossen, als sie die Macrosprache von Excel übersetzt haben und deswegen plötzlich weder Macros von älteren Excelversionen mehr ausführbar waren, noch eine Portabilität von Macros zwischen verschiedensprachigen Excels bestand. Aber damals war das wenigstens offensichtlich. Diesmal war die Geschichte nicht so ganz offensichtlich, weil sie die Namen der Registry-Keys nämlich auch im Deutschen Knowledge-Base-Artikel auf Englisch stehen gelassen haben - sie haben nur die Values, nicht die Keys selbst übersetzt. Das ist schon advanced Irreführung.

Lerninhalt: Deutsche Übersetzungen von IT-Texten sind harmful und gefährlich und gehören verboten. Und ich spreche nachher mal mit dem QM-Beauftragten des Kunden.

Leider hat Microsoft die "War dieser Artikel hilfreich"-Frage am Ende der Knowledge-Base-Artikel abgeschafft. Haben wohl zu viele Leute auf "Nein" geklickt. Wie ich es auch getan hätte, wenn ich noch könnte.

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Comments

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Felix on :

Ich finde Dein Fazit am Ende überzogen. Daß automatische Übersetzungen Käse sind, hast Du illustriert. Daraus aber nun zu folgern, daß alle Computerbenutzer Fachenglisch auf entsprechendem Niveau lernen müssen, halte ich für abwegig. Ich nehme bspw. an, ohne deutsche Makrosprache käme Excel bei unserer Buchhaltung schlicht nicht zum Einsatz. Wir sind ja nicht in den 80ern, wo es außer 7bit-Englisch nichts auf den Rechnern gab... Wenn ich für Software bezahle, erwarte ich auch, daß sie in meiner Muttersprache daherkommt.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Ein bisschen überzogen bin ich hier doch immer.

Von IT-Professionals erwarte ich aber zumindestens, dass sie in der Lage sind, fachenglisch gehaltene Schriftstücke verstehend zur Kenntnis zu nehmen. Wer das nicht kann, wird früher oder später an einem Problem scheitern, dessen Lösung im Internet längst bekannt ist, aber leider in Englisch.

Solche Leute kann man außerhalb von prozessgetriebenen Großunternehmen, in denen es für jeden denkbaren Betriebsfall eine detaillierte Arbeitsanweisung gibt, meiner Meinung nach nur sehr eingeschränkt einetzen.

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