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Flüssigsprengstoff und das große böse Internet

So, jetzt ist es also (fast) passiert. Die britische Polizei hat über zwanzig Leute festgenommen, die geplant haben, neun Transatlantikflüge mit Flüssigsprengstoff oder Giftgas (da ist man sich zum Zeitpunkt zu dem diese Zeilen geschrieben werden noch nicht sicher) in die Luft zu jagen. Das wird natürlich als großer Erfolg der Überwacher dargestellt werden, und hiesiger 1984-Gesetzgebung fleissig neuen Aufwind verleihen - denn hier haben es die Bomben bis in die Züge geschafft.

Als Sofortmaßnahme hat man erstmal Handgepäck im Flugzeug abgeschafft und die Verzehrpflicht für Babynahung eingeführt. Und man denkt natürlich über weitere Maßnahmen nach.

Andererseits stellt sich mir die Frage: Was für ein Zeug muss man eigentlich rauchen, um in Deutschland als Terrorismusexperte zu gelten und seine Kunst im Radio verbreiten zu dürfen? Egal was für ein Zeug das ist, ich will auch was davon. Jedenfalls hat eben in SWR3 ein Terrorismusexperte gemeint, die Rezepte für aus zwei flüssigen Komponenten durch einfaches zusammengießen erstellbare Sprengstoffe und Giftgasgeneratoren seien "im Internet auf extremistischen Webseiten" leicht einsehbar. Ob der Wunsch nach stärkerer Inhaltskontrolle des Netzes der Netze noch deutlicher kommuniziert wurde, habe ich nicht mehr mitbekommen - der Fahrplan der Rhein-Neckar-S-Bahn ist da völlig unerbittlich.

Als ob die Terroristen, die einen Anschlag dieser Größenordnung generalstabsmäßig planen, auf Anleitungen in Webforen angewiesen sind. Ich habe eine viel bessere Idee: Verbietet Chemiebücher! Lasst nur auf ihre Zuverlässigkeit geprüfte Menschen in die chemischen Institute der Universitäten und das bitte komplett ohne schulische Vorbildung, denn in der Schule lernt man ja auch Terroristenhandwerk. Oder, verbietet gleich Schulen komplett. Dann habt ihr es wenigstens auch leichter, williges Stimmvieh im Volk zu haben.

Trackbacks

dyfustifications on : Der fliegende Datenhamster

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Hamster sind putzige Viecher, die sich gerne mal die Backen vollstopfen, weil man ja nie wissen kann, ob noch schlechte Zeiten kommen. Der Datenhamster sitzt jedoch vernehmlich an staatlichen Schreibtischen und stopft sich Daten in die Backentaschen. Im

Comments

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Axel on :

viel besser ist ja der Aufruf einiger Hinterbänkler, mehr Videoüberwachung einzuführen. Daß diese Überwachungsmaßnahmen aber eigentlich nur im Nachgang zu einer verbesserten Fahndung führen und mitnichten zur Prävention taugen (außer man besetzt jede Kamera mit einem Monitor und läßt jeden von einer Person überwachen), sagt natürlich keiner. Da werden, wie üblich, irgendwelche Phrasen reproduziert, ohne sich Gedanken zu machen.

Ich will hier weg.

Jürgen Ernst Günther on :

Du willst hier weg?

Das wird schwierig, ohne Flugzeug.

Für mich sind Langstreckenflüge ohne Rucksack im Handgepäck nicht durchführbar.

Teflon on :

Dass die "Sprengstoff-Rezepte" im Internet sind, kann ich bestätigen. Nicht im "Deutschsprachigen" Internet, aber in Englisch problemlos erhältlich.

Es gibt Sprengstoffe, die durchaus mit Baumarkt-Materialen herzustellen sind. Insofern ist die Zugänglichkeit an Information und Ausgangsmaterialien nicht zu unterschätzen.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Ja, und? Außerdem gibt es diese Anleitungen in jeder Bücherei.

Verbietet die Büchereien!

flawed on :

Kannst Du mir mal ne ISBN nennen?

Es ist nämlich ein bisschen was anderes, ob ich mich durch einen Stapel Bücher über anorganische Chemie lesen muss, und dann noch über ein paar über chemische Verfahrenstechnik, um auch noch ein bisschen mehr als ein paar Tropfen im Reagenzglas "darzustellen" ohne sich dabei selbst in die Luft zu jagen, oder ob man ein einfaches Kochrezept dafür hat.

Sicher, für "al Quaida" macht es keinen Unterscheid, denn die werden ihre Experten dafür haben, aber wie wäre es mit den Bahn-Kofferbombern, wenn sie mal eine einfache Anleitung gelesen hätten, wie man so eine Bombe richtig baut?

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Es ist zu lange her dass ich mich zuletzt ernsthaft mit Chemie beschäftigt habe. Aber entsprechende Literaturlinks sollte jeder Chemiker aus dem Ärmel schütteln können.

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