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Teufel oder Beelzebub?

Vor langer Zeit habe ich mich ja selbst darum gekümmert, Spammer per Complaint oder Filter aus dem Netz zu schießen. Irgendwann habe ich das dann aufgegeben, und bin zum "Just Hit Delete", zu "eigentümlichen" Mailadressen und ganz wenigen lokalen Filtern übergegangen.

Das ist gut so, denn inzwischen schießen manche Mitglieder der Antispamgemeinde so gewaltig über das Ziel hinaus, dass das Abschalten des Mailservers vermutlich einen besseren Quotienten aus korrekt erkanntem Spam und versehentlich gefilterter legitimer Mail erreicht.

Aber wenn zum aktiven Angriff auf für mich wichtige Infrastruktur geht, dann hört der Spaß echt auf!

Ich meine, es ist ja schon normal, dass AOL-User ein Mailinglisten-Unsubscribe mit dem "Report as Spam"-Knopf durchführen und als "kleinen" Nebeneffekt den Mailinglistenserver auf die AOL-weite Blacklist katapultieren, und dass der Anbieter eines kostenlosen Internetdienstes als Dank für sein "Willkommen bei $FOO, Dein neues Passwort ist bla" bei Spamcop eingeworfen wird, auch.

Nun ist vor einigen Tagen die Mailinglisten-Infrastruktur eines größeren Open-Source-Projekts haarscharf daran vorbeigeschrammt, sein Housing zu verlieren. Grund: Leute hatten Mailinglisten bestellt, den Confirmed-Opt-In-Prozess durchlaufen... Und dann über die Liste gelaufene Mail bei Spamcop als Spam eingereicht. In der Folge wurde der Hoster vom Upstream aufgefordert, innerhalb von 24 Stunden Massnahmen zu treffen, das ueber die Mailinglisten kein Spam mehr verteilt wird - was fuer manche Mailinglisten einfach technisch nicht machbar ist. Diese Aufforderung war mit der Drohung des Herunterfahrens des Interfaces verbunden.

Der konkrete Fall konnte zwar durch ein Krisengespräch mit dem Upstream des Hosters gerade noch abgebogen werden, aber die Richtung ist klar: Die Spambekämpfer sind zu Feinden der Mailkommunikation geworden, weil sie ihr Anliegen übertreiben. Ich bin mir nicht im Klaren, ob mir nun die Spammer oder die Antispammer unsympathischer sind - gegen Spammer kann man lokal was tun. Gegen Antispammer, die mit ihrem blindwütigen Aktionismus wichtige Infrastruktur aus dem Netz schießen, ist kein Kraut gewachsen.

Ach ja, übrigens: SPAM ist Markenzeichen von Hormel Industries, und das, was Presse und Marketing als Spam (sic!) bezeichnen, ist in Wirklichkeit Unsolicited Commercial E-Mail (UCE) oder Unsolicited Bulk E-Mail (UBE).

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Comments

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Rince on :

Es ist inzwischen völlig "normal" dass solche Angriffe möglich sind - gerade weil den Leuten das Beschweren so einfach gemacht wird, werfen sie einfach dort alles ein, was sie nicht verstehen oder nicht erkennen. Wenn es "nur" noch fähige Spambeschwerden gäbe (wo jemand lernt auch einen Header zu lesen und zu interpretieren), wären diese Maßnahmen erst gar nicht notwendig...

Axel 'Balrog' Eble on :

Ich erlebe das ganze auch immer wieder. Ich stehe auf einigen Yahoo-Mailinglisten und deren Server liegen auch andauernd bei Spamcop vor. Es nervt einfach.

Axel 'Balrog' Eble on :

Dazu kommt dann noch die Willigkeit der Blacklistenbetreiber, erst mal alles aufzunehmen und die Beweislast umzukehren. Sehr nervig.

jjZyn on :

Hm ...

Das könnte erklären, warum die Liste, die ich heute subskriben wollte/mußte, die Bestätigung nur per Reply haben wollte, obwohl der Listmanager (mailman?) auch Bestätigung per URL kann.

  1. Wer mit "Reply to this message" schon überfordert ist, bleibt draußen, Wowereit.

  2. Wenn ein Trottel die Listenbeträge immer noch bei SpamCop und ähnlichen Heldenbuden einwirft, kann man das mit seiner Antwort aus 1. auch noch machen.

Wo ist eigentlich mein Zyn hin - ah, schon wiedergefunden.

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