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Disco 28 in Karlsruhe

Wie schon angekündigt, war ich am Freitag abend in Karlsruhe tanzen. Ich fand das ziemlich gut, fast wie in alten Normalzeiten.

Von außen gibt sich die Veranstaltung alle Mühe, sich von der Location Unterhaus abzuheben: Wo sonst "Unterhaus" steht, hängt ein weißes Schild mit dem Disco-28-Logo. Innendrin ist's natürlich Unterhaus pur, weil man ja nicht jede Woche umdekorieren kann.

Ich bin gegen 21.40 Uhr da, weil in der ersten Stunde der Eintritt frei ist. Leider ist ziemlich wenig los. Amar teilt sich die DJ-Box mit Rene Hagdorn, der sowohl in der Stuttgarter Discothekenszene und bei SWR3-Hörern kein unbekannter sein dürfte. Die Musik im Vorprogramm mit weniger als 20 Leuten im Club ist ziemlich durchwachsen: Bumm, Bumm, Bumm, und etliche Gäste machen noch auf der Schwelle wieder kehrt. Man erkennt die alten Normalgäste am zuerst suchenden Blick, und dann an den Handbewegungen ("Und da drüben war früher noch 'ne Bar"). Macht beim Zugucken Spaß.

Um elf beginnt Rene mit der "richtigen" und damit auch altersgruppengerechten Musik, und recht schnell trauen sich dann auch die ersten Gäste (eine Gruppe aus drei Mädchen, äh, Frauen, deren Gesichter ich noch aus alten Normalzeiten kenne) auf die Tanzfläche. Da es Freundinnen sind, ist allerdings klar, dass sie sofort beim nächsten Stück schon wieder weg sind. Die Tanzfläche friert also schnell wieder über. Beim zweiten Versuch gehe ich mit auf die Tanzfläche und bleibe nach ihrem Abgang für zwei Stücke alleine auf der Tanzfläche. Mir ist inzwischen alles völlig egal. Aber schließlich gehe ich dann auch wieder an den Rand, weil's mir alleine dann doch zu dumm wird.

Das Eis der Tanzfläche bricht dauerhaft erst zur üblichen Karlsruhe-Zeit zwischen Mitternacht und halb eins, wenn auch sich oft unangenehme Lücken in der Tanzflächen-Besetzung auftun: Ich hab' dann immer den Instinkt, schnell dahin zu springen, ehe sich da jemand hinstellt. Das ist altes Verhalten auf dieser Tanzfläche, aber heute habe ich

  • (a) dort wo ich bin schon genug Platz und
  • (b) gibt es auch niemand anderen, der die Lücke kurzfristig zu füllen gewillt ist.

Die Tür scheint die 28-Jahre-Grenze besonders bei den Weibchen nicht so strikt wie erwartet durchzusetzen. Das passt aber gut, das ganz junge Gemüse bleibt erwartungsgemäß draußen, und die Mischung ist ok. Die Klamotten sind auch nicht abgehoben, sondern ganz natürlich und normal. Das Rücken- und bauchfreie Glitzertop eines weiblichen Gastes bleibt in meinen Augen die einzige stilistische Entgleisung des Abends. Durchweg sind mehr Frauen als Männer auf der Tanzfläche, wobei ungewohnterweise mehr Leute an den Bars stehen als tanzen. Nun, das soll mir recht sein, schliesslich tragen diese Leute maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg der Veranstaltung bei, ohne den ich nicht dauerhaft werde in der Disco 28 tanzen können.

Die Musik ist Klasse, das muss man Rene lassen. Sowohl die Musikauswahl (von Mitte der 70er bis heute, wenig bis gar kein 80er und Rock, nicht ganz so viel Black wie früher im Normal, dafür melodischer Vocalhouse, Dance Classics und auch ein wenig Partymusik) als auch Renes technischer Umgang mit den Turntables und dem Mixer sind herausragend. Es macht richtig Spaß, ihm zuzugucken. Das ist ja an dieser Location relativ schmerzfrei möglich, weil man im Unterhaus und damit auch in der Disco 28 als DJ buchstäblich direkt auf der Tanzfläche steht und nicht so weit zurückgezogen und abgetrennt ist wie im ZAP.

Den Sound find ich OK. Es ist zwar etappenweise etwas laut, aber immerhin ist die Anlage in sich ausgewogen und dem Raum angemessen. Nicht so wie die "neue alte" Proletenschüsselausrüstung im ZAP, der bei bassintensiven Stücken wie "For you" von den Disco Boys vs. Mannfred Mann schon beim ersten Baßschlag nach einer ruhigeren Stelle die Puste ausgeht.

An der Mixtechnik, der Musikauswahl und den Eigenheiten bei manchen Übergängen erkenne ich Rene dann auch als den DJ wieder, den ich im Sommer einmal im ZAP erlebt habe.

Alles in Allem werden das etwa 200 Gäste gewesen sein. Kein Vergleich mit den 800, die es früher zu Normalzeiten gab, aber da war der Laden auch gesteckt voll, und von den Rohren an der Decke tropfte das Wasser runter. Für die dritte Veranstaltung der Reihe finde ich das schon einen Achtungserfolg mit Potenzial für die Zukunft. Allerdings: Wenn man dem drögen Karlsruher Publikum wirklich angewöhnen will, Freitags vor Mitternacht in die Disco zu gehen, muss die Musik im Vorprogramm besser zum avisierten Publikum passen und sollte schon ab 22.00 Uhr zum Tanz einladen. Sprich: Es müssen früher schon "bekannte" Stücke ihren Weg auf die Turntables finden.

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