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Wandertag, oder wir geniessen das Leben in vollen Zügen

Bahnfahren ist im Nahverkehr derzeit echt unrecovery. Wir haben zwar noch keine Ferien, aber das Schuljahr liegt dermaßen in den letzten Zügen dass die Lehrer keine andere Möglichkeit mehr sehen als mit ihren Blagen $IRGENDWOHIN zu fahren. Dabei sind sie meistens mit BaWü- oder anderen Billigtickets unterwegs und somit typischerweise in Nahverkehrszügen von $STADT nach $STADT, also auf dem gesamten Zuglauf, anzutreffen.

In den letzten Jahren ist es mir nie so deutlich aufgefallen, aber die NVBW scheint den zu erwartenden Wandertagsansturm zum Schuljahresende überhaupt nicht berücksichtigt zu haben. So fuhr meine Regionalbahn von Karlsruhe nach Mannheim heute wie üblich als Einzel-425, und der Zug war auf dem ganzen Zuglauf zu etwa 170 % ausgelastet. Nicht lustig.

Ich habe zwar noch einen Sitzplatz bekommen, aber nur mit "Geschmäckle": Ich setzte mich auf einen von einer Schülerin für einen Klassenkameraden freigehaltenen Platz mit dem Hinweis, ich würde aufstehen, wenn der "Reservierungsinhaber" käme. Der hat dann aber sich nicht getraut, sich hinzusetzen, als er kam. Selbst schuld.

Dieses Phänomen der vor den großen Ferien in Rudeln auftretenden Schulklassen scheint mir eine süddeutsche Eigenschaft zu sein: Zu meinen Schulzeiten waren die Ausflüge nicht so auf eine Jahreszeit konzentriert. Ist das wirklich was süddeutsches, oder hat sich die Wandertagspraxis in Norddeutschland in den letzten 15 Jahren auch geändert?

Ausserdem frage ich mich, ob Verkehrsunternehmen oder Besteller mit Beistellung eines zweiten Triebwagens reagiert hätten, wenn die Lehrer ihre Klassenausflüge ein paar Tage vorher angemeldet hätten. In der Schweiz kann ich das mit einiger Sicherheit bejahen, aber in Deutschland redet man in solchen Fällen doch mit 'ner Wand, oder?

Ich war jedenfalls wirklich froh, als ich in Mannheim endlich aus der roten Sardinendose aussteigen könnte.

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Azundris on :

"von $STADT nach $STADT"

Würde dafür nicht eine Bahnsteigkarte ausreichen? : )

-thh on :

Die Frage nach eventueller Zugverstärkung muß man vermutlich gar nicht stellen, weil offenbar niemand auf die Idee kommt, solche Gruppen vorher anzumelden. :-/

Der Nahverkehr der Bahn ist aber ohnehin ein einziges Übel, das man so weit wie irgend möglich umgehen sollte. Oft fährt ja zumindest zwischen größeren Städten auch eine Fernverkehrsverbindung ...

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Und warum kommt niemand mehr auf die Idee, Gruppen vorzumelden? Weil der Schienenverkehrsdienstleister auf solche Anmeldungen inzwischen in der Regel nicht mit dem angemessenen "OK, wir verstärken den Zug Ihrer Wahl", sondern mit einem "dieser Zug ist für Gruppen über n Teilnehmern gesperrt" reagiert.

Und der Fernverkehr ist zwischen Karlsruhe und Mannheim schlicht zu teuer. Ich zahl nicht das doppelte, um dann nur die halbe Zeit im Zug arbeiten zu können.

Felix Pfefferkorn on :

Seh ich umgekehrt. Nahverkehr außerhalb der Berufspendlerzeiten ist angenehm leer, man kann wesentlich eher in Ruhe arbeiten (und sich mit seinen Unterlagen auf ein Viererabteil ausbreiten) als in einem üblich ausgelasteten ICE, wo höchstens mit Glück der Platz neben einem nicht von irgendeiner überformatigen wildfremden Person besetzt ist.

Das mit dem Voranmelden hab ich mal einer Grundschullehrerin bzgl. Ausflügen mit der Straßenbahn nahegelegt. Die behautete, man habe ihr erklärt, natürlich könne sie eine eigene Bahn mieten...

@Marc: "Zu meiner Zeit", also in den 80ern, ist man jedenfalls an meinem (süddeutschen) Gymnasium nicht in den letzten Tagen des Schuljahres weggefahren. Da gab's die Zeugnisse allerdings auch erst am letzten Schultag, während die heute anscheinend schon Tage vorher ausgehändigt werden.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Seh ich umgekehrt. Nahverkehr außerhalb der Berufspendlerzeiten ist angenehm leer,

ist er normalerweise. Im Moment allerdings eher nicht.

Das mit dem Voranmelden hab ich mal einer Grundschullehrerin bzgl. Ausflügen mit der Straßenbahn nahegelegt. Die behautete, man habe ihr erklärt, natürlich könne sie eine eigene Bahn mieten...

Autsch. Andererseits weiss ich von der AVG, dass dort bei Anmeldungen größerer Gruppen auch mal ein zweiter Triebwagen an die S1 angehängt wird, obwohl in den Umläufen eigentlich keiner vorgesehen ist.

Das oben von Dir zitierte Verkehrsunternehmen hat mit dem süffisanten Verweis auf eine Sonderfahrt nicht nur sich selbst, sondern allen Verkehrsmitteln einen Bärendienst erwiesen, denn in Zukunft wird diese Lehrerin sicher immer unangemeldet die Strassenbahn stürmen.

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