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Brillenstatus - Das Update I

Bei einer meiner letzten Serverstörungen kam zusammen mit der Nachricht, man hätte die Hardware getauscht und es würde nun alles wieder gehen der Hinweis, ich solle doch mal wieder bloggen. Das möchte ich hiermit tun - allerdings vorerst nicht vom Thema Bau. Ich bin Euch aber noch schuldig, wie es mit meiner Winkelfehlsichtigkeit und meiner Brille weitergegangen ist. Der Link führt zu den entsprechend getaggten Artikel, wenn man also nachlesen mag, sei man herzlich eingeladen.

Kurze Zusammenfassung der Vorgeschichte: Ich hatte seit meinen Teenagerjahren regelmäßig Kopfschmerzen, die ich von meinem Vater geerbt hatte. Das waren keine Migräne, sondern nach der Literatur eher dem Spannungskopfschmerz zuzuordnen, und beeinträchtigten meine Lebensqualität schon erheblich: Mehrmals im Monat hatte ich solche Kopfweh, dass ich eigentlich nur noch Radio hörend im Bett liegen konnte. Auf Hälfte der Uni habe ich dann eine Brille verschrieben bekommen, weil ich mich darüber beklagt hatte, dass es beim Hochgucken vom Heft zur Tafel immer ein paar Sekunden brauchte, um das Tafelbild scharf zu sehen. Ich hätte damals schon stutzen sollen, als ich eine Brille mit Plus-Werten, also für Weitsichtige verschrieben bekam. Fielmann hat aber die Werte vom Augenarzt auch nie hinterfragt, sondern ohne nachzumessen die Werte in die Brille reingemacht, die der Augenarzt aufgeschrieben hatte.

Als ich schließlich Sandra kennenlernte, hat ihr Chef bei mir eine Winkelfehlsichtkeit gemessen und ich habe, damals noch ganz an die Schulmedizin glaubend, entgegen des Rats aller Augenärzte mit großem Magengrimmen eine Prismenbrille gekauft. Und schwupps, war ich mitten im Krieg zwischen Augenoptik und Schulmedizin, denn die Meß- und Korrekturmethode nach Haase ist nicht unumstritten.

Für mich jedoch hat die Prismenbrille funktioniert. Meine Kopfschmerzen sind innerhalb eines halben Jahres fast vollständig verschwunden - statt in Gramm pro Woche kann mein Ibuprofen-Konsum tatsächlich wieder in Milligramm pro Quartal gemessen werden. Die Augenärzte haben zwar Recht gehabt, als sie mich davor gewarnt haben, dass man die "Dosis" der Prismen immer erhöhen wird, bis schließlich eine Operation auf dem Zettel stehen könnte.

Aber die Befürworter der prismatischen Korrektion haben eine gute und plausible Erklärung dafür: Der Körper ist in der Lage, die Winkelfehlsichtigkeit sowohl motorisch (die Augen werden dann halt anders positioniert) als auch sensorisch (das Gehirn gewöhnt sich daran, dass das Bild halt auf einer anderen Stelle der Netzhaut liegt als wo es eigentlich liegen sollte) auszugleichen. Dabei ist übrigens der sensorische Ausgleich der gefährliche, denn die Netzhaut löst nicht an allen Stellen gleich gut auf, und wenn man den Bereich der höchsten Sehschärfe dauerhaft unterfordert, kann es zu dauerhaftem Verlust an Sehschärfe durch Degeneration der gut auflösenden Netzhautbereiche kommen.

Aufgrund eines Gewöhnungseffekts lässt sich die unkorrigierte Winkelfehlsichtigkeit gar nicht in ihrem vollen Umfang messen. Die Korrektur wird also in Stufen aufgebaut, so dass sich die Gewöhnungseffekte langsam abbauen können. Hat man die Prismenbrille einige Monate getragen, so wird eine erneute Messung nicht selten einen höheren Korrekturbedarf sehen. Das kann man natürlich auch so interpretieren, dass eine korrigierte Winkelfehlsichtigkeit über die Zeit immer schlimmer wird, aber ich persönlich kann die Argumentation der MKH-Anwender, dass eine Winkelfehlsichtigkeit in ihrem vollen Maße zwar von Anfang an vorhanden, aber lediglich nicht messbar ist, auch nachvollziehen.

Und meine nicht mehr vorhandenen Kopfschmerzen sind mir persönlich genug Beweis, dass es für mich richtig war, den Weg der prismatischen Korrektion zu gehen. Disclaimer: Meine Frau Sandra ist (inzwischen) Meisterin des Augenoptiker-Handwerks, ist Mitglied der internationalen Vereinigung für binokulares Sehen (IVBS) und wendet die MKH selbst an.

Und im nächsten Artikel schreibe ich Euch dann, wie mein Weg über drei Prismenbrillen schließlich auf einem Koblenzer OP-Tisch geendet hat

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Zugschlusbeobachtungen on : Brillenstatus - Das Update II

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Die Fortsetzung des Artikels von gestern Meine erste Prismenbrille habe ich im Sommer 2006 bekommen. Meine Winkelfehlsichtigkeit ist eine Esophorie, das bedeutet, das die Augen lieber “nach innen” stehen als so parallel, wie sie stehen

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