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N*rt*n Internet Security Überdosis

Überall wo man hinkommt (auch dort, wo man eigentlich nicht hin will) sind die Computerbild lesenden "Profis" mit ihren voll krass konkreten persönlichen Feuerwänden schon da. Und unsereins steht da wie der Ochs vorm Berg, will keine Verantwortung tragen und steht im Bekanntenkreis als nicht hilfsbereiter <zensiert> dar.

Ähnlichkeiten mit in den letzten Tagen real besuchten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Fall 1

In Fall 1 ist $USER ein eher künstlerisch arbeitender Mensch, der sich aber seit bald zehn Jahren vom Computer (ganz früher ein Atari Mega ST, dann einer der letzten m68k-Macs, inzwischen mehrere Windosen) bei der Arbeit unterstützen lässt. Als ich noch Windows gemacht habe, hab ich $USER unterstützt, und kann das seit dem Wechsel ins Linux-Lager nicht mehr wirklich.

Trotzdem werde ich gebeten, ob ich nicht bei "den E-Mails" helfen könne. Mein "No, I won't fix your computer" wird gepflegt überhört, und ich gucke mir das Spielchen mal an. Nach Einwahl bei einem auf den ersten Blick identifizierbaren Provider (Passwort war auf dem System hinterlegt, Fenster war schneller wieder zu als ich gucken konnte), wird zuerst zielstrebig das Freenet-Webmail-Frontend aufgerufen und eine vierstellige Nummer als Username eingegeben. Das kommt mir schon etwas spanisch vor, denn Freenet hat ja nun sicher ein paar mehr Kunden. Erwartungsgemäß stimmt auch das eingegebene Passwort dann nicht und ich mache mich an die systematische Suche. Wie ist denn Deine Mailadresse? Visitenkarte wird rausgekramt, dort abgedruckt ist $USER@t-online.de.

Nun, somit haben wir jedenfalls schonmal raus, dass das Freenet-Webmail-Frontend eher nicht das richtige ist. Inzwischen ist $USER auch aufgefallen, dass er ein Programm zum Mailen benutzt. Nur: Auf dem System sind sowohl **tl**k als auch **tl**k *xpr*ss installiert, beide aber nicht konfiguriert. Ok, versuchen wir $USER wenigstens beim Mailclient auf den Pfad der Tugend zurückzubringen und holen die Erlaubnis ein, Thunderbird auf dem System zu installieren.

Während der Donnervogel heruntergeladen wird, will ich rausfinden, welcher Provider hier überhaupt IP liefert. Also, Kommandozeile aufgemacht, telnet mailgate.zugschlus.de 25 eingegeben, und... Ja. "N*rt*n Internet Security. telnet.exe versucht, auf das Internet zuzugreifen." WTF? Da hat doch tatsächlich irgend ein Mausartist eine persönliche Firewand installiert, und dann auch noch eins der zwei gefährlichsten Produkte überhaupt. Ich setze zur üblichen Predigt an, bemerke aber noch rechtzeitig, dass $USER völlig verunsichert ist und ich Gefahr laufe, mich in den nächsten fünf Jahren um das System kümmern zu müssen. Als dann auch noch der Thunderbird Installer irgendwas von einer fehlenden ZIP-Library faselt und sich weigert zu installieren, ist endgültig der Punkt erreicht, wo ich zwei Schritte von der Tastatur zurücktrete und mein Engagement an diesem System für beendet erkläre.

Ich habe $USER daraufhin versucht beizubringen, dass meine Arbeitstechnik und -methodik sich offenbar grundlegend von der desjenigen unterscheidet, der sich um die XP-installation auf diesem System kümmert, und dass ich demjenigen ungerne ins Handwerk pfuschen möchte. Es gab zwar keine Diskussion, aber $USER war schon mehr als nur etwas enttäuscht.

Fall 2

Fall 2 ist $USER, ein uralter Bekannter, der auch nicht so viel mit der Technik am Hut hat. Er arbeitete bis vor kurzem mit einem uralten P166 mit Windows 95 und hat mich vor ein paar Wochen gefragt, was er kaufen soll. Meine Aussage war irgendwas im Tenor "kauf den billigsten Rechner von $KISTENSCHIEBER, und ich würde an Deiner Stelle kein Windows nehmen, sondern von dem gesparten Geld eine DSL mit passsender Billigflatrate nehmen und Linux einsetzen. Da kann ich Dich nämlich aus der Ferne unterstützen".

Es folgte eine halbe Stunde Bestätigung, dass man auch mit Linux im Web surfen könnte, PDFs betrachten kann und dass OpenOffice dem Microsoft-Pendant so ähnlich ist, dass man für den Hausgebrauch mit OOo locker auskommt.

Ich fürchte, über das "für den Hausgebrauch" ist $USER gestolpert, denn zwei Wochen später bekam ich eine Mail, mit einem modernen **tl**k verschickt. Man habe doch lieber auf den Industriestandard gesetzt.

Inzwischen habe ich den bewussten Rechner auch gesehen. Windows und Office sauber lizenziert, im Internet unterwegs mit dem alten 33.6er-Modem, und, natürlich, Nrtn Internet Security, aber nur ein XP SP1. WAAAAH Was war das für ein Gehirnartist? $USER hat für den Nrtn-Scheiß tatsächlich auch noch Geld ausgegeben.



GNA

Zum Glück hatte ich da bereits vorab angekündigt, den Rechner nicht anzufassen, weil ich nicht die Suppe auslöffeln will, die $USER sich dadurch eingebrockt hat, dass er meinen Rat zu ignorieren können meinte.

Und die Moral von der Geschicht?

Egal, wie man sich anstrengt, Windows (in veralteter, ungepatchter Version) und N*rt*n Internet Security sind schon da. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Und ich brauch' dringend 'nen MCSE.

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Comments

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thilde on :

[den üblichen Windows-Personal Firewall-etc-Rant gesnippt]

Es ist ein Kampf gegen Windmühlen.

Haben die Windmühlen angegriffen? ;-) Im Ernst, irgendwie wunder ich mich, woher du die Inbrunst nimmst, dich über sowas aufzuregen.

Und ich brauch' dringend 'nen MCSE.

Nöh, ne klarere Linie. (Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich dir sowas mal sagen würde).

Trink mit solchen Leuten ein Bier, red mit ihnen über alte Zeiten - aber lass die Flossen von deren Rechner, solang sie kein BS darauf haben, mit dem du was anfangen kannst, und wichtiger: willst.

Ich würde auch keinen Kunden akzeptieren, der von mir verlangt, dass ich meinen Job mit verbundenen Augen, rückwärts laufend, "Hänschen klein" pfeifend mache. Noch nicht mal dann, wenn ich das gratis für ihn tun soll. ;-)

Warum also solltest du?

Sorry fürs Klugscheißen, aber deinen klugen Kopf + deine Energie kannst du doch besser für deine Interessen verwenden, find ich.

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